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Roadtrip ins Burgund

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Roadtrip ins Burgund

Herrliches Panorama: die Wanderung um die Kalkfelsen von Vergisson und Solutré-Pouilly | Fotos und Text: Sabine Kaczynski

espresso Sport-Redakteurin Sabine Kaczynski und ihr Mann Nik begaben sich auf eine wunderbar romantische Reise in die historische Region im östlichen Zentrum Frankreichs. 

Berühmt sind hier u.a. die einheimischen Burgunderweine, die Landschaft ist von einem Netz an Kanälen durchzogen und weist zahlreiche prächtige Schlösser auf, von denen einige in Luxushotels umgewandelt wurden. Die Hauptstadt Dijon ist bekannt für den gleichnamigen Senf und beherbergt den Palast der Herzöge, in dem 1787 das renommierte Musée des Beaux-Arts gegründet wurde. Sabine nimmt uns mit auf die Reise.

Rund acht Stunden Anreisezeit sollte man mit dem Wohnmobil bis ins Burgund durchaus einplanen – aber die lohnen sich. Schon unser erster Stopp in Dijon, der Hauptstadt der Region, hat uns komplett überzeugt. Der Campingplatz „Camping du Lac Kir“ liegt nicht nur super-zentral (mit dem Radl ist man in etwa 10 Minuten mitten in der Stadt), er ist auch sehr hübsch mit vielen Bäumen und großzügigen Parzellen angelegt und zudem unschlagbar günstig. Dijon selbst ist traumhaft. Die mittelalterlichen Sträßchen mit ihren wunderschönen Häusern sind nahezu komplett original erhalten und auch kulinarisch ist der Ort ganz weit vorn. Erkunden kann man die Stadt am einfachsten, wenn man den „Eulenweg“ entlang geht. Das Maskottchen von Dijon (und des örtlichen Fußballvereins) weist uns den Weg zu allen Sehenswürdigkeiten, darunter die stählernen Markthallen „Les Halles“, die Kirche Notre Dame, an deren Fassade sich der Eulen-Glücksbringer befindet, der Palast der Herzöge von Burgund oder der Place de la Libération, wo man sich wunderbar für eine Pause niederlassen kann. Wir haben im DZ’envies sehr lecker gegessen (der Jambon Persillé ist köstlich) – aber Kulinarisches zu shoppen ist in Dijon ebenfalls Pflicht. Wichtigstes Produkt ist  selbstverständlich der berühmte Dijon-Senf, der jedoch heuer aufgrund einer erheblichen Missernte der Senfkörner nur begrenzt zu bekommen ist. Probieren muss man auch die bekannten Gewürzbrote und Nonnettes (gefüllte kleine Lebkuchen) – am besten bei Mulot & Petitjean.

Ohne Fußball geht es nicht - Derbytime in Dijon!

