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"Warum geht jemand wie du ins Amadeus?"
Ein Kommentar von epresso-Chefredakteurin Stefanie Herker
„Warum geht jemand wie du ins Amadeus?“, wurde ich als 20-Jährige oft gefragt. Jemand wie ich? Was sollte diese Frage? Aber ja, es war immer ein spezielles Publikum im Amal, das war bekannt. Es war egal, wie du aussahst. Naja, nicht ganz: Pumps oder Feinstrumpfhosen wären unangebracht gewesen – nicht nur für Männer.
Stefanie Herker
Ich trug damals Baggies. Manchmal aber auch rückenfreie Glitzeroberteile, weil es einfach mein Stil war. Einmal fragte mich einer der Türsteher, ob heute „Modelsnight“ wäre – weil ich ein Kleid trug. Aber mal ehrlich: Der B52 war im Amadeus (bis auf ein paar wenige Ausnahmen) so ziemlich das heißeste, was dir begegnen konnte. Brandfleckengefahr bestand trotzdem – weniger vom B52, mehr von glühenden Zigarettenstummeln. Die gehörten damals genauso dazu wie die Partyfotos von netradioactive und der Duft von kaltem Rauch im Haar, was beides am Morgen danach für Grauen sorgte.
Aber das allein machte das Amadeus für mich nicht aus. Für mich war das Amadeus immer mit einem Hochgefühl verbunden. Es war mein Ausgleich zum Alltag. Freitags gegen 23 Uhr kam ich „nach Hause“ und Marco Amor Amor mischte mir einen Mojito. Die billigen Cocktails kamen mir als BOS-Schülerin und später als Studentin und Volontärin bei espresso gerade recht. Ich liebte es, wenn es proppenvoll war. So etwas wie Corona kannten wir nur aus Zombiefilmen. Ich mochte es, mich mit irgendjemandem an der Bar zu unterhalten und bis 5 Uhr morgens zu The Subways, Cornershop oder Peter Licht zu tanzen, bis das Licht an ging.
Ich hatte meine schönsten Abende im Amadeus, aber es gab auch Nächte, an denen ich weinte. Einmal als 17-Jährige, als mich der Türsteher abwies und einmal nicht vor Kummer, sondern vor Schmerz. Die schlimmsten Unfälle passieren bekanntlich im Haushalt und mich traf es mitten „in meinem Wohnzimmer.“ Ich sag nur: Zwei auf einen Streich. Aber ich kam mit einem blauen Auge davon. Naja, eher mit einer blauen Wirbelsäule. Details? Zwei meiner „dicksten“ Freunde fielen beim Tanzen auf mich, so dass ich mich an der Wirbelsäule stark verletzte, von einem Sanker abtransportiert wurde, mein Papa mich schließlich Stunden später im Rollstuhl aus der Maulklinik schieben musste und ich drei Wochen lang ans Bett gefesselt war. Doch die guten Tage überwiegen.
Obwohl ich schon jahrelang nicht mehr im Amadeus war, weil man als Mama eben lieber mit den Kleinen kuschelt, anstatt mit Kater im Bett zu liegen, trifft es mich echt, dass diese Discothek nun Vergangenheit ist. Es ist ein bisschen so, als wäre jemand gestorben, mit dem man am Ende nicht mehr genug Zeit verbringen konnte. Das Amadeus hat geschlossen und ein sehr schönes Kapitel meines Lebens ist damit ebenfalls abgeschlossen. Ich werde keiner Partynacht in Ingolstadt mehr entgegenfiebern, denn ohne Amadeus wird es nicht das Gleiche sein.
Danke, liebe Amadeus-Crew, für die wildesten Jahre meines Lebens, bitte für den Kleinwagen, den ich da gelassen habe und sorry für die vollgekotzten Toiletten.
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