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Der Rekordbrecher

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Der Rekordbrecher

Mike Bauer macht ein duales Studium der Luft- und Raumfahrttechnik bei Lufthansa in München

In schwindelerregenden Höhen fühlt sich Mike Bauer pudelwohl. Der 25-Jährige aus Wackerstein betreibt ein Hobby, das andere am liebsten von unten beobachten: Segelfliegen

Mike Bauer fliegt, seit er 14 ist. Wäre es früher möglich gewesen, wäre er schon als kleines Kind ins Cockpit gestiegen. Mittlerweile betreibt Mike das Segelfliegen als Leistungssport als Teil der Junioren-Nationalmannschaft. Im letzten Sommer gelang ihm ein 1.000-Kilometer-Flug von Manching über den Bayerischen Wald bis nah an die französische Grenze und zurück. Neuneinhalb Stunden hat er dafür gebraucht. Im espresso-Interview verrät Mike, wie man einen solchen Flug plant, was dabei alles zu beachten ist und warum er sich kein schöneres Hobby vorstellen kann.

espresso: Mike, du betreibst ein faszinierendes Hobby: das Segelfliegen. Wie bist du dazu gekommen?
Mike: Ich war etwa 3 oder 4 Jahre alt, als ich meiner Mama davon erzählt habe, dass ich mit 14 Jahren den Segelflugschein machen will. Ich weiß leider nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, aber Flugzeuge interessieren mich schon seit jeher. Wahrscheinlich habe ich das damals in einem Buch gesehen.

Mike hat auch schon gefährliche Situationen beim Segelfliegen erlebt. Davon berichtet er weiter unten. | Foto: Sabine Rieß/Lichtspiel Fotografie

espresso: Kannst du dich noch an deinen ersten Flug erinnern, den du alleine bestreiten durftest?
Mike: Ja, sehr gut sogar! Ich war damals zusammen mit meinem Heimatverein, der Sportfluggruppe Manching der WTD 61, im Schwarzwald im Fluglager. Ich war super aufgeregt, da ich die Region noch nicht so gut kannte. Aber die Aufregung legte sich dann ganz schnell nach dem Start. Das Gefühl, nun komplett frei und auf sich allein gestellt zu sein, war einfach superschön.

espresso: Was macht die Faszination Segelfliegen für dich aus?
Mike:

Das Faszinierende daran ist, dass wir es schaffen, stundenlang nur mit der Kraft der Natur zu fliegen. Das Gefühl der Freiheit und die Möglichkeit sich auf nur auf eine Sache – das Fliegen – zu konzentrieren und dabei die Ruhe zu genießen, ist einzigartig.

espresso: Wie oft fliegst du?
Mike: So oft, wie es das Studium und die Arbeit zulassen, es kann schon mal sein, dass ich bis zu vier Mal in einer Woche fliege. Während der zweiwöchigen Segelflugmeisterschaften ist man dann auch mal bis zu 6 Tage hintereinander in der Luft.

Grenzenlose Freiheit über den Wolken - und doch geht es in einem Cockpit ziemlich beengt zu.

espresso: Dir ist im Sommer 2020 ein Rekordflug gelungen, 1.000 Kilometer von Manching über den Bayerischen Wald an die französische Grenze und zurück. Wie hast du diesen Flug erlebt?
Mike: Diesen Flug zu machen war seit meiner Ausbildung vor 10 Jahren mein großer Traum, deswegen bedeutet er mir sehr viel. Während des Fluges habe ich mich voll auf die zu fliegende Aufgabe konzentriert und deshalb nur wenig von den schönen Landschaften wahrgenommen. Ab und zu konnte ich aber dennoch den Moment genießen und dabei immer wieder neue Details am Boden entdecken. Die Zeit ist dabei im wahrsten Sinne verflogen, die zehn Stunden in der Luft sind mir höchstens wie fünf vorgekommen.

espresso: Worauf muss man während eines solchen Flugs alles achten?
Mike: Man muss vieles beachten, das beginnt schon vor dem Start, wenn man die geplante Flugstrecke in den Bordrechner mit den aktuellen Parametern des Flugzeugs eingibt. Im Flug muss man ständig seine Umgebung nach anderen Flugzeugen beobachten, denn es sind wirklich viele andere Flugzeuge in der Luft. Zudem gibt es viele Bereiche, die man nicht überfliegen oder nur in einer bestimmten Höhe überfliegen darf, dazu zählen Verkehrsflughäfen, militärische Einrichtungen oder Kernkraftwerke.

Da wir ja ohne Motorhilfe unterwegs sind, kann es schon mal schwierig werden, einen Weg um diese Hindernisse zu finden.