Cool war, dass der örtliche Zweitligaverein FCO Dijon bei unserem Aufenthalt ein Heimspiel-Derby gegen den FC Sochaux austrug. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Trotz lautstarker Anfeuerung verlor Dijon leider – Spaß hatten wir trotzdem. Unser nächstes Zwischenziel war Nuits-Saint-Georges, wo – neben edlen Burgundern – der äußerst leckere Cassis-Likör hergestellt wird. Er wird übrigens – mit Champagner aufgegossen – zum „Kir Royal“. Eine Verkostung lohnt sich, der Rundgang durch das kleine angeschlossene Museum auch. Natürlich haben wir auch hier einige Fläschchen als Souvenirs mitgenommen. Auf dem Weg nach Beaune – unserem nächsten „Schlafplatz“ – fuhren wir über die „Cote d’Or“, vorbei an vielen Grand Cru- und Premier Cru-Lagen, wo seit Jahrhunderten die exklusiven, in aller Welt beliebten – aber auch immens teuren Tropfen der Bourgogne angebaut und hergestellt werden. Schön: Gerade hatte die Lese begonnen und man konnte überall beobachten, wie die Trauben per Hand geerntet und in die kleinen Hofstellen zur Weiterverarbeitung gebracht wurden. Die Straßen in den kleinen Dörfern dufteten alle verführerisch nach Wein. Und wir hatten Glück: In Savigny-lès-Beaune durften wir nicht nur das Weingut und die Produktionsstätte der Brüder Pavelot anschauen, wir konnten dort auch einen – für uns noch erschwinglichen – Wein kaufen. Der Winzer versicherte uns, dass trotz der langen Hitze und Dürre im Sommer die Ernte sehr gut ausgefallen sei und man sich auf einen hervorragenden Jahrgang freuen dürfe. In Beaune angekommen, radelten wir von unserem Stellplatz am örtlichen Rugby-Stadion in die Innenstadt, um das weithin bekannte „Hotel-Dieu“ anzuschauen, das seinerzeit als Krankenhaus für Arme genutzt wurde und heute ein bemerkenswertes Museum ist – sowohl innen wie außen. Das Gebäudedach ist mit den typischen bunt glasierten Ziegeln, die hübsche Muster ergeben, gedeckt, auch sonst ist das komplette Ensemble sehr beeindruckend. Innen kann man sich gut vorstellen, wie die Kranken von den Nonnen, die als Krankenschwestern fungierten, gepflegt wurden – absolut sehenswert! Senf gibt es übrigens auch in Beaune, wo die letzte noch vor Ort produzierende Senfmühle zu finden ist. La Moutarderie Fallot stellt eine riesige Auswahl an verschiedenen Geschmacksrichtungen her – die meisten höllisch scharf, aber super-lecker!

Edles Gewächs: Aus diesen Trauben nahe Pommard entstehen die teuren Burgunderweine.
GLÜCKSBRINGER: Eine Hand ans Herz, andere Hand an die Eule – dann werden Wünsche wahr!

Nachmittags stand dann Natur pur auf dem Programm: Wir unternahmen eine Wanderung durch die Weinberge, hier hingen zum Teil die dicken blauen Trauben noch an den Reben. Die kleinen Orte wie Volnay oder Pommard sind einfach malerisch, die Aussicht auf die Weinflächen und die Landschaft traumhaft. Übernachtet haben wir direkt unterhalb des Montagne des Trois Croix – völlig abgeschieden und wunderschön.

Am nächsten Morgen brachen wir zu einer Rundwanderung um die drei Kreuze auf, machten später einen Abstecher zu einer Windmühle, bevor wir bei den Winzern Quentin & Vincent Joussier Halt machten. Vincents Frau Sylvie erklärte uns bei der Verkostung die verschiedenen Sorten und wie sie hergestellt werden – Gott sei Dank auf Englisch! Ein paar Fläschchen haben wir natürlich gekauft, bevor wir mit unserem Wohnmobil „Kalle“ nach Tournus auf den dortigen Campingplatz fuhren. Der Ort liegt an der Saone, wir gingen ein Stück am Fluss entlang und schauten den vorbeifahrenden oder festgemachten Schiffen zu.

Am Abend gönnten wir uns anlässlich meines Geburtstags ein leckeres Drei-Gänge-Menü im „Le Bouchon Bourguignon“, dem „kleinen Bruder“ des Restaurants „Greuze“ von Sternekoch Yohann Chapuis: Pastete mit Kalbs- und Schweinenuss, Entenbrust auf Rösti mit einer Cassis-Sauce und eine Käseauswahl zum Abschluss. Zum Kaffee gab es noch die kleinen „Nonettes“ – das nennt man Essen wie Gott in Frankreich!

Geburtstagsessen im "Le Bouchon Bourguignon"

Auch optisch ist das „Le Bouchon Bourguignon“ mit seiner edel-modernen Einrichtung in Türkis- und Goldtönen ein Genuss.
Entenbrust auf Rösti mit Cassissauce – lecker!

