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„Wir müssen so schnell wie möglich Siege einfahren!“

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„Wir müssen so schnell wie möglich Siege einfahren!“

Nils mit Ehefrau Loredana, Söhnchen Matteo und den beiden Möpsen Frida und Kalle | Interview: Sabine Kaczynski, Foto: privat

Trotz einer denkbar schlechten Ausgangslage glaubt FCI-Neuzugang
Nils Röseler an den Klassenerhalt

Im Sommer wechselte der 29-jährige Nils Röseler zum FC Ingolstadt 04 und wurde bei den Schanzern sofort zum Stammspieler. Der gebürtige Bad Bentheimer verfügt über jede Menge Zweitliga- und internationale Erfahrung und soll die Schanzer Abwehr stabilisieren. Der frischgebackene Papa eines kleinen Sohnes spricht im espresso-Interview über die Situation seines neuen Vereins, seine Vaterrolle und die Coronapandemie.

Nach Stationen in Enschede, Chemnitz, Venlo und zuletzt Sandhausen hast du dich nach dem Saisonauftakt für einen Wechsel zum FCI entschieden, obwohl die Schanzer bereits drei Niederlagen kassiert hatten – warum?
Sandhausen hat mir signalisiert, dass ich wenig Chancen auf Einsätze bekommen würde. Dieser Situation wollte ich aus dem Weg gehen, denn für einen Fußballer gibt es nichts Schlimmeres als auf der Bank zu sitzen. Daher habe ich mich über die Anfrage des FCI, den ich für einen gut aufgestellten Verein halte, sehr gefreut, weil ich dort die Möglichkeit sah, schnell wieder spielen zu können und gebraucht zu werden.

Für dich ging es dann Schlag auf Schlag: Ankunft am 17. August, fünf Tage später Startelfdebüt, im zweiten Spiel Sieg gegen deinen Ex-Verein Sandhausen und schließlich zwei Trainerwechsel binnen vier Monaten – hast du schon einmal so einen turbulenten Saisonstart erlebt?
In der Art und Weise noch nicht. Erst nach einigen Spieltagen fest zu einem anderen Team zu wechseln, war schon speziell. Aber mit vier Punkten aus zwei Begegnungen lief es bei den Schanzern für mich gut an. Mit den Trainerentlassungen müssen wir als Spieler so gut es geht umgehen – so ist leider das Geschäft.

Es ist schwierig, aber es gab auch in der Vergangenheit schon Beispiele, dass es nicht unmöglich ist, aus dieser Situation herauszukommen und durch eine gute Rückrunde die Klasse noch zu halten

Nils mit Peter Kurzweg | Foto: FCI

Das Team kämpft seit dem Beginn der Spielzeit mit vielen langwierigen Verletzungen, zudem hat nun Corona mit aller Macht zugeschlagen. Wie motiviert man sich als Mannschaft bei derartigen Rückschlägen immer wieder neu?
Wir sind an einem Punkt angelangt, wo uns jeder neue Ausfall, jede weitere Verletzung oder jetzt die Corona-Infizierten noch enger zusammenschweißen. Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen und gegen Rostock gezeigt, dass wir trotz 18 fehlenden Spielern konkurrenzfähig sein und einiges erreichen können.

Erst ein Sieg, 7 Punkte aus 17 Spielen, seit Wochen letzter Tabellenplatz, das rettende Ufer in weite Ferne gerückt – dazu die vielleicht stärkste 2. Liga aller Zeiten. Was lässt dich dennoch an den Klassenerhalt glauben?
Es ist schwierig, aber es gab auch in der Vergangenheit schon Beispiele, dass es nicht unmöglich ist, aus dieser Situation herauszukommen und durch eine gute Rückrunde die Klasse noch zu halten. Genauso wie es andersrum passieren kann, dass man nach einer guten Hinserie ganz nach unten rutscht. Daran halten wir uns fest, rücken als Team zusammen und arbeiten in der Winterpause hart, um einen guten Start hinzulegen und so schnell wie möglich Siege einzufahren. Denn uns helfen nur Siege, auch wenn das Unentschieden gegen Rostock für die Moral wichtig war.

