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Erkältung oder Corona?
Was jetzt zu tun ist, wenn man sich krank fühlt – ein Erfahrungsbericht
Unser Redakteur fühlte sich krank und wollte wissen, wie er in der aktuellen Situation damit umgehen sollte. Ein Besuch beim Arzt brachte Aufklärung.
Seit einigen Tagen habe ich leichte Erkältungssymptome. Hals- und Kopfschmerzen, leicht erhöhte Temperatur und ein Kratzen im Hals. Nichts dramatisches, wahrscheinlich ist es nur eine harmlose Erkältung. Normalerweise würde ich damit ganz normal weiter zur Arbeit in die Redaktion gehen. Doch die Entwicklungen in den letzten Tagen haben mich vorsichtig werden lassen. Es ist zwar noch sehr unwahrscheinlich, dass ich tatsächlich das Coronavirus in mir trage, aber zur Zeit gilt: Vorsicht kann Menschenleben retten. Deshalb rufe ich bei meinem Hausarzt an und mache einen Termin aus.
Die Stimmung ist angespannt. Beim Eintreten in die Praxis stolpert man quasi über einen Tisch, auf dem mehrere Desinfektionsmittel bereitstehen. Warnschilder bitten darum, dass man sich die Hände beim Betreten und Verlassen der Praxis desinfiziert. Am Empfang stecke ich meine Krankenkassenkarte ausnahmsweise selber in das Lesegerät und meine Ärztin empfängt mich selbstverständlich ohne Handschlag. Ich werde gebeten, mich in ausreichendem Abstand zu anderen Patienten aufzuhalten. Ich setze mich und achte penibel darauf nichts anzufassen. Das Atmen unter dem Mundschutz, den ich als Vorsichtsmaßnahme ausgehändigt bekommen habe, ist gewöhnungsbedürftig. Es ist das erste Mal, dass ich eine solche Maske auf dem Gesicht habe. Mit dem Mundschutz komme ich mir komisch vor. Aber er ist notwendig, um das Risiko zu minimieren. Für mich und für alle anderen.
Normalerweise sitze ich mindestens eine Stunde im Wartezimmer meines Hausarztes, bevor ich in die Sprechstunde darf. Gerade an Montagen kann es auch mal länger dauern. Heute war alles anders. Nur ein anderer Patient war mit mir im Wartezimmer. Die meisten Krankheitsfälle werden am Telefon abgewickelt. Am Empfang wurde mir mitgeteilt, dass auch ich sofort eine Krankschreibung ausgehändigt bekomme, wenn ich das wollte, ganz ohne Untersuchung. Ich wollte aber mit der Ärztin sprechen, weil mich interessierte, ob ein Corona-Test auch ohne Verdachtsfall möglich ist.
In einem Risikogebiet bin ich nicht gewesen. Dazu zählen Tirol, Italien, China, Südkorea, Madrid, Ostfrankreich und einige US-Staaten. Nachgewiesenen Kontakt zu einem Infizierten hatte ich auch nicht. Nur wenn ich eins dieser Kriterien erfüllen würde, könnte meine Ärztin einen Test anordnen, der von der Krankenkasse übernommen wird. Und wenn ich den Test selber bezahle? Meine Ärztin greift zum Telefonhörer. Offenbar bin ich der erste Übervorsichtige, der einen Test in Erwägung zieht, obwohl kein begründeter Corona-Verdacht besteht. Sie spricht von 150 Euro, dann 180, dann ist sogar die Rede von 300 Euro. Sie verlässt den Raum und bittet mich zu warten. Nach einiger Zeit kommt der Chefarzt und erklärt mir, dass ich keinen Abstrich machen lassen kann. Auch wenn ich die Kosten selber übernehmen würde. Die Kapazitäten in Ingolstadt sind aktuell einfach noch zu gering.
Natürlich wäre es das Vernünftigste, jeden zu testen. Doch aktuell ist das nicht möglich. Deshalb gilt: wenn man Erkältungssymptome hat, meldet man sich zuerst telefonisch bei seinem Hausarzt und lässt sich auf diese Weise beraten. Krankschreibungen können auch telefonisch ausgestellt werden. Oder man wendet sich an die allgemeine Hotline des Patientenservice unter der Nummer 116117. Unangekündigt sollte man dieser Tage nicht in einer Arztpraxis erscheinen, das wird nicht gerne gesehen.
Wie schon unsere Kanzlerin sagte, ist es jetzt wichtig, die sozialen Kontakte auf ein Minimum herunterzuschrauben. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, in der jeder vermiedene Kontakt Menschenleben retten kann. Ich werde das Haus also erst einmal nicht verlassen. Schließlich will ich niemanden anstecken.
Es wird sich einiges verändern in den nächsten Wochen. Wir müssen uns alle bewusst machen, dass wir potentielle Virenschleudern sind und uns dementsprechend rücksichtsvoll verhalten. Mit kleinen Dingen ist schon viel getan. Bei kleineren Einkäufen auf einen Einkaufswagen verzichten und stattdessen eine eigene Tasche verwenden, wenn möglich öffentliche Verkehrsmittel meiden und keine Rolltreppen, Klinken etc. mit der Hand berühren. Das sind Automatismen, genau wie das sich ins Gesicht fassen, die man sich abtrainieren kann. Man muss nicht paranoid werden, eine gesunde Vorsicht reicht aus, dass wir zusammen durch die Krise kommen, ohne dass sie zur Katastrophe wird.