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Die Möbelretterin
Melanie Spornraft macht aus Omas ausrangierten Möbeln stylishe Wohn-Unikate. Im Interview spricht die Pfaffenhofenerin über ihre Upcycling-Werkstatt: Pretty fucked up
Melanie, seit wann gibt es pretty fucked up schon und wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, alte Möbel aufzuhübschen?
Vor vielen Jahren bin ich aus meiner 2-Zimmer-Wohnung samt vollgestopftem Kellerabteil in ein kleines 1-Zimmer-Apartment gezogen. Das bedeutete Ausmisten. Ich habe die Methode der berühmten japanischen Ordnungsexpertin Marie Kondō angewendet und Gegenstände zum Herzen geführt und gespürt, ob ich sie behalten will. Ich habe in Erinnerungen geschwelgt und Steine, Treibholz und Muschelmobiles behalten. Die selbstgestalteten Kritzel-Kratzel-Tassen meiner Nichten auch. Genauso die unförmige Obstschale, die ich am Junggesellinnenabschied meiner Freundin getöpfert habe. Mir wurde klar, dass nur diese Dinge eine Seele besitzen. Einen Wert. Sie haben eine Geschichte, mit ihnen möchte ich mich in meinem Zuhause wohlfühlen und sie gehören zu mir. Die Billig- und Massenware nicht mehr. Diese Dinge auszumisten ist mir nicht schwer gefallen. In dieser Zeit hat es Klick gemacht und ich habe mich völlig dem Upcycling, dem nachhaltigen Leben und dem Do-It-Yourself-Gedanken verschrieben. Wände und Möbel streichen, das mache ich schon immer oft und gerne, auch für Familie und Freunde. Während dem ersten Corona-Lockdown im Sommer 2020 hatte ich mehr Zeit und habe ein Möbelstück nach dem anderen fertig gemacht. Da war einiges für unser Zuhause dabei, aber auch schon die ersten Auftragsarbeiten.
Woher bekommst du die Möbel für deine Arbeiten?
Die meisten Möbel sind schon im Besitz meiner Kundschaft. Es sind Erbstücke von den Eltern oder Großeltern, von denen man sich nicht trennen kann. Meine Mission ist es genau diese Stücke wieder modern zu machen, sodass sie in den Wohnstil der jetzigen Generation passen. Manchmal blitz-verliebe ich mich auch auf Ebay-Kleinanzeigen, dann muss ich das gute Stück retten und in den Garagen-Fundus holen.
Auf welches deiner Upcycling-Projekte bist du besonders stolz?
Meine Mama hat als junge Frau ein altes Küchenbuffet von meiner Oma weitergereicht bekommen. Damit habe ich als Kind schon Kaufladen gespielt. Vor 5 Jahren habe ich es ihr endlich abschwatzen können und es als Geschirrschrank verwendet. Für mein Baby habe ich dieses Jahr daraus eine Wickelkommode gemacht. Ein Stück für vier Generationen.
In dieser Zeit hat es Klick gemacht und ich habe mich völlig dem Upcycling, dem nachhaltigen Leben und dem Do-It-Yourself-Gedanken verschrieben
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Mit welchen Materialien und mit welchen Möbelstücken arbeitest du am liebsten?
Ich arbeite am liebsten mit Farbe, sehr gerne mit ökologischen, schadstoffarmen Kreidefarben. Dazu kombiniere ich Naturmaterialien oder gebrauchte Parts. Ich liebe es, Griffe oder Lampen aus Treibholz zu bauen, gieße Betongriffe in Darth-Vader-Form oder gebe Ausgedientem einen neuen Zweck, zum Beispiel baue ich Griffe aus kaputten Gitarren-Lautstärkereglern oder Mountainbike-Teilen. Besonders liebe ich auch meine Beistelltischchen aus abgefahrenen Reifen eines Rennautos. Ich kann gar nicht sagen, welche Möbelstücke ich besonders gern mache. Hauptsache es spiegelt die Persönlichkeit vom Auftraggeber wieder und wird so ein Wohnunikat ganz weit entfernt vom Massenprodukt aus dem Ikea-Katalog.
Wie kann man sich deine Werkstatt vorstellen und in welcher Stimmung bist du am liebsten kreativ?
Im Dezember 2019 bin ich mit meinem Freund aus der Stadt in deren Familiensitz nach Reichertshausen bei Pfaffenhofen gezogen. Da wurde dann die Garage zu meiner Werkstatt. Die Hälfte ist Lagerfläche für Möbel und die andere Seite ist mein Arbeitsbereich. Bei schönem Wetter tue ich mich leichter, da kann ich zum Schleifen nach draußen gehen und drinnen streichen. Beides gemeinsam in einem Raum ist nicht empfehlenswert. Wenn ich in die Werkstatt gehe, dann bewaffne ich mich mit Kaffee, einer Musikbox, einer Liste an Podcasts und meinem Hund. Der Sam liebt es, wenn ich in der Werkstatt arbeite und geht mir dort am liebsten im Weg um. Deshalb zeig ich ihn auch gern in Instagram als meinen Side-Kick.
Altes Zeug, neuer Style
Warum gefällt dir der Vintage-Stil so gut und lebst du den Vintage-Lifestyle auch privat aus?
Ich möchte Ressourcen sparen und Dingen einen neuen Wert geben. Es macht keinen Sinn ständig Neues zu kaufen, wenn es von Allem genügend gibt. Deshalb lebe ich privat so gut ich kann nachhaltig nach dem Motto reuse, reduce, recycle.
Du arbeitest als Biologin, scheinst aber nur so vor Kreativität zu sprühen. Warum hast du dich nicht für einen kreativen Berufsweg entschieden?
Gute Frage, das haben mich meine Eltern auch gefragt, als ich mich für die Naturwissenschaft entschieden habe. Ich wollte einfach die Natur und den Mensch bis ins kleinste Detail verstehen und in der Forschung etwas Gutes bewirken. Experimente planen ist auch auf eine Art kreativ und das Arbeiten im Labor ein Handwerk.
Was wünschst du dir für die Zukunft von pretty fucked up?
Ich wünsche mir, dass ich mich mit jemandem zusammen tun kann, der eine richtig professionelle Werkstatt hat und mir in der Umsetzung helfen kann. Ich kann gut Wohnkonzepte erstellen, habe kreative Ideen, sehe Räume umgestaltet vor meinem inneren Auge und plane gerne für Leute, die ihr Zuhause umgestalten möchten. Die Arbeit in meiner Werkstatt dauert doch sehr lange und ich kann nur immer ein Möbelstück aufarbeiten. Also vielleicht fühlt sich ja ein werter Leser oder eine werte Leserin angesprochen?
Melanie, vielen Dank für diese Einblicke in dein Herzensprojekt.
Reuse, reduce, recycle
Haben Sie auch ein altes Möbelstück im Keller, das zu schade für den Sperrmüll ist oder Interesse an einer Zusammenarbeit mit Melanie Spornraft?
Kontakt:
- Telefon: 0176-21933977
- Mail: melanie.werkstatt@gmail.com
- Instagram: @pretty__fucked__up
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