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Endlich wieder „Servus“ hören.

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Endlich wieder "Servus" hören.

FCI-Keeper Philipp Tschauner will den Klassenerhalt schaffen! Bleibt er auch künftig ein Schanzer?

Der gebürtige Schwabacher Philipp Tschauner ist nach knapp acht Jahren im hohen Norden wieder zurück in Bayern, denn seit der Winterpause steht der sympathische 33-Jährige beim FC Ingolstadt 04 zwischen den Pfosten.

Im Kampf um den Klassenerhalt ist der vorerst bis Saisonende von Hannover 96 ausgeliehene Torhüter zum wichtigen Rückhalt für die Schanzer geworden. Für espresso nahm sich „Tschauni“ viel Zeit für ein offenes und sehr persönliches Gespräch über seine Zukunft beim FCI, die Liebe zu seiner Heimat Bayern, das Geheimnis der weißen Bändchen und vieles mehr.

Drei Spiele in Folge ungeschlagen und dabei sieben Punkte geholt, das ist eine Premiere in dieser Saison – ist der Knoten bei euch endlich geplatzt?
Es ist auf jeden Fall schön, dass wir so in den Saisonendspurt gestartet sind, denn vor drei Wochen waren wir schon ziemlich abgeschrieben. Dass wir nun drei Mal hintereinander gepunktet haben, ist für uns als Mannschaft ein neues Gefühl – aber erreicht haben wir noch gar nichts. Jetzt wollen wir am Freitag mit einem Heimsieg den nächsten Schritt im Kampf gegen den Abstieg machen.

An welcher Stellschraube hat Tomas Oral gedreht, dass es nun endlich läuft?
Er hat seinen Einsatz und sein Engagement auf uns übertragen, auch mit dem Wissen, dass er die gleiche Situation schon einmal beim FCI gemeistert hat. Mit seiner Energie hat er bei uns den „Turnaround“ erzwungen, als wir mit dem Rücken zur Wand standen. Wir Spieler haben das angenommen und setzen es endlich auch auf dem Platz um.

Wie ist die Stimmung aktuell im Team?
Nach den gewonnenen sieben Punkten hat die Mannschaft zwar an Selbstvertrauen gewonnen, aber wir dürfen nicht überdrehen. Wir sind wieder zurück im Kampf um den Klassenerhalt, aber es wird auch weiterhin ganz schwer, diese Leistung zu bestätigen.

Ihr habt wieder die weißen Armbändchen getragen – was steckt dahinter?
Das war eine Aktion von Tomas Oral, der uns ermutigt hat, darauf zu schreiben, wer unser Rückhalt ist und für wen wir um den Klassenerhalt kämpfen. Wenn es im Spiel nicht so gut läuft, erinnert uns das Band an die Menschen, die uns nahe sind und motiviert uns zusätzlich.

Verrätst du uns, wer auf deinem Bändchen steht?
Das ist meine Familie – also die Namen meiner Frau und meiner Kinder sowie der meines Vaters.

Du hast einmal gesagt, du liebst Drucksituationen – was fasziniert dich daran?
Es geht darum, in einer bestimmen Konstellation als Mensch zu bestehen oder zu versagen und als Persönlichkeit daran zu wachsen. Ich nehme auch gerne Druck von anderen weg, weil ich sowohl positive wie negative Anspannung mag und gut damit umgehen kann.

Ist diese Eigenschaft gerade für einen Torhüter wichtig?
Ich denke schon, denn es ist eine besondere Position, auf der man über Sieg und Niederlage entscheiden kann. Diese Rolle erfordert charakterstarke Typen. Ich gebe einerseits gerne die Richtung vor, fordere gewisse Dinge ein. Andererseits kritisiere ich auch offen und nehme kein Blatt vor den Mund, auch wenn ich damit manchmal anecke. Wichtig ist, dass man niemanden dabei persönlich verletzt.

Tickt der private Philipp Tschauner auch so?
Nein, der ist ganz anders (lacht). Ich kann Beruf und Privatleben sehr gut trennen. Man muss lernen, zuhause vom Fußballgeschehen abzuschalten und runterzukommen, damit man nicht zu viel davon in den Familienalltag trägt.

Du bist in der Winterpause nach Ingolstadt gekommen, obwohl schon drei Torhüter da waren und der FCI Tabellenletzter war – was war der Reiz an der Aufgabe auf der Schanz?
Nachdem ich bei meinem letzten Verein Hannover 96 zuletzt die Ersatzbank drücken musste, wollte ich mich einer neuen Aufgabe widmen. Die Gespräche mit dem FC Ingolstadt 04 waren von Beginn an sehr positiv, deshalb ist mir die Entscheidung auch nicht besonders schwer gefallen. Natürlich wägt man vor allem als Familienvater bei einem Leihangebot die verschiedenen Einflussfaktoren ab. Aber auf der anderen Seite war da ein bayerischer Club, dem ich aus einer schwierigen Situation helfen konnte und der mich unbedingt verpflichten wollte. Die Heimatverbundenheit hat schließlich gesiegt und ich habe voller Überzeugung zugesagt.

Seit du hier bist, könnt ihr eine Bilanz von 6 Niederlagen, 5 Siegen und 1 Unentschieden vorweisen – welches Zwischenfazit würdest du ziehen?
Es waren mit Sicherheit zwei oder drei Niederlagen zu viel, die wir kassiert haben! Dass wir in der Rückrunde nicht durchmarschieren würden, war denke ich jedem klar – vor allem nach den Leistungen in der Hinrunde. Zwar haben wir seit der Winterpause 16 Punkte gesammelt, aber es wissen alle, dass wir bis zum letzten Tag kämpfen müssen, um noch irgendwie die Relegation zu erreichen. Dem ordnen wir alles andere unter.

