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Mit dem WoMo durch die Heimat

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Mit dem WoMo durch die Heimat

Text & Fotos: Sabine Kaczynski | Titelfoto: Adobe Stock / aleutie

Urlaub in Corona-Zeiten: Viele Menschen haben bei dem Gedanken an Fahrten oder Flügen ins Ausland, volle Hotels, Andrang am Buffet oder überfüllte Strände noch Bedenken. Trotzdem fällt uns nach den langen Beschränkungen zuhause die Decke auf den Kopf und das Sommerwetter weckt die Reiselust. Die Lösung für dieses Dilemma ist ein Urlaub im Wohnmobil! Das Häuschen auf vier Rädern vermeidet den direkten Kontakt mit anderen Reisenden, man ist mobil und flexibel, Kochen, Essen, Duschen und Schlafen ist bequem in der Mini-Wohlfühloase möglich. Bleibt man in der Region, kann man zudem lokale Restaurants, Händler oder – wie wir in Franken – auch Winzer unterstützen, wenn man seine kleine Höhle doch einmal verlässt.

Bevor man überhaupt losfährt, sollte man sich eine Liste mit sämtlichen Utensilien machen, die man für eine Tour mit dem Wohnmobil braucht. Denn anders als bei einem Hotel-Urlaub ist die Ausstattung mit Klamotten nur ein kleiner Teil dessen, was mitgenommen werden muss. Will man sich selbst versorgen, muss alles rund ums Essen und Kochen dabei sein – angefangen von Topf und Pfanne, über Besteck bis zum Korkenzieher. Sonst ist die Enttäuschung groß, wenn man die regionalen Tropfen nicht genießen kann, weil sich die Flasche nicht öffnen lässt. Für die Körperpflege muss genauso gesorgt werden wie für ein kuscheliges Bett – also nichts vergessen!

Tag 1: Es geht los!

Nachdem wir unser Miet-WoMo beladen hatten, starteten wir am ersten Tag Richtung Rhön. Der erste Halt war in Lindelbach bei Randersacker, wo wir uns beim örtlichen Wirt der „grünen Linde“ mit Silvaner, Scheurebe und hausgemachter Leberwurst eindeckten. Zudem versorgten wir uns mit lokal produzierten Nudeln und regionalem Bier. Am nahegelegenen Mainufer gab es den ersten Kaffee – der Einfachheit halber ein löslicher. Sitzen, genießen, auf den Fluss schauen, das ist Entschleunigung, wie man sie sich wünscht. Unseren ersten Stellplatz, ein Waldparkplatz am Rothsee in Bischofsheim, hatten wir dann ganz für uns allein. Gemütlich umrundeten wir den kleinen See, nur begleitet von einigen schnatternden Enten. Der strömende Regen, der während der Fahrt nahezu pausenlos auf unser WoMo prasselte, hatte sich verzogen, es klarte auf und wir gingen noch ein paar Schritte zur nahegelegenen Basaltabbaustelle. Dieser Rohstoff kommt sehr häufig in der Rhön vor und wird etwa als Schotter für den Gleisbau verwendet. Von der kleinen Anhöhe konnte man sogar den Kreuzberg sehen. Abends kochten wir Penne mit Bolognesesauce, dazu natürlich ein Schlückchen Wein. Geschlafen haben wir danach prima.

Tag 2: Ab nach Poppenhausen

Tag zwei begannen wir nach einem kurzen Frühstück mit einer herrlichen Wanderung durch die raue Schönheit der Rhön. Entgegen aller Voraussagen war das Wetter zum Laufen ideal, wir begegneten Kühen, Galloways, Hasen und Schmetterlingen, wir hörten Schafe, sahen sogar einen Buntspecht und erfuhren, was es mit der Teufelsmühle auf sich hat – Menschen trafen wir allerdings kaum. Ganze vier Wanderer kamen uns auf der dreistündigen Tour entgegen – einfacher kann eine Kontaktsperre nicht funktionieren. Zurück am Rothsee hatte die dort gelegene Fischerhütte geöffnet und wir gönnten uns ein deftiges Mittagessen – natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln. Der nächste Abstecher führte uns nach Fladungen, wo wir im „Rhöner Bauernladen“ am Bahnhof Schafsseife mit verschiedenen Zutaten und einen Schlehenschnaps kauften. Leider fährt die beliebte Dampfeisenbahn noch nicht, das Freilandmuseum hat jedoch geöffnet. Wir fuhren nach einer kurzen Kaffeepause jedoch weiter nach Poppenhausen, unserem heutigen Übernachtungsplatz. Direkt nebenan grasten jede Menge „Rhön-Lamas“, die man auf einer Trekking-Tour spazierenführen kann. Auch Nordic Walking ist hier beliebt. Wir entschieden uns jedoch für einen kleinen Rundgang durch das Städtchen, bevor den Tag bei einer Brotzeit im WoMo ausklingen ließen.

