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Podcasts: das Wissen der Welt
espresso-Redakteur Sebastian stellt seine Podcast-Lieblinge vor
Vor ziemlich genau einem Jahr stellte mein (mittlerweile ehemaliger) Kollege Christoph seine Podcast-Lieblinge vor. Wir hatten uns auch schon vor seinem Artikel immer wieder über Podcasts unterhalten, wobei sich mein Input meist auf folgenden Satz beschränkte: „Ich habe es schon öfter probiert, doch ich komme einfach nicht so richtig rein.“
Nun, ihr ahnt es schon. Im Laufe des vergangenen Jahres bin ich Podcast-Fan geworden. Zwar kein glühender wie Christoph, doch vergeht seit Monaten tatsächlich fast kein Tag, an dem ich nicht doch zu irgendeinem Moment einen Podcast laufen lasse – und sei es nur zur Hintergrundberieselung. Ich persönlich nutze dafür übrigens die Google-App mit dem wenig überraschenden Namen „Podcasts“. Beliebt ist aber natürlich auch Spotify.
Ein großer Vorteil, wenn man so spät einsteigt: Man kann schon auf ein riesiges Archiv zurückgreifen und muss nicht – teils einen Monat lang – auf neue Podcastfolgen warten. Für eher ungeduldig veranlagte Menschen wie mich ein großes Plus.
Für alle, die erst 2022 in die Welt der Podcasts einsteigen, habe ich hier meine Top 10 aufgelistet. Aber auch alte Hasen finden unter Umständen die ein oder andere Perle.
1. ZEIT – Alles gesagt?
Ja, ich gestehe: eigentlich war auch mein Einstieg in die Podcastwelt „ZEIT Verbrechen“ und ich höre ihn immer noch sehr gerne. Doch zum einen kennt ihn vermutlich eh schon jede*r, zum anderen war es bereits einer von Christophs Podcast-Lieblingen.
Aus dem Hause ZEIT gibt es aber noch viele andere hervorragende Podcasts. Wie diesen: Alles gesagt? Christoph Amend (Editorial Director des ZEITmagazins) und Jochen Wegner (ZEIT-ONLINE-Chefredakteur) laden hierfür so interessante wie bekannte Persönlichkeiten ein. Darunter u.a. Politiker wie Robert Habeck und Christian Lindner, Spitzenkoch Tim Raue oder Künstler und Menschenrechtler Ai Weiwei.
Das Besondere an diesem Podcast: Die Gäste werden tatsächlich so lange befragt, bis diese selbst erklären, dass nun „alles gesagt“ sei. Das dauert oft lange, sehr lange sogar. Deswegen wird auch mittendrin meist gegessen. Spitzenreiter ist aktuell Rezo, die Folge mit ihm dauert geschlagene acht Stunden und 40 Minuten.
Ein Nachteil ist das allerdings nicht, denn selten erlebt man in Interviews Personen so hautnah wie in diesem Podcast. Meine Lieblingsfolgen mit der Schriftstellerin und Richterin Juli Zeh („Ist die Aufklärung am Ende?“, 8 Stunden, 7 Minuten) und Autorin und Publizistin Carolin Emcke (oben verlinkt) lege ich euch besonders ans Herz.
2. His2Go
His2Go ist für mich einer der besten Geschichtspodcasts. Die beiden Freiburger Geschichtsstudenten David und Victor stellen sich gegenseitig am 10., 20. und 30. eines jeden Monats gegenseitig spannende, einzigartige und manchmal auch skurrile Momente der Weltgeschichte vor – der eine erzählt, der andere lauscht.
Beide haben für mich ideale „Podcaststimmen“ (wobei das natürlich höchst subjektiv ist, das wird man schnell feststellen, wenn man in verschiedene Podcasts hineinhört) und wissen, wie man Inhalte so aufbereitet, dass man sich zu keiner Zeit gelangweilt fühlt. Die Begeisterung der beiden ist deutlich spürbar und steckt an.
Vielleicht oute ich mich hiermit als geschichtlicher Laie, aber dass Frida Kahlo und Leo Trotzki eine Affäre hatten – ja, sich überhaupt kannten – war für mich völlig neu. Aber keine Sorge, diese Folge hat weit mehr zu bieten und konzentriert sich keinesfalls nur auf die Affäre der beiden.
3. Der Gerichtsreporter
Stefan Witte ist ein Urgestein des Journalismus‘. Seit mehr als drei Jahrzehnten berichtet er für die Regionalzeitung WAZ aus den Gerichtssälen NRWs. Damit dürfte auch schon klar sein, in welche Kategorie dieser Podcast fällt: True Crime. Gemeinsam mit Moderatorin Brinja Bormann rollt er die spannendsten Fälle noch einmal auf.
Oft geht es dabei um Mord und nicht selten tragen die einzelnen Folgen markige Titel wie „Der Menschenfresser von Duisburg“. Wer damit nichts anfangen kann, wird in der Doppelfolge „Der Gerichtsreporter und sein Stalker“ aber möglicherweise dennoch fündig. Stefan Witte wird vom Beobachter unfreiwillig zum Protagonisten. Jahrelang hatte er einen Stalker, der unter anderem Briefe in seinem Namen verschickte und ihn damit sowohl vor der WAZ und staatlichen Institutionen als auch in seinem privaten Umfeld in Erklärungsnot brachte. Zeitweise ohnmächtig und fassungslos musste der Gerichtsreporter eine Kampagne erdulden, die auch seiner Familie zusetzte und ihn selbst manches Mal an den rechtlichen Institutionen zweifeln ließ.
