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K(l)eine Krisenhochzeit
Wie heiratet es sich inmitten der Corona-Krise? Benjamin Ziegaus und Isabelle Bernhardt haben den Termin für ihre standesamtliche Trauung am 20. März bereits von sechs Monaten vereinbart. Zu einer Zeit, in der Corona noch Bier und Ausgangsbeschränkungen undenkbar waren. Wie wohl die Trauung ablief und was aus ihren Flitterwochen wurde…?
„Die letzten zwei Wochen vor der Hochzeit waren wie in einem falschen Film“, sagt Personaltrainer Benjamin Ziegaus, bekannt von Sportziege. „Die Meldungen haben sich stündlich überschlagen, wir wussten eigentlich bis kurz vor der Trauung nicht, ob sie stattfinden darf und falls ja – wie bzw. mit wem.“ Am Ende wurde es eine echte Punktlandung. Die Ausgangsbeschränkungen wurden zwei Stunden vor der Trauung bekanntgegeben – wirksam allerdings erst ab Mitternacht. „Wir hatten somit wirklich haarscharf Glück.“
Verschieben oder durchziehen?
Eine Trauung verschiebt man nicht so leicht, schließlich fiebert man schon Monate darauf hin. „Wir haben beschlossen, die standesamtliche Trauung durchzuziehen, da wir unsere Ringe mit diesem Datum gravieren ließen und uns sicher waren, dass für uns einzig und allein wichtig ist, dass wir heiraten können.“ In diesem Jahr ist außerdem noch eine große freie Trauung geplant. „Daher waren wir entspannt, als wir erfahren haben, dass wir nicht alle Leute mit ins Standesamt nehmen dürfen. Wir hätten auch nur zu zweit geheiratet.“ Etwas mehr waren es im Stadesamt dann doch, nämlich die Trauzeugen, die vier engsten Angehörigen und der Standesbeamte. Der Rest musste vor dem Rathaus (natürlich mit Abstand) warten – oder konnte dank Brautvater die Trauung sogar zuhause verfolgen. Dieser filmte die Trauung nämlich per Smartphone, gegen die Skype-Übertragung war selbst Covid19 machtlos. „Somit hatten wir all unsere Lieben irgendwie doch dabei“, sagt Benjamin.
Sicherheitsabstand?
Aus einer Entfernung von 1,5 Metern steckt es sich einen Ehering nur sehr schwer an. „Wir mussten Gott sei Dank keinen Sicherheitsabstand halten, auch unsere Trauzeugen durften neben uns sitzen. Wir haben im Standesamt die Situation mit Corona auch einfach Mal ausblenden können.“
Latexhandschuhe!
„Der Standesbeamte durfte uns die Hand nicht schütteln. Hierzu hatten wir eigentlich extra Latexhandschuhe gekauft, die wir aber in der Aufregung vergessen haben“, berichtet Benjamin. Latexhandschuhe trugen dann allerdings alle Freunde und Verwandte vor dem Standesamt – Umarmungen gab es natürlich aber trotzdem!
Feier in kleinem Kreis
Den Sektempfang verlagerte man kurzerhand in die eigenen vier Wände. Der Weg war sowieso nicht weit, Benjamin und Isabelle wohnen direkt am Rathausplatz. „Wir haben mit den engsten Leuten im kleinen Kreis mit den nötigen Maßnahmen gefeiert. Bis zu den verhängten Maßnahmen bzw. zu den Ausgangbeschränkungen um Mitternacht war aber jeder zuhause“, erklärt Benjamin. „Auch hier galt für uns: Unsere große freie Trauung mit großer Party kommt noch. Daher waren wir an diesem Tag – nachdem uns klar war, wir dürfen heiraten und alles wird klappen – entspannt.“Ab in die Flitterwochen?
Benjamin: „Unsere großen Flitterwochen sollten im Mai nach Island gehen. Da wir unsere freie Trauung Gott sei Dank unkompliziert auf September verschieben konnten, werden die Flitterwochen im Oktober stattfinden. Wir reisen drei Wochen mit dem Wohnmobil durch Island. Jetzt wollten wir eigentlich nur ein bisschen zum Wellness.“
Der Wellnessurlaub wurde leider ebenfalls abgesagt. „Wir verbringen die kleinen Flitterwochen nun damit, unsere Terrasse herzurichten und Dinge zu tun, für die sonst nie Zeit ist. Zum Beispiel Kleider ausmisten. Außerdem wird viel Sport getrieben.“
Wie lief eigentlich der Hochzeitsantrag ab?
