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"Der Kreative besitzt einen Rucksack voller Ressourcen"
Die Ideen für Brigitte Köppels Fotomontagen entstehen in Träumen, auf Spaziergängen, beim Filme schauen und Musik hören – oder aus den unendlichen Quellen des Internets. Mit Freude gestaltet sie Märchenbilder, die sich Kinder wünschen und in denen diese auch mitwirken. Eine ihrer großen Leidenschaften ist das Vermenschlichen von Tieren. Für die Erschaffung ihrer Traumwelten nutzt sie: Photoshop. Zu sehen sind ihre Werke auf Instagram.
Gitte, du bist ursprünglich aus Hamburg. Wann und unter welchem Umständen hat es dich nach Reichertshofen verschlagen?
Ja, ich wurde in der schönsten Stadt der Welt geboren, die ich auch hin und wieder sehr gerne besuche. Ich kam als 8-Jährige nach Ingolstadt, weil mein Vater beruflich hierher versetzt wurde, da durfte natürlich die ganze Familie mitziehen. Nach anfänglichen Dialekt-Schwierigkeiten fühlten wir uns im wunderschönen Bayern sehr wohl. Seit rund 15 Jahren lebe ich idyllisch ländlich in Reichertshofen.
Bevor du zur Bildbearbeitung gefunden hast, hattest du schon die Liebe zur Fotografie entdeckt. Was hat dich daran begeistert?
Die Liebe zur Fotografie habe ich von meinem Vater geerbt, mit dem ich als Kind in der Dunkelkammer Fotos entwickelt habe. Ein faszinierender Prozess, das Papier in die verschiedenen Flüssigkeiten zu tauchen und mit anzusehen, wie langsam das fotografierte Motiv erscheint. Man fotografierte zu dieser Zeit ja analog, kein Vergleich zur heutigen digitalen Technik. Als junge Erwachsene leistete ich mir eine qualitativ hochwertige Kamera und machte als Laie und Autodidakt erste Erfahrungen. Da die Ergebnisse natürlich oft nicht optimal waren, wünschte ich mir schon zu dieser Zeit, auf die Bildqualität Einfluss nehmen zu können, was natürlich nicht möglich war. Die Erfindung der Digitalkamera dauerte noch ein paar Jahre.
Dem kreativen Gestalten wurden kaum Grenzen gesetzt
Erklär doch bitte kurz, was sich dann mit dem Erscheinen des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop für dich verändert hat.
Mit dem Erscheinen wurde es möglich, aus deinen eigenen Fotos ganze Traumwelten entstehen zu lassen. Dem kreativen Gestalten wurden kaum Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist natürlich das Erlernen der Software, auch hier war ich klassischer Autodidakt, ohne kreative Grundbildung. Ich nutze nun seit über 20 Jahren die Photoshop-Software und behaupte, sie recht gut zu beherrschen, obwohl man bei Photoshop nie auslernt. Das Ziel einer Fotomontage – oder Composing ( Compositting) wie man im Englischen sagt – ist das Storytelling, eine Geschichte erzählen, eine Idee rüberbringen, den Fokus auf eine Message setzen, eine Szene erschaffen. Das hört sich erstmal einfach an, die Schwierigkeit an der Sache erkennst du, wenn du die Bildobjekte, die du kombinieren willst, in Photoshop nebeneinander siehst. Oft scheinen sie gar nicht zusammen zu passen.
Die Suche nach geeigneten Einzelteilen, die du für deine Idee brauchst, dauert nicht selten Tage
Wie entstehen die Werke auf deinem Instagram-Kanal?
Der Anfang einer Komposition ist die leere weiße Ebene in Photoshop, gleich dem Maler, der vor seiner leeren Leinwand sitzt. Es kommt nun ein Bildobjekt nach dem anderen dazu und wird aneinander angepasst. Wenn du mir am Ende glaubst, dass da eine Eule auf dem Ast sitzt und einen Schal trägt, weil sie friert, habe ich ein gutes Composing geschaffen.
Worin besteht die Herausforderung bei der Erstellung deiner Werke?
Die große Herausforderung einer guten Montage besteht darin, aus vielen Einzelteilen ein homogenes Ganzes zu schaffen. Du brauchst das Wissen um Perspektive, Licht und Schatten, Kontraste und die Stimmung im Bild. Die Suche nach geeigneten Einzelteilen, die du für deine Idee brauchst, dauert nicht selten Tage. Was nicht selber fotografiert werden kann, wird bei sogenannten Stockagenturen dazu gekauft.
Der Kreative besitzt einen Rucksack voller Ressourcen
Bei unserer ersten Kontaktaufnahme hast du Pablo Picasso zitiert: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ Hauptberuflich warst du in der Pflege unterwegs. War die Bildbearbeitung ein Ausgleich zu einem Beruf, der nicht viel Raum für Kreativität lässt?
Ich würde nicht behaupten, dass der Pflegeberuf keine Kreativität zulässt. Kreativ sein bedeutet ja kreieren, etwas Neues schaffen oder zu erfinden. Das ist ja keine Qualität, die ausschließlich Malern oder Künstlern vorbehalten ist. Jeder, der kreative Lösungen für die Probleme findet, die im täglichen Leben entstehen, ist eine kreative Person. Der Kreative besitzt einen Rucksack voller Ressourcen und das hat mir in meinem Beruf immer geholfen. Aber natürlich ist die Kunst auch ein Ausgleich zum Alltag. Wenn ich an einer Fotomontage arbeite, schalte ich so weit ab, dass ich sogar meine Tasse Kaffee, die neben mir steht, vergesse.
Die Tücken eines Computers gibt es bei mir eigentlich nicht
Du bist Jahrgang 1957 und damit eigentlich in einem Alter, in dem sich viele nicht mehr mit den Tücken eines Computers auseinandersetzen wollen – ganz zu schweigen von den vielen Updates, die bei Photoshop im Laufe der Jahre zusammenkommen und in die man sich immer wieder neu eindenken muss…
Die Tücken eines Computers gibt es bei mir eigentlich nicht. Um ehrlich zu sein, ich habe einen hervorragenden PC-Fachmann, der von dir genau wissen will, was du am PC machst. Wenn er 20 Megapixel Kamera, Videobearbeitung und Photoshop hört, weiß er sehr genau, was er dir zusammenbauen muss. Da passt die Grafikkarte samt Arbeitsspeicher und was sonst noch nötig ist perfekt. Ich sage nur: Danke Jason. Die Updates, die du ansprichst, sind auch kein Problem, sie bringen eigentlich Programm-Verbesserungen oder neue Features und keine großen Veränderungen.
Gerade in Corona-Zeiten ist das Internet das Fenster zur Welt
Was lässt dich am Ball bleiben?
Wenn du kreativ und technikbegeistert bist, eröffnen sich dir mit PC, Smartphone und den sozialen Medien ungeahnte Möglichkeiten. Ich glaube, wer sich dieser Welt verschließt, wird Nachteile haben. Gerade auch in Corona-Zeiten ist und war das Internet das Fenster zur Welt. Dass ich zu meinem Sohn, der in der Schweiz lebt, über Bildtelefonie Kontakt halten kann, oder die großartige Möglichkeit, virtuell den Louvre in Paris zu besuchen, das Zeigen meiner Werke in den sozialen Medien und meine Begeisterung für die Kunst, lässt mich am Ball bleiben.
Gitte, vielen Dank für das Interview.
Brigitte Köppel...
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