Zurück im Wohnmobil nahmen wir als kleinen Absacker noch einen Kir – stilecht mit dem gerade erworbenen Cassis plus dem Aligoté, den wir zuvor bei Sylvie gekauft hatten. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Brancion, einem kleinen Dörfchen, das in seinen uralten Strukturen erhalten geblieben ist. Chateau, Kirche, die kleine Markthalle und die Häuser sind noch ganz ursprünglich – kein Wunder, dass der Ort ein beliebtes Ausflugsziel auch bei den Franzosen ist.

Nicht minder populär, allerdings einige Hausnummern größer ist das Chateau de Cormatin, das wir als nächsten Stopp anfuhren. Wir haben das Schloss aus dem 17. Jahrhundert mit einer Führung (leider auf Französisch – immerhin bekommt man ein deutsches Leaflet) besichtigt, die Ausstattung ist mehr als pompös, auch die das Wasserschloss umgebende Anlage mit Zier- und Gemüsegarten, Labyrinth und weiteren Gebäuden ist sehenswert. Übernachtet haben wir ein Stück weiter vor der imposanten mittelalterlichen Burg Berzé-le-Chatel, die sich in Privatbesitz befindet. Altes Gemäuer stand auch am nächsten Tag auf dem Programm: die Abtei Cluny samt dem dazugehörigen Ort. Der Eintritt in das Benediktinerkloster aus dem 10. Jahrhundert (dort stand immerhin bis zur  Fertigstellung des Petersdoms in Rom die größte Kirche der Christenheit, von der die Französische Revolution allerdings nur noch imposante Bruchstücke zurückließ) war anlässlich der „Journées européennes du patrimoine“ – vergleichbar mit unserem Tag des Offenen Denkmals – gratis. Perfekt!

Imposant präsentiert sich die Abtei Cluny aus dem 10. Jahrhundert.

Nach so viel Kultur und Geschichte stand uns der Sinn nach Natur pur und so kam unser nächster Halt am Fuße der beiden Kalkfelsen von Vergisson und Solutré-Pouilly genau richtig. Der dortige Panorama-Parkplatz kann von WoMos zum Übernachten genutzt werden und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die beiden mächtigen Erhebungen. Wir nutzten den schönen Nachmittag für eine wunderbare Wanderung, vom Gipfel aus konnte man ganz unten unseren winzigen „Kalle“ stehen sehen.

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Chateau de Cormatin

So lässt sich`s träumen: Schlafgemach im Chateau de Cormatin

Nach dem Abstieg genossen wir noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor es am Folgetag raus aus der südlichen Weinregion des Maconnais an der Grenze zum Beaujolais nordwärts hinein in die landwirtschaftlich genutzten Flächen ging. Ab jetzt sah man auf den Weiden die bekannten weißen Charolais-Rinder, aber auch Schafe, Ziegen und ab und an Pferde oder Esel stehen, auch Getreidefelder prägten nun die Landschaft. Sehr sehenswert ist das Museum von Bibracte, das von der ersten keltisch/gallischen Besiedelung des Mont Beuvray an die Entwicklung der an diesem Standort entdeckten Stadt Bibracte und deren Untergang mit vielen interaktiven Erklärungen beschreibt. Auch die immer wieder unterbrochenen Ausgrabungen, die noch immer andauern, werden anschaulich erläutert und auf dem Freigelände gezeigt. 

Unser nächster Übernachtungsplatz befand sich in Autun über einem künstlich angelegten See, von dort konnte man in wenigen Minuten in die Stadt radeln. Ein Must-see ist die dortige Kathedrale, deren romanisches Bogenfeld über dem Eingangsportal und deren detailliert gearbeitete Kapitelle einzigartig sind. Zudem gibt es ein römisches Theater, mehrere Stadttore sowie den so genannten Janustempel, die Ruine eines Turms aus dem 1. Jahrhundert. Chilliger ließen wir es auf unserer nächsten Station, einem Campingplatz an einem Stausee im Morvan, dem burgundischen Mittelgebirge, angehen. In der zweiten Septemberhälfte ist hier überhaupt nichts mehr los, nur wenige Gäste waren vor Ort und komplette Selbstversorgung war hier angesagt. So beschlossen wir, am nächsten Tag weiterzuziehen, zumal die Temperaturen inzwischen abends recht absackten und an ein langes Draußensitzen nicht mehr zu denken war.

