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Der Mann und das Feld

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Der Mann und das Feld

Foto: Adobe Stock / Evgeniy Kozlov

Rechts, links, rechts, links, rechts, links. Wer auf der Ingolstädter Straße zwischen Oberhaunstadt und Lenting fährt, sieht auf den weitläufigen Feldern schonmal jemanden einen länglichen Gegenstand dicht über dem Boden entlangschwingen. Von rechts nach links, von links nach rechts. Quer über das ganze Feld. Stundenlang. Wer das ist und was das zu bedeuten hat? Wir haben nachgefragt.

32,5 Grad Celsius zeigt die Temperaturanzeige in meinem Auto an, als ich mich entschließe, dem Mann auf dem Feld einmal einen Besuch abzustatten. Gesehen habe ich ihn schon öfter, angehalten noch nie. Vergangene Woche war es schließlich so weit. Die Sonne sticht vom Himmel, als ich einige hundert Meter über den bereits abgemähten Acker stapfe, und schließlich vor der Person stehe, die dort etwas zu suchen scheint.

Es ist Jörg

Jörg ist Sondler. Sondler sind Sondengänger, also Menschen, die mithilfe eines Metalldetektors gezielt Gegenstände im Boden suchen. Am besten so alt wie möglich. Dafür schwingt man das Gerät eben so nah wie möglich über den Untergrund – von links nach rechts, von rechts nach links. Das Sondeln erfreut sich immer größerer Beliebtheit, unzählige YouTube-Kanäle gibt es dazu. Er selbst wurde auf der Suche nach einem neuen Hobby so inspiriert. Mittlerweile hat Jörg einen eigenen Kanal mit aktuell 744 Abonnenten und insgesamt knapp 120.000 Videoaufrufen. Jogi der Sondler nennt er sich.

Highlight aus der Römerzeit

Seit sechs Jahren macht sich Jörg schon auf die Suche nach verborgenen Schätzen. Auf dem Acker, auf dem wir gerade stehen, hat er schon einen römischen Schlüssel gefunden – das Highlight seiner bisherigen Sondlerkarriere – und zwei Kanonenkugeln. Aber auch römische Fibeln und römische Münzen konnte er schon ans Tageslicht zerren. “Ich arbeite mit dem Stadtmuseum zusammen. Den Archäologen zeige ich meine Funde, in Bayern hat man die sogenannte Fundmeldepflicht”, sagt Jörg. Der römische Schlüssel ist in Jörgs persönlichem Besitz. “In Bayern gibt es kein Schatzregal. Wenn es die Archäologen behalten wollen, müssen sie es dir abkaufen – oder man schenkt es dem Museum. Ansonsten kann man es behalten.” Recht häufig zu finden sind Reichspfennige aus der Weimarer Republik. “Die liegen hier wie gesät.”

 

Die Genehmigung der Bauern braucht man beim Sondeln. Einer von ihnen pflügt gerade über den Acker. “Die beste Zeit fürs Sondeln”, wie Jörg erklärt. Es dauert nicht lange, bis der Bauer seinen Traktor neben uns anhält. Ob er denn schon wieder etwas gefunden hätte, fragt er Jörg. Heute noch nicht, “aber beim letzten Mal auf dem anderen Acker eine Silbermünze von 1674.” Man kennt sich und plaudert öfter miteinander. Früher – als der mittlerweile über 80-jährige Bauer Obermeier noch ein kleiner Bub war – waren es 17 Bauern in Oberhaunstadt, jetzt ist er einer der letzten und immer noch aktiv. “Ich kann ohne Arbeit nicht sein.” Doch irgendwann wird auch er aufhören müssen. “Wenn ich aufhöre, gibt’s uns nicht mehr”, sagt der Landwirt dazu. Sein Sohn wird nicht in seine Fußstapfen treten. Ein Sinnbild über die Vergänglichkeit – und eigentlich eine passende Geschichte zu Jörgs Hobby, der das Vergangene wieder hervorbringen will. Der Motor startet und bald darauf zieht der Landwirt seine letzten Runden.

Für alle, die jetzt Lust auf dieses Hobby bekommen haben: “Gute Geräte gehen ab 300 Euro los”, sagt Jörg. Sein Metalldetektor hat ihn rund 1.000 Euro gekostet. Es geht aber auch noch deutlich teurer. Auch ein kleiner Spaten und ein sogenannter Pinpointer zur genaueren Ortung der Metallteile bieten sich als Ausrüstungsgegenstände an. Wir wünschen viel Erfolg.

Jogi der Sondler

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