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"Familie steht über allem"
Maximilian Dittgen wechselt von der Elbe auf die Schanz
Nach dem Abstieg in die 3. Liga bastelt der FC Ingolstadt 04 an einem neuen Kader und hat bereits zahlreiche Neuzugänge verpflichtet. Dazu gehört auch Maximilian Dittgen, der vom FC St. Pauli auf die Schanz wechselt. Im espresso Interview erzählt der 27-jährige gebürtige Moerser von seinen sportlichen Ambitionen mit dem FCI, plaudert aber auch aus dem privaten Nähkästchen.
Du hast bereits einige Trainingseinheiten und zwei Testspiele mit den Schanzern absolviert – wie ist der erste Eindruck?
Mich hat vor allem die vorhandene Infrastruktur sehr beeindruckt. Die Trainingsplätze sind top und die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen – es gibt ja mehrere neue Spieler, so bin ich zum Glück nicht der einzige. Jetzt gilt es, als Team zusammenzuwachsen.
Du hast zuletzt beim Zweitligisten St. Pauli gespielt – warum jetzt der „Rückschritt“ in die 3. Liga zum FC Ingolstadt, obwohl es wohl auch Zweitligaangebote gab?
Warum nicht mal einen vermeintlichen Schritt zurückgehen, um dann mindestens zwei Schritte nach vorn zu machen? Man hat sich sowohl von Trainer- als auch von Vereinsseite wirklich sehr um mich bemüht, das hat mich schon beeindruckt. Unsere Gespräche waren stets offen, zielführend und lösungsorientiert – das war einfach sehr angenehm.
Du kennst Verteidiger Tobias Schröck und Trainer Rüdiger Rehm von früheren Stationen – hat das deine Entscheidung beeinflusst?
Natürlich hatten die beiden einen gewissen Anteil daran. Denn ich weiß, was der Trainer möchte und wie er arbeitet. Wir haben zusammen eine recht erfolgreiche Zeit verbracht, an die wir nun anknüpfen wollen. „Schröcki“ als Spieler im Team zu haben, ist nicht nur für mich, sondern auch für meine Frau schön, für die es dann auch leichter ist, hier Anschluss zu finden. Generell sind in der Mannschaft lauter Charaktere, mit denen man sich gut verstehen kann, das habe ich in der kurzen Zeit bereits festgestellt.
In welcher Rolle siehst du dich als sehr erfahrener Zweit- und Drittligaprofi im Team – sowohl spielerisch als auch persönlich?
Ich hatte selbst in jungen Jahren Spieler, an denen ich mich orientiert habe, in eine ähnliche Rolle möchte ich nun selbst schlüpfen. Ich will vorneweg gehen, aber nicht nur Anweisungen geben, sondern die Mannschaft mitziehen und dem Team bestmöglich helfen. Mit meinen 27 Jahren kann ich zudem ein gutes Bindeglied zwischen den beiden Altersklassen sein.
Vor allem deine Schnelligkeit, dein starker linker Fuß und deine leidenschaftliche Spielweise werden meist als deine Pluspunkte genannt – sind das auch die Attribute, mit denen du bei den Schanzern die Mission Wiederaufstieg angehen willst?
Ich denke, das sind genau die Eigenschaften, warum mich der FC Ingolstadt 04verpflichtet hat. Zudem habe ich im Spielsystem, das wir zuletzt beim FC St. Pauli umgesetzt haben, das Spiel auf engem Raum forciert. Wir haben ohne Flügel agiert und ich wurde quasi zum Stürmer umgeschult. Bei den Schanzern möchte ich versuchen, diese Stärken bestmöglich auf den Platz zu bringen.
Auch wenn es derzeit nur für einen kurzen Einblick beim FCI reicht – glaubst du, dass die Mannschaft das Potenzial für den Wiederaufstieg mitbringt?
Grundsätzlich ist die Qualität im Team natürlich vorhanden, aber es ist einfach noch viel zu früh, von hypothetischen Tabellenplatzierungen zu sprechen – mit solchen Prognosen muss man stets vorsichtig umgehen. Zunächst müssen wir als Mannschaft zusammenwachsen, denn in dieser Liga kannst du nur als Team bestehen. Du kannst die besten Einzelspieler haben – wenn sie nicht als Einheit funktionieren, wird dabei nichts rauskommen. Wir wollen einfach jedes Spiel gewinnen und es jedem Kontrahenten so schwer wie möglich machen.