Tag 3: Der Liebesweg

Am dritten Tag brachen wir direkt vom Stellplatz aus zu einer weiteren Wanderung auf. Ziel war diesmal die Ebersburg. Auch auf dieser hübschen Route waren wir nahezu allein unterwegs, auf der Ruine hätte man sogar picknicken können, denn die Sonne strahlte und Bänke und Tische waren vorhanden. Auf dem Rückweg entdeckten wir noch den sogenannten „Liebesweg“, der an einem großen roten Stahl-Herz startet und allerlei Überaschungen für Pärchen parat hält. Nach einem Mittagssnack im WoMo fuhren wir weiter nach Ostheim, ein schmuckes Dörfchen mit vielen herausgeputzten Fachwerkhäuschen, einem stattlichen Rathaus – und Bionade. In diesem unterfränkischen Städtchen wurde 1994 das inzwischen deutschlandweit bekannte Erfrischungsgetränk erfunden und wird bis heute hier produziert. Entlang der Streu, die durch Ostheim fließt, kann man wunderbar spazierengehen, auch eine Kneipp-Anlage findet sich dort. Am Abend statteten wir den „Rhönpiraten“ einen Besuch ab. Die kleine Brauerei stellt neben Keller-, Spezial- oder Weizenbier auch die Bockbiere „Pirator“ und „Piratus“ sowie ein äußerst leckeres IPA her, das wir selbst getestet haben. Kleinigkeiten wie Currywurst oder Pizza bekommt man im nett angelegten Biergarten auch – sehr empfehlenswert! Zurück am WoMo waren die Temperaturen noch immer so angenehm, dass wir spontan unsere Campingmöbel auspackten und uns noch einen Absacker im Freien gönnten.

Tag 4: Musikalischer Abschied

An Tag vier traten wir bereits unsere Rückreise des Mini-Urlaubs an. Der Weg führte uns zunächst in die oberfränkische 200-Seelen-Gemeinde Treppendorf im Landkreis Bamberg. Ein Ort mitten im Nichts, der aber Musikern europa-, wenn nicht sogar weltweit ein Begriff ist. Denn hier residiert Thomann, der weltgrößte Versender für Musikinstrumente, Licht- und Tonequipment mit knapp 10 Millionen Kunden und 80.000 Produkten. Im „Laden“ vor Ort kann man sich stundenlang aufhalten und Instrumente oder Zubehör testen. Danach führte uns die Reise weiter auf dem Bocksbeutelweg ins mittelfränkische Burgbernheim, Landkreis Neustadt an der Aisch. Unser Stellplatz lag direkt neben dem Freibad und einer Minigolfanlage, zudem gab es dahinter einen hübsch angelegten Teich mit diversen Obstbäumen, wie sie auf den fränkischen Streuobstwiesen häufig zu finden sind. Das Städtchen selbst schien – wahrscheinlich Corona-bedingt – ein bisschen verschlafen, aber sehr hübsch anzuschauen. Die Kirchenburganlage mit dem prächtigen Torhaus ist das Wahrzeichen des Orts, der dazugehörige Friedhof ist terrassenförmig in die Hanglage gebaut. Das Wetter war auch hier so angenehm, dass wir den Urlaub gemütlich im Freien – auf der überdimensionalen Bank am Teich – ausklingen lassen konnten, bevor wir unser WoMo am nächsten Morgen schweren Herzens wieder abgaben. Wir finden: Diese Form des Reisens ist in den momentan herrschenden noch recht unsicheren Zeiten perfekt, da man den Kontakt zu anderen Menschen bewusst „dosieren“ kann – je nachdem, wie sicher man sich fühlen möchte. Von uns deshalb ganz klar: Daumen hoch fürs WoMo!

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