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Zu Besuch in den Spiegelwelten

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Zu Besuch in den Spiegelwelten

Fotos: Sebastian Birkl

Neue Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst: Reflections – Spiegelwelten | ab 08.10.2022

Reflections heißt die neue Ausstellung im MKK. Der Besucher wird dabei Teil der Kunst – denn hier spiegelt sich alles in allem. Vor der offiziellen Ausstellungseröffnung am 08. Oktober führten Direktorin Theres Rohde und Kurator Mathias Listl bei einem Pressetermin durch die völlig neu gestalteten Räume.

Eigentlich sollte man Museumsausstellungen ja nicht nach „instagramability“ bewerten – also danach, wie gut sich die Fotos später einmal auf der Social-Media-Plattform machen. Hier aber drängt sich der Gedanke auf, denn bei Reflections werden Besucher*innen ein Teil des Ganzen. Ein Teil der Kunst. In vielen Werken findet man sich nämlich ganz schnell selbst wieder – den spiegelnden Oberflächen sei Dank.

Das MKK zeigt in seiner Ausstellung die enorme Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung mit reflektierenden Materialien. Statt sich im 30-jährigen Jubiläumsjahr des MKK im Rahmen einer Retrospektive selbst ins Zentrum zu stellen, rückt man das Objekt in den Mittelpunkt, welches eine Retrospektive erst möglich macht: den Spiegel. So erklärt es Direktorin Theres Rohde.

Theres Rohde und Mathias Listl - auch sie verschmelzen hier mit einem der ausgestellten Kunstwerke

Mathias Listl feiert mit dieser Ausstellung eine Premiere: es ist seine erste Kuration im MKK. Insgesamt sind Werke von 32 Künstler*innen zu sehen, darunter auch „Spiegelpioniere“ wie Heinz Mack, Christian Megert oder Getulio Alviani. Präsentiert werden Skulpturen, Gemälde, Fotografien und – besonders imposant – raumgreifende Installationen.

Vor allem Christian Megert hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit seiner Spiegelkunst den Eindruck der Unendlichkeit zu erwecken, erfährt man in der neuen Ausstellung. Um das Ganze auch von Seiten des Museums ein wenig zu adaptieren und auf die Spitze zu treiben, wird der Aufzug innen komplett mit Spiegeln ausgestattet (beim heutigen Rundgang leider noch nicht zu sehen).

Die Materialien, mit denen gearbeitet wird, sind vielfältig: von Alumium, Metallen, CDs und Smartphones bis hin zu Seifenblasen - und sogar ein goldener Spiegel ist dabei

Ein besonderer Reiz der Ausstellung ist, dass man sie – selbst wenn die Werke an einem anderen Ort aufgebaut werden sollten – nie wieder so sehen wird. Denn diese Ausstellung lebt von der Spiegelung, und die ist nun mal an jedem Ort anders.

HEINZ MACK

Selbst regelmäßige Museumsbesucher müssen hier genau hinschauen. Vor kurzem war dieser Raum noch in grelles Gelb gehüllt, eine Ausstellung zuvor war hier der Schachraum. Jetzt also schwarze Wände – das MKK ist eben enorm wandlungsfähig.

Zur neuen Ausstellung stehen hier drei Werke von Heinz Mack im Zentrum. Am imposantesten natürlich der Paravan, der auf den ersten Blick wirkt, als würde er „frei im Raum schweben“, so Kurator Listl. Licht und Bewegung sind die zentralen Themen im Schaffen von Heinz Mack. Seine oftmals statischen Werke nutzen die reflektierenden Eigenschaften der verwendeten Materialien, um ihre Oberflächen im Auge des Betrachters zu dynamisieren. Damit soll zu gedanklicher Reflexion angeregt und die Sinneswarnehmung des Betrachtenden erweitert werden.

Dass einem Kunst auch (bisweilen schmerzhaft) den Spiegel vorhält, ist längst kein Geheimnis mehr. So geht es bei Reflections auch nicht nur um den ästhetischen Reiz spiegelnder Oberflächen, sondern eben auch um die eher tiefgreifenden Eckpunkte unseres Seins: wie etwa Eitelkeit und Vergänglichkeit. Zu viel wollen wir an dieser Stelle jedoch nicht verraten, denn v.a. das Kunstwerk, das sich mit Vergänglichkeit auseinandersetzt, erlebt man lieber selbst, als darüber zu lesen.

JAN SCHMIDT... und ein gläserner Boden

Eine richtige Sisyphusarbeit hat der Künstler Jan Schmidt (fast) hinter sich, als wir im letzten Raum auf ihn treffen. Den sechsten Tag in Folge arbeitet er an seinem Werk mit dem Namen „Parkett“. Dafür legte er rund 30.000 Objektträger aus – die meisten von uns hatten ein solches Teil zuletzt vermutlich im Biologieunterricht in der Hand, es wird beim Mikroskopieren benötigt. 7,6 auf 2,6 cm ist ein solcher Objektträger groß. Fast unsichtbar ist der neue Fußbodenbelag, aber eben doch stark reflektierend. So wird auch der Raum selbst, ja sogar die Bäume vor dem Gebäude, zum entscheidenden Bestandteil der Installation.

„Es ist natürlich eine Arbeit, auf die man sich einlassen muss“, sagt Schmidt. Andererseits hat er sie sich natürlich auch selbst ausgesucht, das mache es weniger schlimm. Auf einer so großen Fläche wie im MKK hat er sein „Parkett“ noch nie verlegt. Vor allem die Aussparung in der Mitte des Raumes war eine Herausforderung. Achja: Betreten verboten.

Naturgemäß kommt "Reflections" in erster Linie silbrig daher, aber auch diesen Spiegel aus Gold von Hubertus Hamm gibt es zu entdecken, wenn auch etwas versteckt. Wenn Sie sich wundern, warum eine recht einfache Holzkiste im MKK steht: blicken Sie einmal dahinter.
Letzte Arbeiten vor der Vernissage am 08. Oktober
Sinnbild der Ausstellung: während sich Theres Rohdes Schuhe oben rechts wiederfinden, sind auch noch ein paar Journalistenkörperteile zu entdecken - der Spiegel als Objekt der Seh- und Wahrnehmungsveränderung
MKK-Kurator Mathias List und Direktorin Theres Rohde freuen sich auf zahlreiche Besucher

Die Ausstellungseröffnung von Reflections – Spiegelwelten findet am 08.10.2022 um 19 Uhr im MKK statt. Die ersten Führungen gibt es am 09.10., 15 Uhr (Öffentliche Sonntagsführung) und am 19.10., 19 Uhr (Kuratorenführung). Weitere Infos über das breite Rahmenprogramm mit Digital Talks und Workshops gibt es hier.

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