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"Stärke liegt auch in Verletzlichkeit"
Fashion- & People-Fotografin Susan Buth im Interview
Die Frauen auf ihren Fotos wirken stark und selbstbewusst, ihre Bilderstrecken strotzen vor Ausdruckskraft. Mit espresso spricht Susan Buth über ihren Werdegang zur Fotografin.
Susan, du hast klassisch eine Ausbildung zur Fotografin gemacht. Worin liegt für dich die Faszination an der Fotografie und wann hast du gemerkt, dass du diese zu deinem Beruf machen willst?
Eigentlich war es genau umgekehrt. Ich habe meinen Beruf zur Faszination gemacht. Ich hatte vor meiner Ausbildung rein gar nichts mit der Fotografie zu tun. Als es dann nach meinem Fachabitur darum ging, welchen Weg ich einschlagen möchte, wusste ich schnell – ich will nicht studieren. Ich wollte ein Handwerk erlernen und bewarb mich bei den verschiedensten Berufsausbildungen. Unter anderem die des Fotografen. Ich fand das super spannend und bekam dann auch die Stelle. Meine Ausbildung aber bestand hauptsächlich daraus, tagtäglich Passbilder zu machen. Irgendwann nach der Ausbildung kündigte ich und merkte schnell, eher in eine andere Art von Fotografie gehen zu wollen.
Stöbert man durch deinen Instagram-Account, entsteht der Eindruck, dass du für deine Shootings viel auf Reisen bist. Täuscht der Eindruck?
Meinen Instagram-Account führe ich nicht als Tagebuch, sondern eher als Art Galerie. Es stimmt, dass ich viele Fotos auf meinen Reisen mache – die ich dann nach und nach mit meinen Followern teile. Diese müssen aber nicht immer zwingend aktuell sein. Wichtiger für mich ist, dass die Bilder zusammen harmonieren und es Spaß macht, durch mein Profil zu scrollen und Fotos zu entdecken. Ich fotografiere jedoch sehr viel in Ingolstadt in meinem kleinen privaten Studio oder in der Natur. Hier lebe und arbeite ich sehr gerne.
Als wir dich kontaktiert haben, hast du angemerkt, du hättest in dieser Woche wenig Zeit. Bist du gerade in ein Arbeitsprojekt eingespannt und möchtest uns kurz davon erzählen?
Ja, das stimmt. Aktuell ist jeden Tag etwas los. Gerade mache mich in der Fotografie selbstständig und habe deswegen neben den Aufträgen viele Termine oder Seminare. Ich habe die Fotografie jetzt viele Jahre nebenbei gemacht, denn ich habe eine Zeit als Konstrukteurin für ein Ingenieurbüro gearbeitet. Leider hat sich in dieser Rubrik generell die Auftragslage verschlechtert, aber zum Glück meine erheblich verbessert, sodass ich dieses Jahr den Schritt in die Vollselbständigkeit wagen möchte.
Die Models auf deinen Fotos wirken stark und selbstbewusst – nur selten verletzlich. Macht gerade das deine Fotos aus?
Mit Sicherheit. Frauen müssen sich ganz anders behaupten, um an ihre Ziele zu kommen und haben es nicht immer leicht. Schon immer, auch als Kind, bewunderte ich eher die starken Frauen aus der Musik-, Kunst- und Filmbranche. So auch im privaten Leben. In der Fotografie „passiert“ diese Darstellung aber eher ganz natürlich und wenig geplant. Wichtig ist mir eine gute Connection zum Model zu haben – der Rest kommt von allein und ist ein Prozess. Aber ich finde, Stärke liegt auch in Verletzlichkeit und nahbar zu sein. Vielleicht sollte ich dies als neues Projekt angehen.
Gibt es einen speziellen Ablauf, auf den du bei deinen Shootings achtest oder führt Spontanität zu besseren Fotos?
Ich bin ein großer Fan von Spontanität. Je mehr ich plane, desto abweichender davon kann das Shooting verlaufen. Ich mache mir schon einen roten Faden und hole mir Inspirationen. Aber im Moment selbst agiere ich dann doch lieber intuitiv. Ich finde, es bringt mich nicht zum Ziel, starr an Konzepten zu halten. Jeder Mensch ist anders und jeder Tag, jede Stimmung ist anders.
Hast du andere FotografInnen als Vorbild? Welche FotografInnen inspirieren dich und deine Arbeit?
Oh ja! Ich liebe Inspirationen von coolen Fotografen. Dazu gehören Hedi Slimane, Peter Lindbergh, Mario Testino, Daniella Midenge, Lina Tesch, Cameron Hammond, Alexandra Nataf, Akila Berjaoui, Kate Bellm, Chris Colls uvm.
Erinnerst du dich noch an deine erste Kamera? Womit fotografierst du aktuell?
Ja! Das war eine Canon EOS 400 D. Die hatte ich mir von meinem damals sehr geringen Ausbildungsgehalt erspart. Damit habe ich erstmal Blumen und Landschaften und danach Freunde mehr oder weniger professionell fotografiert. Jetzt fotografiere ich immer noch mit Canon, aber mit der EOS 5D Mark III und analog mit der EOS 1V.
Die Fotografie zum Beruf zu machen wird immer schwieriger – zumindest liest man das oft in Interviews mit Berufsfotografen. Wie ist dein Eindruck und würdest du einem jungen Menschen davon abraten, diesen Weg einzuschlagen?
Ja und nein! Einerseits finde ich ist es heutzutage ziemlich einfach, sich das Handwerk und die Technik anzueignen. Es gibt massig Tutorials, Blogs oder Workshops, in denen man sich kostengünstig oder sogar umsonst fortbilden kann. Auch die Kameras werden immer umgangsfreundlicher und erledigen schon fast die halbe Arbeit.
ABER das bringt es auch mit sich, dass es mehr und mehr Fotografen auf dem Markt gibt. Um als Fotograf arbeiten zu dürfen, braucht man nicht zwingend eine Ausbildung. Letztendlich setzt sich aber ein Blick für Ästhetik, Fleiß und auch ein bisschen Mut immer durch. Deswegen würde ich jungen Menschen sicher nicht davon abraten, wenn sie diszipliniert sind und bereit sind, dran zu bleiben.
Gibt es einen Menschen, den du am liebsten einmal fotografieren möchtest?
Da fällt mir spontan keine spezielle Person ein. Aber ich halte meine Augen immer offen für interessante Gesichter.
Susan, vielen Dank für das Interview.
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