Mit Teams wie Dresden, 1860 München, Duisburg, Mannheim & Co. wird auch die 3. Liga heuer kein Spaziergang – worauf wird es ankommen?
Nicht nur die spielstarken Teams werden schwierig, es ist sicher auch nicht leicht, gegen Verl oder Meppen anzutreten. Die Liga ist generell schwer zu bespielen, denn es gibt auch viele Mannschaften, die komplett über den Kampf kommen. Da geht es, salopp formuliert, eher um Zerstörung als darum, Chancen zu kreieren. In solchen Partien müssen wir bei uns bleiben und unsere Stärken auf den Platz bringen – und auch mal ein dreckiges Spiel gewinnen. Das gehört in der 3. Liga dazu und muss unser Weg sein.
Gerade dein Ex-Verein St. Pauli ist für seine außergewöhnliche Fankultur bekannt – bei den Schanzern ist in dieser Hinsicht gelinde gesagt noch Luft nach oben…
Eine Fanszene baut sich über viele Jahre auf, daher kann man einen Verein, der 2004 gegründet wurde, sicher nicht mit dem FC St. Pauli vergleichen. Gerade bei den Anhängern sind wir als Spieler zunächst in der Bringschuld. Wenn wir gute Leistungen zeigen und die Leute mitnehmen, kommen auch die Zuschauer wieder verstärkt ins Stadion. Deshalb müssen wir zu unseren Grundtugenden zurückfinden – dann kommen die Fans von ganz alleine.
Kommen wir mal zu dir persönlich: Du bist seit Mitte Juni in Ingolstadt und wohnst derzeit bei Tobias Schröck – wie kommt’s?
„Schröcki“ und ich haben gemeinsam bei Großaspach gespielt, sind dort schon immer zusammen ins Training gefahren, waren auch bei Auswärtsspielen immer Zimmerpartner. Der Kontakt zu ihm ist nie abgerissen, wir verstehen uns auch neben dem Platz sehr gut und waren zuletzt gemeinsam mit unseren Familien im Sommerurlaub. Nach meinem Wechsel zum FCI haben „Schröcki“ und seine Freundin mir angeboten, bei ihnen unterzukommen. Ich bin selbst Papa und die beiden haben einen kleinen Sohn – da kann ich auch mal beim Babysitten aushelfen.
Hast du von Ingolstadt schon was gesehen und wie ist dein erster Eindruck?
Um ehrlich zu sein, habe ich die Stadt bislang vor allem durch Wohnungsbesichtigungen erkundet. Zwar ist Ingolstadt keine Metropole wie Hamburg oder München, aber fürs Familienleben sicher sehr angenehm. Man hat kurze Wege und ist schnell auf der Autobahn. Es ist – gerade mit der Donau – eine charmante Stadt, in der man sich sicher wohlfühlen kann. Außer einigen Cafés habe ich aber noch nicht viel von der City gesehen.
Kleider machen Leute - und wenn man sich gut kleidet, fühlt man sich besser
Von der Großstadt Hamburg auf die beschauliche Schanz – ein Kulturschock?
Nein – schließlich habe ich auch in Großaspach gespielt, was noch eine Nummer kleiner war (lacht). Selbst in Hamburg habe ich nicht im Stadtzentrum gewohnt – mit zwei Kids und einem Hund zieht es einen eher Richtung Grünfläche als ins Großstadtgetöse.
Auf Instagram gibt es zuckersüße Fotos von dir mit deiner Frau und deinen beiden Mädels – wie wichtig ist dir Familie?
Familie steht über allem – sogar noch vor dem Fußball. Familie und Gesundheit kann man mit keinem Geld der Welt kaufen und sollte für jeden das Wichtigste sein. Ich bin stolz, dass mir meine Familie, vor allem meine Frau, den Rücken freihält und beispielsweise gerade den Umzug ganz allein über die Bühne bringt.
Ein weiteres Familienmitglied hast du als Tattoo verewigt – deinen Großvater. Hattet ihr eine besondere Verbindung?
Wir hatten definitiv eine besondere Beziehung zueinander. Ich habe als Kind oft bei meinen Großeltern übernachtet und viel von meinem Opa mitgenommen, was das Zwischenmenschliche angeht. Er war einfach eine sehr wichtige Persönlichkeit in meinem Leben.
Ihr habt zwei französische Bulldoggen – warum diese Rasse?
