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Wie bleibt Pfaffenhofen lebendig, Frau Rabe?
Kerstin Rabe ist seit Dezember 2022 neue Innenstadtbeauftragte der Stadt Pfaffenhofen. Stefanie Herker war mit ihr im Gespräch.
Der Einzelhandel kämpft in vielen Städten ums Überleben. Es gibt viele Leerstände. Wie ist die Situation in Pfaffenhofen?
Die Leerstandsquote ist im Vergleich zu anderen Städten sehr gering, wird aber leider auch hier größer. Und vor allem wird die Spanne bis zur Wiedervermietung länger, es ist auch schwierig, fehlende Sortimenter anzusiedeln. Auch Start-ups trauen sich nicht mehr so schnell, einen Laden zu eröffnen.
Vor welchen konkreten Herausforderungen steht der Einzelhandel in Pfaffenhofen?
Das aktuell schwache Konsumverhalten aufgrund der ungewissen Wirtschaftslage gepaart mit steigenden Preisen, der Personalmangel und die Rabattschlachten im Internet, die zum Online-Shopping verleiten. Leider nutzen auch manche Menschen den Service der regionalen Geschäfte und kaufen dann nach einem Preisvergleich trotzdem online.
Was ist es, das das Einkaufsvergnügen vor Ort dennoch schöner macht als das Online-Shopping?
Der attraktive, meist inhabergeführte Einzelhandel – gepaart mit vielen Gastronomieangeboten – sowie ein reichhaltiges Kulturprogramm tragen viel dazu bei, dass die Leute immer wieder gerne in die Stadt kommen. In Pfaffenhofen haben wir ein sehr großes Einzugsgebiet, das sich über die Jahre immer weiter vergrößert hat. Es gibt bei uns noch viele inhabergeführte Läden, wo man kompetent und sympathisch beraten wird – das wissen inzwischen wieder immer mehr Menschen zu schätzen. Und wenn man schon mal hier ist, dann isst man noch ein Eis oder geht was Trinken.
Eis ist das Stichwort. In Pfaffenhofen siedelt sich nun die dritte Eisdiele am Hauptplatz an. Wenn es nach den Pfaffenhofener Bürger:innen ginge, was hätten denn die gerne noch in der Innenstadt?
Wir hören immer wieder, dass Haushaltwaren fehlen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass schöne Concept Stores durchaus sehr gut laufen würden. Die Kaufkraft ist da.
Dennoch schließen aktuell einige Läden: Zickzack Kids hört auf, Brautmoden Landgraf sucht eine:n Nachfolger:in, die Luna Bar und noch ein paar weitere Geschäftsräume stehen leer. Wie kann man diese Leerstände überbrücken?
Leerstände in der Innenstadt überbrücken wir im Sommer mit Pop-up-Stores für junge Unternehmer:innen und Start-ups, die sich ausprobieren wollen. Bis zum Ende des Jahres können sie 150 qm Ladenfläche für rund 330 Euro pro Monat nutzen. Das ist ein sehr feines Angebot. Es kann u.a. realisiert werden, weil Vermieter teilweise auf ihre Miete verzichten.
Gibt es Unternehmen in Pfaffenhofen, die in der Vergangenheit dadurch profitiert haben und mittlerweile erfolgreich sind?
Als Beispiel kann man hier die Polsterwerkstatt Oliver Huss im Riederweg nennen. Herr Huss erzählte, die Pfaffenhofener:innen wären sehr dankbar, dass es wieder einen Polsterer im Ort gibt. Die Kleiderkammer in der Löwenstraße 10 wird im nächsten Jahr ebenfalls eigenständiger Mieter. Das Konzept von günstiger Second-Hand-Mode ist ein großer Erfolg.
Inwiefern helfen Sie den Einzelhändlern im Daily Business? Was sind ihre Aufgaben?
Meine Aufgabe ist es, die Qualität der Einkaufsstadt aufrechtzuerhalten, zu zeigen, wie schön es hier ist, dass es sich wirklich lohnt, in die Stadt zu kommen, z.B. mit Veranstaltungen wie der großen Modenschau am Hauptplatz für den Textil-Einzelhandel oder kleinen, feinen Shopping-Events mit Rahmenprogramm. Als Ansprechpartnerin für die Einzelhändler:innen bin ich immer erreichbar. Ich gebe Tipps in Bezug auf Social Media und Werbung und versuche immer alle Bedürfnisse der Geschäftsleute zu beachten und die Menschen mitzureißen mit kreativen Ideen.
Waren Sie auch schon mal kurz davor als Verkäuferin einzuspringen als Not am Mann war?
(lacht) Ich muss da tatsächlich aufpassen, weil ich aufgrund meiner Leidenschaft für meine Arbeit wirklich immer helfen will.
Welche aktuellen Projekte haben Sie mit Ihrem Team in diesem Jahr noch vor, um die Innenstadt zu beleben?
Wir arbeiten z.B. gerade an einem Cityblog, der alle Facetten unserer Stadt beleuchten soll. Angedacht sind Geschichten mit Herz, in kleinen, schnell konsumierbaren, aber sympathischen Häppchen als Zusatzangebot zu den bereits vorhandenen städtischen Websites. Wir möchten, dass die Leser:innen merken, was sie verpassen würden, wenn sie zu Hause bleiben und am Handy shoppen – die vielen wunderbaren Geschäfte mit toller, individueller Beratung, die neuesten Gastrotipps, welche Aktionen und Veranstaltungen gerade stattfinden und lustigen und rührenden Anekdoten.
Haben Sie auch Impulse zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit?
Ich überlege gerade immer wieder, wie man das Thema nachhaltiger Konsum mit den Interessen der Einzelhändler:innen und den Bedürfnissen der Kund:innen verbinden kann. Ohne moralischen Zeigefinger und auch ohne einen Anspruch auf Perfektion zu erheben. Das ist gar nicht so einfach, aber machbar, denn das Thema wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die Leute können Gutes tun, indem sie regional kaufen und nicht die Paketboten hin- und herfahren lassen. Zudem sollte man bewusst qualitativ hochwertige Artikel kaufen, dafür aber weniger. Auch hierfür stehen unsere Einzelhändler:innen in der Innenstadt.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die Interaktion mit den Menschen in der Stadt – ich freue mich immer riesig, wenn ich sehe, dass die Geschäftsinhaber:innen Freude an unseren Veranstaltungen haben und richtig Lust haben, mitzumachen. Aber genauso über die Pfaffenhofener:innen, wenn sie vor unseren Plakaten stehen bleiben und wenn sie gerne in die Stadt kommen und auch länger bleiben als nur eine schnelle Erledigung zu machen.
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