Kennengelernt haben sich die beiden Ende 2011 in Benjamins damaliger Arbeitsstelle bei Spörer. Isabelle brauchte eine Bandage, Benjamin hat sie ihr angepasst. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick. „Der Plan, dass Isa nach dem Wochenende wieder zu Spörer geht, um so zu tun, als würde die Bandage nicht passen, damit man sich wiedersieht, musste nicht umgesetzt werden, da wir uns einen Tag nach dem ersten Treffen zufällig in einem Club wiedergesehen haben. Danach hat es noch ca. fünf Wochen gedauert, bis wir zusammengekommen sind“, erinnert sich der frischgebackene Ehemann.
Isabelle ist Hebamme und Lehrhebamme. Sie ist, wie Benjamin, aus Ingolstadt. Sie wollte aber nochmal (richtige) Großstadtluft schnuppern, weshalb sie Ende 2015 für drei Jahre nach Berlin zog. „Die Zeit als sie in Berlin war, war keine leichte. Ich habe damals meine Physiotherapie-Ausbildung gemacht, wir haben uns nur an bestimmten Wochenenden gesehen. Als ich mein Staatsexamen gemacht habe, kam sie zum Glück zurück und wir haben uns „NEU“ verliebt. Als wir dann in der Toskana waren und jeden Tag mega harmonisch genossen haben, stand für mich fest: mit dieser Frau will ich den Rest meines Lebens verbringen.“ Die beiden haben jetzt eine schöne Altstadtwohnung und werden Ingolstadt erstmal nicht mehr verlassen. Die Toskana ist für die beiden aber noch aus einem anderen Grund eine ganz besondere Region. Dort hat Benjamin Isabelle nämlich im August 2019 den Heiratsantrag gemacht. „Ich habe sie auf der Terrasse unseres Bungalows in den Weinbergen gefragt. Sie hat sofort „Ja“ gesagt. Den Ring habe ich zuvor in Siena spontan gekauft, als Isa sich bei 40 Grad eine Winterjacke gekauft hat“, lacht Benjamin. „Da habe ich mich kurz abgeseilt.“
„Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll“…
…antwortet Benjamin auf die Frage, was er an Isabelle besonders schätzt. „Sie ist immer für mich da und eine absolute Stütze. Sie steht immer hinter mir, egal was ich mache“, schwärmt er. Bei so mancher wichtigen Entscheidungen seines Lebens war sie helfend an seiner Seite. „Ich war damals ziemlich festgefahren in meinem Beruf als Orthopädietechniker und habe schon lange mit dem Gedanken gespielt Physiotherapie zu erlernen. Aber drei Jahre Ausbildung? Kein Geld verdienen? Nochmal von vorne anfangen?“ Es waren viele Fragen, die Benjamin damals durch den Kopf gingen. Isabelle hat ihn dazu ermutigt, diesen Schritt zu gehen. Die richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. „Sie ist bei jeder wahnsinnigen Idee, die ich habe, an meiner Seite.“ Bei jedem Spendenlauf, den er sich ausdenkt, ist sie dabei. Und sie ließ ihn „sein Ding machen“, wenn er unzählige Trainingsstunden abspulte. „Was ich an ihr als Person schätze, ist ihre ehrliche und offene Art. Sie bringt mich sehr oft zum Lachen und ich kenne wenige Personen, die so offenherzig durchs Leben gehen. Du kannst sie in jede Gruppe setzen und sie schafft es binnen weniger Minuten jeden in ein Gespräch zu binden.“ Auch ihr modischer Style gefällt ihm sehr. „Sie ist eine wunderschöne Frau, mit der ich hoffentlich auch irgendwann ähnlich schöne Kinder haben darf“, erzählt er mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Isabelle hat sich gleich zwei Kleider zugelegt, in beide hat sie sich sofort verliebt. Das Kleid zur standesamtlichen Trauung (s. Bild) ist von Samsoe & Samsoe, das eigentliche Brautkleid für die freie Trauung ist aktuell auch für Benjamin noch gemein. Es ist von Hey Love in München. „Ich bin gespannt, was sie im September tragen wird, da ich sie in diesem Kleid am Standesamt schon umwerfend fand“, sagt Benjamin. Sein Hochzeitsoutfit ist von Wöhrl. „Für die freie Trauung hole ich mir selbstverständlich was Neues. Hierzu werde ich wahlweise zu MEN schauen.“
Ihre Trauringe haben die beiden online anpassen und gravieren lassen. Der Brautstrauß war von Keimling in Ingolstadt. „Hier wird auch der Strauß für September gemacht. Alles auf der freien Trauung wird im Boho-Stil sein.“
Das espresso Team wünscht den beiden eine glückliche Zukunft!