4. Eine Stunde History
Was hat Gestern mit Heute zu tun? Diese Frage stellt der Podcast „Eine Stunde History“. Ihr erfahrt hier also, wie Vergangenheit und Zukunft miteinander zusammenhängen. Die Themen sind – eigentlich absolut passend für einen Geschichtspodcast – breit gefächert. Dschinghis Khan, Kolonialismus, Kalter Krieg, Angela Merkel, DDR, Beatles, Arbeiterbewegungen, Buddhismus und und und… ein buntes Mischmasch, aber jede Folge für sich interessant. Kaum ein Thema, zu dem man sich hier nicht Grundlagen- und vertiefte Kenntnisse beschaffen kann.
Empfehlung zum Reinschnuppern: Die Folge über die Schriftstellerin und Pazifistin Bertha von Suttner. Sie war die erste Frau, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
PS: die Folgen dauern tatsächlich selten eine ganze Stunde.
5. Hintergrund
Der Deutschlandfunk hat viele interessante Podcasts im Angebot. Einer von ihnen: Hintergrund. Der Podcast liefert Analysen zu aktuellen Ereignissen und Entwicklungen – innenpolitisch wie außenpolitisch. Zur Hintergrundberieselung ist dieser Podcast eher nicht geeignet. „Hintergrund“ ist im wahrsten Sinne des Wortes hintergründig und liefert viele Zusammenhänge, bei denen man besser genau hinhört.
Nicht so 100 Prozent in den Rahmen der „aktuellen Ereignisse“ passend ist die oben verlinkte Folge über Heinrich Böll. Der war wahrlich kein „Bild“-Fan. Gerade deshalb mein Tipp für den Start in diesen Deutschlandfunk-Podcast.
6. Übermedien
Übermedien ist ein Online-Magazin für Medienkritik und hat angeschlossen daran auch einen eigenen Podcast.
Kleiner Exkurs: Medienschelte ist ja quasi en vogue. Was „die Medien“ alles falsch machen und von wem sie angeblich „gelenkt“ werden, lässt sich Stunde für Stunde in den Kommentarspalten sozialer Medien nachlesen. Oft ist die Kritik substanzlos, heißt aber natürlich nicht, dass Medien nichts falsch machen würden und dass Kritik nicht auch hin und wieder berechtigt wäre.
Genau hier setzt Übermedien mit seiner Medienkritik an – und zwar ganz weit weg von verschwörungstheoretischen Erzählungen. In der oben verlinkten Folge „ruft“ Holger Klein (alle Folgen sind nach diesem Schema benannt) Frederik von Castell an. Der Faktenchecker und Datenjournalist ist noch nicht allzu lange Redaktionsleiter von Übermedien und berichtet von einem Hund, der eigentlich eine Ente ist.
7. Weltspiegel
Der „Weltspiegel“ am Sonntag gehört für viele genauso dazu wie der Tatort. Lange lief das ARD-Auslandsmagazin um 19.20 Uhr, seit Januar bereits um 18.30 Uhr. Ein Glück für alle, die sich gerne darüber informieren, was in der Welt passiert und sich dafür nicht die Nacht um die Ohren schlagen wollen. Denn im Gespräch war zunächst eine Sendeplatzverschiebung auf 22.50 Uhr.
Fest steht aber auch: der Medienkonsum junger Leute ist nicht mehr an feste Sendezeiten gebunden. Man konsumiert wann und wo man will. Im Weltspiegel Podcast lauscht man den Reportagen der ARD-Korrespondenten rund um den Globus – ein Thema, einmal die Woche, aus mehreren Perspektiven.
8. radioWissen
radioWissen vom Bayerischen Rundfunk scheint es nicht auf Spotify zu geben – zumindest habe ich ihn dort einfach nicht finden können. Ein echter Verlust, denn der Podcast verkauft sich selbst als „ein sinnliches Hörerlebnis mit Anspruch“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Die ganze Welt des Wissens, gut recherchiert, spannend erzählt. Interessantes aus Geschichte, Literatur und Musik, Faszinierendes über Mythen, Menschen und Religionen, Erhellendes aus Philosophie und Psychologie. Wissenswertes über Natur, Biologie und Umwelt, Hintergründe zu Wirtschaft und Politik.
Kurzum: irgendwie alles.
9. stern Crime – Spurensuche
Doch nochmal True Crime. Spannende Kriminalfälle über Mörder und sonstige Gewalttäter stehen auch hier im Vordergrund. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Auch in diesem Podcast gibt es allerdings Folgen, die ein bisschen vom Mainstream abweichen. Im oben verlinkten „Tatort St. Pauli“ spricht der ehemalige Chefreporter der „Hamburger Morgenpost“ Thomas Hirschbiegel.
Sehr interessant: seine ersten Schritte wären für heutige Verhältnisse undenkbar. Nicht nur war er bereits als Jugendlicher mit seiner Kamera an sämtlichen Tatorten, er hörte auch noch Tag wie Nacht den Polizeifunk ab. Da er in seinem Kinderzimmer schlechten Empfang hatte, schlief er deswegen lange Zeit in der Küche, um keine Story zu verpassen.
10. Die Justizreporter*innen
Die Justizreporter*innen ist der Jura-Podcast der ARD-Rechtsredaktion direkt aus Karlsruhe. Hier wird von den wichtigsten Gerichtsentscheidungen am Bundesverfassungsgericht, am Bundesgerichtshof, dem EuGH und dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte berichtet.
Mit dabei natürlich meistens brisante Themen, sonst würden diese wohl auch nicht bei den höchsten Gerichten auf dem Tisch landen. In etwa: Ist eine Impfpflicht rechtlich denkbar?
Was sind eure Podcastempfehlungen? Schreibt uns an info@espresso-magazin.de!
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