Wie siehst du ganz persönlich deine Rolle im Team und wie empfindest du die Stimmung in der Mannschaft?
Durch meine Position als zentraler Spieler in der Abwehr trage ich generell etwas mehr Verantwortung. Mit meinem Alter und meiner Erfahrung, die ich über die Jahre bei meinen verschiedenen Stationen sammeln konnte, möchte ich den jungen Spielern ein Stück weit Sicherheit geben und Rückhalt sein. Neben meiner eigenen Leistung, die natürlich passen muss, ist es mir sehr wichtig, Hilfestellung für andere sowohl auf als auch neben dem Platz zu geben. Trotz der angespannten Situation spürt man weder Resignation noch Niedergeschlagenheit – auch wenn die Enttäuschung nach Niederlagen natürlich da ist. Aber aufgeben oder den Kopf hängen lassen gibt es nicht!

Du wurdest mit 11 Jahren in die Jugendakademie von Twente Enschede aufgenommen – ohne holländisch zu sprechen. Wie hat dich diese Zeit geprägt?
Ich bin damals zwischen Schule in Deutschland und Fußballplatz in den Niederlanden gependelt, konnte aber weiterhin zuhause wohnen. Trotzdem waren die ersten Monate aufgrund der Sprachbarriere nicht einfach, zumal Englisch in dem Alter auch noch keine Option für mich war. So habe ich versucht, mich mit Händen und Füßen zu verständigen, denn ich war der einzige Deutsche. Im Nachhinein hat mir das ungemein geholfen, denn ich habe nicht nur die Sprache sehr schnell gelernt, sondern bin durch die Situation insgesamt sehr gereift.

Vor rund zwei Monaten bist du mit deiner Frau ins eigene Heim gezogen – habt ihr euch schon eingelebt?
Nachdem der Wechsel sehr schnell über die Bühne ging, die Wohnungssuche somit sehr überraschend kam und meine Frau schon hochschwanger war, hat das ein bisschen gedauert. Aber die nähere Umgebung haben wir schon bei Spaziergängen mit unseren Hunden erkundet.

Natürlich möchte man die Infektion auf keinen Fall nach Hause tragen, denn der Kleine hat noch kein gefestigtes Immunsystem

Anfang November wurde dein Sohn Matteo auf der Schanz geboren. Wie hast du die Geburt unter Corona-Bedingungen erlebt?
Es war schön, dass ich ab dem Zeitpunkt der Wehen bei meiner Frau sein und sie unterstützen konnte – auch wenn man als Mann natürlich eher den passiven Part übernimmt. Es waren sehr intensive Stunden mit einem überwältigenden Ergebnis. Trotz Maske-Tragen haben wir uns während der ganzen Zeit sicher und gut aufgehoben gefühlt.

Während des Corona-Ausbruchs bei deinem Ex-Verein Sandhausen war deine Frau schon schwanger und ihr habt euch extrem vorsichtig verhalten. Hattest du nach Bekanntwerden der positiven Ergebnisse beim FCI Angst vor einer Ansteckung – mit einem kleinen Baby zuhause?
Natürlich möchte man die Infektion auf keinen Fall nach Hause tragen, denn der Kleine hat noch kein gefestigtes Immunsystem. Wir haben streng auf alle Regeln geachtet, ich habe den Kleinen am ersten Tag gar nicht auf den Arm genommen – die Sicherheit geht dann einfach vor. Mit den täglichen Testungen konnte ich dann aber wieder ein Stückweit entspannter nach Hause gehen.

Einige deiner Mannschaftskollegen haben keinen oder zumindest keinen vollständigen Impfschutz – wie stehst du persönlich zur Corona-Impfung?
Ich habe mich relativ früh impfen lassen, weil ich mich unbedingt vor einer Ansteckung schützen wollte, denn damals gab es noch die Empfehlung für Schwangere, sich zunächst nicht impfen zu lassen. Für uns als Familie wäre es der schlimmste Fall gewesen, hätte sich meine Frau angesteckt. Im Endeffekt muss jeder für sich selbst die Entscheidung treffen, aber ich bin ganz klar Befürworter des Impfens.