Ingolstadt von oben:

 

 
 
 
 
 
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espresso: Wie hast du dich auf den Flug vorbereitet?
Mike: Die Vorbereitung ist meistens gleich. Dabei habe ich das Glück, dass sich mein Bruder Dennis Bauer immer die Zeit nimmt, um mit mir zusammen das Flugzeug einen Tag vor dem geplanten Flug aufzubauen. Dabei kommen wir perfekt ohne viele Worte aus, weil es bei uns mittlerweile zu einer Art Routine geworden ist. Am Tag des Fluges muss ich dann nur noch das Flugzeug mit Wasser tanken, damit verbessert man die Eigenschaften des Flugzeuges und man kann besser die Thermiken nutzen und belade schließlich das Cockpit noch mit Flugkarten, ein bisschen Brotzeit, und etwas zum Trinken. Ein bestimmtes Ritual habe ich dabei aber nicht.

„Aus der Luft sieht alles
friedlich aus und man vergisst schnell die Hektik
und die Sorgen
des Alltags.“

espresso: Wie fühlt man sich nach einem solchen Mammutflug, glücklich berauscht oder einfach nur erschöpft?
Mike: Es ist tatsächlich eine Mischung aus beidem. Durch die lange Konzentration ist man nach der Landung wirklich erledigt und braucht erstmal ein paar Minuten für sich, danach überwiegt aber die Freude, dass man seine geplante Aufgabe geschafft hat.

espresso: Was waren die schönsten Strecken, die du bisher geflogen bist und welche Strecke würdest du gerne irgendwann einmal fliegen?
Mike: Die landschaftlich schönsten Flüge habe ich 2019 in Namibia gemacht. Dort in mehreren Kilometern Höhe über die Dünen der Kalahari zu fliegen und erst kurz nach Sonnenuntergang zu landen ist atemberaubend! Die Landschaft und die thermischen Bedingungen in Neuseeland will ich auch unbedingt einmal ausprobieren.

espresso: Beschreibe doch mal das Gefühl, das du hast, wenn du in deinem kleinen Cockpit leise über die Landschaften gleitest.
Mike: Während des Fliegens muss man viele flugtaktische Entscheidungen treffen, die stark in das Gelingen des Vorhabens eingreifen, deswegen ist man immer voll konzentriert. Aber wenn man sich dann am Abend im Endanflug befindet, fällt die Anspannung ab und zu den Glücksgefühlen mischt sich Zufriedenheit und Unbeschwertheit. Dann hat man auch mehr Zeit, um die Landschaft zu beobachten, die unter einem langsam vorbeizieht.

espresso: Du siehst die Welt aus einer anderen Perspektive als wir Normalos. Wie verändert einen dieser Blickwinkel?
Mike: Aus der Luft sieht alles friedlich aus und man vergisst schnell die Hektik und die Sorgen des Alltags. Besonders wenn man an einem Sommerabend lautlos über die Landschaft gleitet und dabei beobachten kann, wie der Mähdrescher das Feld erntet oder der Heißluftballon tief über die Dörfer schwebt.

espresso: Hast du schon einmal gefährliche Situationen während des Segelfliegens erlebt?
Mike: Ja, als ich noch Flugschüler war. Damals flog ich mit ausreichend horizontalem Abstand zu den Wolken, als plötzlich das eingebaute Kollisionswarngerät eine Warnmeldung anzeigte, dass sich ein Flugzeug auf Kollisionskurs mit mir befand.

Das Unglückliche dabei war, dass das andere Flugzeug aus der Wolke kam und direkt auf mich zuflog. Ich leitete daraufhin ein Ausweichmanöver ein und konnte dadurch den Zusammenstoß verhindern.

Mike denkt schon über den nächsten Rekordflug nach.

espresso: Der Klimawandel ist in vollem Gange. Wie beeinflusst der Klimawandel euch als Piloten?
Mike: Wir als Piloten erleben den Klimawandel auch. Die Tage im Sommer werden heißer und damit wird auch das Wetter extremer. Durch die heiße Luft entsteht eine starke Thermik, die sich unter gewissen Umständen zu großen Gewittern ausbilden kann. Das muss man als Pilot ständig im Auge behalten und darauf gegebenfalls reagieren. Auch der Beginn der Flugsaison im Frühjahr verschiebt sich immer weiter nach vorne.

espresso: Welche Ziele und Rekorde hast du dir als nächstes vorgenommen?
Mike: Das große Ziel heuer ist die deutsche Juniorenmeisterschaft im August. Da wäre ein Platz auf dem Treppchen schön. Aufgrund meiner guten Flüge aus dem Vorjahr habe ich vom Landesverband Bayern für dieses Jahr auch wieder die Möglichkeit zur Nutzung eines Förderflugzeuges bekommen.

Mit dem will ich an die großen Strecken des Vorjahres anknüpfen. Vielleicht entsteht dabei ja auch ein Rekordflug.

Mike, vielen Dank für das Gespräch.

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