Burgund ist ein empfehlenswertes Reiseziel, das wir sicher noch einmal ansteuern werden!

Abtei in Fontenay

Die Abtei in Fontenay war unser nächstes Ziel. Das Zisterzienserkloster wurde 1118 gegründet und liefert einen hervorragenden Einblick, wie die Mönche dort wohl gelebt haben. Mit der Französischen Revolution endete das Klosterleben, später befand sich auf dem Areal eine Papierfabrik, bevor es durch private Hand zurückgekauft und aufwändig restauriert wurde. Als vorletzte Station wählten wir einen Parkplatz in Ravières mit tollem Blick auf den Canal de Bourgogne, der die Yonne mit der Saone verbindet. Auf weiten Strecken kann man direkt am Wasser entlangradeln – so auch von unserem Stellplatz aus zum Chateau d’Ancy-le-Franc, das einen hübschen, weitläufigen Schlossgarten (mit netter Gänseschar) und prunkvolle Räume zu bieten hat.

Wieder zurück, konnten wir von „Kalle“ aus einen wunderschönen Sonnenuntergang am Kanal beobachten. Am nächsten Morgen brachen wir nach Noyers-dur-Serein auf, einem kleinen Ort, der in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen wurde. Fachwerk und mittelalterliche Gebäude prägen das Ortsbild und man kann herrlich durch die kleinen Sträßchen bummeln.

Unsere letzte Reise-Station und gleichzeitig die Rückkehr zum Weinanbau war Chablis, ein hübsches Städtchen, in dem man nicht nur den gleichnamigen Rebensaft, sondern auch die zwiespältig beurteilte Andouillette, eine Innereienwurst, erwerben kann. Zwiespältig, weil sie in der Region ein Traditionsgericht ist, das von vielen geliebt wird, aber von Touristen in der Regel als eklig empfunden wird. Sie wird aus Magen und Darm von Schweinen oder Kälbern hergestellt und hat angeblich einen dementsprechenden Geschmack und Geruch. Wir haben uns nicht rangetraut, sondern sind an diesem letzten Abend lieber bei einem Salat mit warmem Ziegenkäse und Honig und einem Glas Chablis geblieben.

Altstadt in Neyers-dur-Serein

UNSER FAZIT: rundum POSITIV. Die Bourgogne ist landschaftlich und kulinarisch absolut top, allerdings braucht man, um die wirklich exzellenten Tropfen zu verkosten, einen dicken Geldbeutel: Für ein 0,12l-Glas mit einem – zugegebenermaßen fantastischen – Grand Cru aus Meursault haben wir in der empfehlenswerten „Cave de la Cité“ in Dijon 25 € auf den Tresen gelegt. Empfehlenswert sind die großen Supermärkte, in denen es keine schnöden „Weinregale“, sondern ganze „Caves“ mit regionalen Tropfen aller Preisklassen sowie fast alle traditionellen oder regionalen Spezialitäten gibt. Allerdings landet auf den Burgunder Tellern eher Fleisch oder Geflügel – Vegetarier oder gar Veganer haben auch (oder gerade?) in den Lokalen auf (nahezu) Sterneniveau einen schweren Stand.

Erstaunlicherweise scheint der Trend dort noch nicht so richtig angekommen zu sein, denn in den Restaurants gab die Menüauswahl maximal ein – eher „gewöhnliches“ – Fischgericht her, einen rein vegetarischen oder veganen Vorschlag für ein Hauptgericht haben wir nirgends entdeckt. Die Region hat mit Hühnern aus der Bresse, Rindern aus dem Charolais oder Schnecken aus dem Weinberg aber eben jede Menge alles-andere-als-veggie-Klassiker der französischen Küche zu bieten. Trotzdem bleibt die Region für uns ein empfehlenswertes Reiseziel, das wir sicher noch einmal ansteuern werden.

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