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Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.
Wer einen Garten sein Eigen nennt, kann sich glücklich schätzen. Ein Garten gibt Energie und schützt vor Langeweile. Er lässt sich formen, er ist Lebensraum. In Zeiten sozialer Distanzierung ist er Zufluchtsort. Auch wir flüchten uns in diesem Text in den Garten.
Marcus Tullius Cicero
Der Flugbetrieb ist enorm – zumindest in unseren Gärten. Schnelle Flitzer, träge Brummer. Wespen, Bienen, Hummeln, Schnaken. Meisen sammeln eifrig Nistmaterial – Moos, Gräser, Wolle. Man merkt: der Frühling dreht so richtig auf. Die ideale Zeit also, sich bei wärmenden Sonnenstrahlen mit einer Tasse Kaffee in den Garten zu setzen und das Schauspiel zu verfolgen.
Oh Garten, mein Garten
Die Frühlingssonne weckt unsere Lebensgeister und füllt unseren Vitamin-D-Speicher wieder auf, der über den Winter hinweg abgebaut wurde. Wir sind wie ausgewechselt. Wir wollen raus, raus, raus! Doch Covid-19 macht uns einen Strich durch die Rechnung. Keine gemütlichen Treffen in Cafés, keine Picknicks im Park. Glücklich also derjenige, der einen Garten sein Eigen nennen kann. Ein kleiner Zufluchtsort – zu jeder Zeit. Doch wer seinen Blick durch das eigene Grün schweifen lässt und jede Menge Ideen parat hat, was er wo einpflanzen könnte, steht vor einem kleinen Problem. Denn auch Gärtnereien mussten schließen. Die Lösung: Lieferdienste.
„In der aktuellen Situation ist es das Beste, einen gewissen Abstand zu den Mitmenschen zu wahren. Verschönern Sie Sich Ihr Zuhause oder Ihren Garten, indem Sie unseren Bestell- und Lieferservice in Anspruch nehmen„, heißt es dazu von der Gärtnerei Trögl in Ingolstadt (Brodmühlweg 1). Dank eines übersichtlichen Bestellkatalogs (hier als PDF herunterladen!) kann man sich vor seinem Kauf inspirieren lassen. Wer im Garten – sei es aus Alters- oder sonstigen Gründen – nicht mehr alle Arbeiten selbst übernehmen kann oder will, wird unter Umständen bei Arndt – Gärtner von Eden in Rohrbach fündig. Der individuellen Pflegeberatung haben wir hier einen eigenen Artikel gewidmet.
Ein gepflegter Garten
Doch auch wenn Gärtnereien mit Lieferdiensten versuchen, das größte Übel zu vermeiden, stellt es sie dennoch vor Probleme. Im Bayerischen Rundfunk war vergangene Woche in einem Interview von einer Gärtnerei zu hören, mit dem Lieferdienst könne man höchstens 10 bis 15 Prozent des sonstigen Umsatzes auffangen. Eine weitere Gärtnerei – die Gärtnerei Brauner aus Lenting – schlug vergangene Woche in einem Leserbrief im Donaukurier Alarm. „Gärtnereien generieren in drei Monaten zwei Drittel des Jahresumsatzes. Davon sind alle Kosten zu decken, auch Löhne in den umsatzschwachen Zeiten. Wenn nun diese drei Monate komplett wegbrechen, dann helfen keine Soforthilfe, keine Stundungen, keine Förderkredite! Kurzarbeit funktioniert nur teilweise im Verkauf. Aber die Produktion geht weiter und die Kosten bleiben. Wer weiß, wie viele diese Corona-Pandemie überstehen“, schreibt Inaberin Marion Brauner.
Ralph Waldo Emerson
Insektenwelt
Dass es auch das espresso Team in den Garten treibt, merkt man nicht nur daran, dass wir den Blumenlieferdienst der Gärtnerei Brauner ausprobiert haben (s. Bild oben), mit einem Kräuterbeet versuchen wir uns derzeit auch als Hobby-Züchter. Teil 1 davon – Säen gegen den Corona-Lagerkollen – könnt ihr hier noch einmal nachlesen:
Kräuterbeet Teil I – Säen gegen den Corona-Lagerkoller
Ein Kräuterbeet sieht nicht nur hübsch aus, es ist auch ein Magnet für Insekten. In Zeiten, in denen Steine und Beton die Oberhand in deutschen Gärten gewinnen, ist jedes noch so kleine Pflänzchen wichtig. Bei einem Termin auf dem Gelände der Landesgartenschau im vergangenen Jahr haben wir erfahren, der Trend ginge wieder weg von der „Steinwüste“ – hin zum Naturgarten. Bei unserem Besuch im Zoo Wasserstern wurde uns erklärt, man plane künftig im Freigelände ein eigenes Biotop für Insekten. Es tut sich also an vielen Ecken und Enden etwas. Wer Insekten in seinen Garten locken will, aber nicht so recht weiß, wie, wird beim Naturschutzbund fündig. Dort gibt es auch Tipps für all diejenigen, die nur einen Balkon haben.
Henri Matisse
Ein Stück Gartenschau in der Stadt
Auf die Landesgartenschau 2020 in Ingolstadt haben wir uns schon so richtig gefreut. Leider hatte auch hier Corona seine Finger im Spiel, die Landesgartenschau wurde verschoben und soll nun voraussichtlich vom 29. Mai bis 18. Oktober stattfinden. Etwas früher blübt der Ingolstädter Rathausplatz auf.
Wegen der Corona-Pandemie dürfen derzeit Blumengeschäfte und Pflanzengroßhändler nicht öffnen. Auch die Firma Nebelung aus Everswinkel (mit ihrer Marke „Kiepenkerl“) ist davon betroffen. Tausende angetriebene Blumenzwiebeln sind bereit, in die Erde zu kommen oder Wohnungen zu schmücken, können aber nicht verkauft werden. Deshalb stellt Nebelung der Landesgartenschau Ingolstadt 2020 eine Auswahl von rund 5.000 Blumenzwiebeln als Spende zur Verfügung. Da die Bepflanzung auf dem Gartenschaugelände bereits vollständig ist, hat sich die Landesgartenschau gemeinsam mit dem Gartenamt Ingolstadt dazu entschlossen, ein Stück Gartenschau in die Stadt zu bringen. Auf dem Rathausplatz legt das Gartenamt gerade Beete an und bepflanzt diese mit Tulpen, Narzissen und Igelkolbenlauch. „Die Blumen sind als Dankeschön für alle gedacht, die in diesen schweren Zeiten vollen Einsatz für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ingolstadt bringen. Zudem möchten wir, auch wenn die Gartenschau nun voraussichtlich erst am 29. Mai eröffnet wird, ein bisschen Vorfreude vermitteln und uns für das Verständnis bedanken“, sagt Eva Linder, Geschäftsführerin der Landesgartenschau Ingolstadt 2020.
„Wir möchten zeigen, dass Ingolstadt auch in Zeiten von Corona blüht. Interessierte können im Rahmen ihres Spaziergangs gerne am Rathausplatz vorbeischauen und sich an den Blumen erfreuen“, so Ulrich Linder, Leiter des Gartenamts Ingolstadt. Die Beete sind mit einer niedrigen Umrandung angelegt, um nicht zum Hinsetzen und Verweilen einzuladen. Die Einhaltung der Abstandsregel sowie der gültigen Verordnungen bei einem Rundgang über den Rathausplatz ist zwingend nötig. Die Beete werden Ende April nach der Hochblüte wieder abgebaut.