Du warst neben deinen Stationen bei St. Pauli und Hannover auch schon bei Nürnberg und 1860 München aktiv – allesamt Vereine mit fußballverrückten Fans und langer Tradition. Wie beurteilst du die Ingolstädter Fans?
Ich sehe die Ingolstädter Fans als sehr stolze Fans. Obwohl es Ingolstadt von der Lage her nicht einfach hat, mit dem Club, den Bayern und 1860 München in unmittelbarer Nähe, ist der FCI inzwischen eine gewachsene Marke. Der Name „Schanzer“ ist sehr vielen Menschen inzwischen ein Begriff. Umso mehr tut es mir leid, dass die Anhänger in dieser Saison so oft enttäuscht wurden. Ich hoffe, dass sie uns trotzdem bis zum letzten Spieltag unterstützen und nach vorne peitschen, denn wir brauchen sie!

Du bist zunächst bis zum Sommer ausgeliehen – könntest du dir vorstellen, länger beim FCI zu bleiben, sogar in der dritten Liga?
Wenn wir die Klasse halten, kann es sicherlich auf eine längere Zeit beim FCI hinauslaufen. Ich bin sehr heimatverbunden und möchte die bayerische Mentalität nicht mehr missen. Bei einem potenziellen Abstieg wird es natürlich ebenfalls Gespräche geben, die Rahmenbedingungen müssen passen und mein aktueller Arbeitgeber muss ja auch zustimmen, weil ich nur ausgeliehen bin. Das spielt eine wichtige Rolle, weil der Verein leider oft am längeren Hebel sitzt und der Spieler in einer solchen Situation nur wenig mitreden kann. Von einem Drittliga-Szenario möchte ich aber ohnehin derzeit nicht ausgehen.

Was hast du an Bayern vermisst?
Dass man wieder „Servus“ als richtige Begrüßung hört – egal zu welcher Tageszeit! (lacht) Und die gute bayerische Küche. Es gab viele Momente in Hamburg oder Hannover, in denen ich daran dachte, in den Süden zu fahren, nur um eine Haxe zu essen. Selbst das Hendl schmeckt im Norden anders – und man versteht nicht einmal, was ein „Hendl“ oder „Giegerle“, wie die Franken sagen, ist. Es sind die kleinen Dinge, die mich hier glücklich machen und mir zeigen, dass Bayern immer meine Heimat sein wird.

Wie gefällt dir Ingolstadt?
Durch unsere derzeitige sportliche Situation sind wir Spieler zeitlich sehr eingebunden, daher habe ich noch nicht so viel von der Stadt gesehen. Aber ich kenne jede Menge Spielplätze, da wir für das halbe Jahr weder einen Kindergarten- noch einen Kitaplatz für unsere Kids haben. Wir mögen die Bereiche rund um die Donau sehr, die Stadt selbst und die Restaurants haben wir noch nicht wirklich erkundet. Wir fühlen uns sehr wohl in Ingolstadt und würden gerne hierblieben.

Du hast zwei Jungs, die fünf und ein Jahr alt sind. Zeigt sich schon ein gewisses Fußballtalent beim Nachwuchs?
Mein Großer hat gerade zum ersten Mal ein Camp der Audi Schanzer Fußballschule mitgemacht. Das hat ihm Riesen-Spaß gemacht.

Im Gegensatz zu vielen deiner Kollegen bist du nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs – warum?
Es muss auch noch Menschen geben, die ohne dieses Zeug auskommen (lacht). Da bin ich eher oldschool. Ich surfe zwar viel im Internet, aber von meinem Privatleben möchte ich nicht alles preisgeben – wir stehen als Fußballprofis ohnehin genug in der Öffentlichkeit.

Hast du ein Lieblingstattoo und welche Bedeutung hat es für dich?
Das ist eine Zeile, die aus dem Song „Man in the mirror“ von Michael Jackson stammt. „If you wanna make the world a better place, take a look at yourself and make a change.“ Das ist auch mein Lebensmotto. Man sollte immer erst vor der eigenen Tür kehren, bevor man auf andere zeigt oder sie beschuldigt – das ist mir sehr wichtig.

In Hannover hast du mit einer Ansprache deiner Mannschaft immer „den letzten Kick“ vor dem Spiel gegeben – machst du das in Ingolstadt auch?
Das stimmt! Als ich in Hannover in der zweiten Liga zum Stammtorhüter wurde, habe ich das eingeführt. Bevor wir auf den Platz gingen, habe ich eine kurze Rede an die Truppe gehalten – das hat dann einen positiven Lauf genommen, sodass es zum Ritual wurde. In Ingolstadt habe ich das tatsächlich auch beibehalten, als ich zur Mannschaft gekommen bin. Unser damaliger Coach Jens Keller hat das unterstützt und von den Jungs gab es ebenfalls positives Feedback. Ich habe das gerne gemacht, es liegt mir und ich konnte damit einen zusätzlichen Push geben. Inzwischen übernimmt aber unser neuer Trainer Tomas Oral diese Ansprache.

Was sind deine Hobbys außerhalb des Platzes?
Ich bin sehr an amerikanischen Sportarten interessiert, vor allem an der NFL und an der NBA. Ich bin ein extremer Football-Fan, informiere mich über alles, was damit zusammenhängt und schaue mir jedes Spiel in der Zusammenfassung an.

Letzte Frage: Wo steht der FC Ingolstadt 04 am 34. Spieltag der Saison?
Mindestens auf dem Relegationsplatz – und er ist hoffentlich ab dem 28. Mai Mitglied der Zweiten Bundesliga.

Text und Fotos: Sabine Kaczynski

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