Bist du ein Vollblut-Papa, der alle Aufgaben übernimmt oder gibt es schon ein paar Dinge, die du nicht so gerne machst?
Bis aufs Stillen übernehme ich alle Aufgaben (lacht). Wir teilen uns die Betreuung, auch wenn ich natürlich durch den Fußball nicht immer zuhause bin. Ich muss aber zugeben, dass ich anfangs – auch weil es unser erstes Kind ist – doch sehr vorsichtig war und fürchtete, etwas kaputt zu machen, weil einem der Kleine so winzig und zart vorkommt. Aber es stellt sich doch sehr schnell Routine im Umgang mit dem Baby ein.

Weitere Familienmitglieder sind eure beiden Möpse Kalle und Frida, die sogar einen eigenen Insta-Account haben – wie kam es dazu?
Das ist aus einer Laune heraus entstanden. Man macht zwar laufend Bilder von den Hunden, hat die aber immer nur auf dem Handy. Freunde und Familie haben uns ständig gebeten, Fotos von den beiden zu schicken. Da man das aber regelmäßig vergisst, hatten wir die Idee zu dem Account und füllten ihn mit den Mops-Bildern – dann kann sie jeder anschauen, wir haben kein schlechtes Gewissen und Spaß macht es auch.

Du ernährst dich vegetarisch – was hat dich überzeugt und hast du ein Lieblingsessen?
Ganz vegetarisch ernähren wir uns nicht, aber wir essen bewusster und deutlich weniger Fleisch, bei dem wir auch darauf achten, wo es herkommt. Der Impuls kam von meiner Frau, wir haben uns dann ausführlich informiert und uns für diese Form entschieden. Zu meinen vegetarischen Favoriten gehören Gemüselasagne und Pilzrisotto.

Weihnachten steht vor der Tür: Wie und wo feiert Familie Röseler – und hast du schon alle Geschenke besorgt?
Seit der Geburt von Matteo ist doch einiges liegengeblieben, daher müssen wir uns mit den Weihnachtsgeschenken ranhalten (lacht). Gefeiert wird dann im Münsterland bei unseren Familien, die nur zwanzig Minuten voneinander entfernt wohnen, so dass wir beide sehen können.

Mir ist es wichtiger, als Teamplayer zu fungieren

Kommen wir wieder zurück zum Fußball: Du trägst beim FCI die Nummer 13 – ist dir die Rückennummer wichtig oder hat sie sogar eine Bedeutung?
Meine Debütnummer bei Twente war die 31, mit ihr verbinde ich die Verwirklichung eines Kindheitstraums, den Schritt zum Profi geschafft zu haben. Bei meiner Ausleihe zu Venlo war nur die 3 frei – so ist der Bezug zur 3 entstanden. Da die 31 später oft nicht verfügbar war, habe ich zur 13 gewechselt und bin dabei geblieben.

Hast oder hattest du ein Vorbild im Fußball?
Nicht wirklich. Ich habe mir eher von verschiedenen Fußballern, die meine Position spielen, etwas abgeschaut, aber nicht einer einzelnen Person nachgeeifert.

Nach dem erneuten Anstieg der Corona-Fallzahlen müsst ihr eure Heimspiele wieder ohne Fans austragen – wie sehr brauchst du persönlich das Publikum im Stadion?
Für mich ist es nach wie vor komisch. Fußball ist für die Zuschauer und man ist bei Heimspielen wie ein großes Team, die Fans peitschen einen von der Tribüne nach vorn. Es ist sehr schade, dass das derzeit nicht möglich ist und ich hoffe sehr, dass sich die Situation im nächsten Jahr entspannt und unsere Anhänger wieder ins Stadion dürfen. Denn der Fußball lebt von den Fans, der Atmosphäre und der Stimmung.

Letzte Frage: Welche Ziele hast du dir persönlich und mit den Schanzern zusammen für diese Saison gesteckt?
Mir ist es wichtiger, als Teamplayer zu fungieren, daher haben ich gar keine konkreten persönlichen Ziele. Ich möchte der Mannschaft einfach helfen, erfolgreich zu sein und die Klasse zu halten. Das ist unser oberstes Ziel.

Vielen Dank für das Gespräch, Nils!

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