Mein erster Hund, den ich bei meinen Eltern hatte, war auch eine französische Bulldogge. Wir haben uns dann die Tiere angeschaut – und wollten sie sofort mit nach Hause nehmen. Danach sind wir bei der Rasse geblieben und die Hunde sind für uns selbstverständlich Familienmitglieder. Zum Glück verstehen sich die Hunde und die Kids.
FAMILY TIME
IS
QUALITY TIME
Karriereüberblick
- geboren in Moers
- ausgebildet beim MSV Duisburg, dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund
- Januar 2013 zur A-Jugend des 1. FC Nürnberg
- In der Spielzeit 2013/14 wird er feste Reserve der `Clubberer` und verbuchte binnen zweier Jahre 49 Einsätze (vier Treffer, sieben Torvorlagen) für die Mittelfranken.
- 2015/16 stand der Westfale in 38 Pflichtspielen für den damaligen Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach auf dem Platz (sechs Tore, sechs Assists).
- Über den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wechselte er dann im Sommer 2017 zunächst auf Leihbasis zum Drittligisten SV Wehen Wiesbaden. Bald wurde er von den Hessen verpflichtet und feierte mit dem SVWW im Mai 2019 den Aufstieg.
- Nach drei Spielzeiten, 84 Partien und 19 Torbeteiligungen bei den Rot-Schwarzen ging der frühere Junioren-Nationalspieler Deutschlands (43 Einsätze) für den FC St. Pauli auf Punktejagd. In 59 Pflichtduellen für die Kiezkicker erzielte er acht Treffer, bereitete vier vor und spielte in der abgelaufenen Saison bis zuletzt mit den Norddeutschen um den Aufstieg in die Bundesliga.
- Nun zieht es ihn von der Elbe an die Donau, wo er zukünftig die Rückennummer 10 tragen wird.
Auf euren Insta-Posts ist eure Family immer top in Szene gesetzt – wie wichtig sind dir Mode und Style?
Darauf lege ich schon Wert. Kofi Kyereh, mit dem ich in den letzten Jahren zusammengespielt habe, hat mich in dieser Beziehung ein bisschen an die Hand genommen. Ich mag schöne Kleidung sehr gerne – auch, wenn es nicht das Wichtigste im Leben ist. Trotzdem machen Kleider Leute – und wenn man sich gut kleidet, fühlt mach sich auch besser und wird von vielen Menschen anders wahrgenommen.
Auch eure Wohnung ist toll eingerichtet – das Händchen deiner Frau oder hast du auch Mitspracherecht?
Das ist ausschließlich das Betätigungsfeld meiner Frau – und ich lasse ihr da gerne freie Hand, sie hat dafür ein gutes Gespür und versteht es, uns ein Zuhause zu gestalten, in dem man sich wohlfühlt.
Außer drei Jahren beim Club warst du während deiner Karriere noch nie in Bayern – was sind deine Must-sees?
Ich verbinde sehr viel mit der Stadt Nürnberg, weil ich da meine erste eigene Wohnung hatte, zum ersten Mal mit meiner Frau zusammengezogen bin und wir auch unseren ersten Hund dort geholt haben. Nürnberg ist schon meine Lieblingsstadt, ich habe mich dort mega wohlgefühlt und kenne die City sehr gut. Aber auch München ist nur eine Autostunde entfernt. Man kann dort viel unternehmen und gut bummeln – von daher ist Ingolstadt gar kein schlechter Standort (lacht).
Welche Interessen oder Hobbys hast du neben dem Fußball?
Ganz oben auf der Liste stehen natürlich meine Kids und meine Familie, auch mit den Hunden gehe ich gerne raus. Zudem bin ich absoluter Kaffee-Liebhaber – da sage ich selten nein. Generell brauche ich gar nicht so viel Action, sondern lege in meiner Freizeit lieber mal die Füße hoch und ruhe mich aus.
Kommen wir zurück zum Sport: Welche Ziele hast du dir persönlich und mit dem Team für die kommende Saison gesteckt?
Auch wenn man nicht immer drinsteckt – mein größter Wunsch ist natürlich, verletzungsfrei zu bleiben. Wie in meinen vorherigen Stationen möchte ich mich mit dem Team weiterentwickeln und so viele Spiele wie möglich gewinnen. In jeder Partie werden drei Punkte vergeben – und die wollen wir jede Woche holen.
Vielen Dank für das Gespräch!
The Challenger
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