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„Bis 40 auf dem Eis!“

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"Bis 40 auf dem Eis!"

Foto: ERC Ingolstadt

ERC-Neuzugang Daniel Pietta denkt noch lange nicht ans Aufhören

Sein Wechsel zu den Panthern war ein Supercoup: Erfolgreicher Top-Scorer der DEL, langjähriger Nationalspieler und absoluter Publikumsliebling bei seinem Ex-Verein Krefeld Pinguine – niemand hätte diesen Transfer wohl für möglich gehalten. Doch Daniel Pietta unterschrieb beim ERC Ingolstadt, inzwischen schon zum zweiten Mal, denn der 34-Jährige hat seinen Vertrag gerade verlängert. Im espresso-Interview spricht der Panther-Stürmer über die laufende „Corona-Saison“ ohne Fans, seine Mannschaft, seine Familie, seine Hobbys und seine Zukunftspläne.

Gute Nachrichten für alle Panther-Fans: Du hast gerade deinen Vertrag beim ERC Ingolstadt verlängert – was war ausschlaggebend?
Ich fühle mich hier sehr wohl, wir haben Erfolg und es macht Spaß, mit der Mannschaft zu spielen – also hat nichts dagegengesprochen. Nach meiner Zeit in Krefeld wollte ich so viele Spiele wie möglich gewinnen und Playoffs spielen – und das ist in Ingolstadt durchaus gegeben. Zudem ist meine Familie happy mit der Entscheidung, so dass mir die Verlängerung sehr leichtfiel.

Nach Abschluss der „Südrunde“ steht ihr auf Rang drei der Gruppe – bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Auch wenn wir hier und da Punkte liegengelassen haben, spielen wir eine echt gute Saison. Mannheim hat als Tabellenführer schon etwas Vorsprung, aber wir haben immer noch die Chance auf Platz zwei. Trotz der kurzen Vorbereitungszeit haben wir gut zusammengefunden und als Team sowohl auf dem Eis als auch in der Kabine viel Spaß, das macht uns erfolgreich.

Was macht die Panther heuer so stark?
Wir haben einfach vier gute Reihen! Jeder trägt seinen Teil zum Erfolg bei, egal ob im Sturm oder in der Verteidigung. Das macht eine gute Mannschaft aus und erleichtert es, Spiele zu gewinnen.

Deine Sturmreihe mit deinen Partnern Wayne Simpson und Brandon DeFazio hat bereits beachtliche 58 Punkte gesammelt – was macht euch drei aus?
Wir verstehen uns gut. Über Wayne Simpson braucht man nicht viele Worte verlieren, er ist einer der besten Stürmer der Liga, offensiv sehr begabt, arbeitet aber auch defensiv hart. Brandon weiß, wo das Tor steht und ist ein echter Vollstrecker.

Obwohl es hier noch nicht so klappt, kann auch ich Tore schießen – aber ich sehe mich eher als Zwei-Wege-Stürmer und Vorbereiter, nicht so sehr als Torjäger.

Für mein Selbstvertrauen wäre es dennoch schön, wenn ich mal wieder treffen würde, aber solange wir die Spiele gewinnen, ist das kein so großes Problem – auch wenn man als Stürmer natürlich an Toren gemessen wird. Generell macht mir das Vorbereiten aber genauso viel Spaß wie das Tore schießen.

Family time mit Söhnchen Henri und Frau Carina.

Als Nächstes stehen 14 Partien gegen die Nordgruppe an. Wie schätzt du die Gegner ein und ist es schwer, sich wieder auf neue Kontrahenten einzustellen?
Auch wenn wir bislang nur gegen die Teams der Südgruppe gespielt haben, ist es nicht schwer, sich auf neue Gegner einzustellen, das sind wir gewohnt. Dennoch ist es nicht einfach, die Gruppe einzuschätzen, aber wir haben ein gutes Team und werden auch gegen den Norden viele Punkte sammeln.

Die erste Partie wird ausgerechnet gegen deinen Ex-Verein, die Krefeld Pinguine ausgetragen – wird es ein besonderes Match für dich?
Mit Zuschauern und Fans wäre es sicher ein sehr emotionales Spiel. Bei den Pinguinen spielen inzwischen nicht mehr viele Jungs, mit denen ich gemeinsam auf dem Eis stand und noch Kontakt habe. Ich bin gespannt, wie es wird, bereite mich wie immer auf das Spiel vor und will es natürlich gewinnen, denn es sind wichtige Punkte für uns.

Kommen wir zu dir persönlich: Dein Start beim ERC verlief mit den Rassismus-Vorwürfen und der langen Sperre sehr holprig. Wie gehst du inzwischen mit der Angelegenheit um?
Natürlich hatte ich anfangs mehr Probleme damit als jetzt, wo ich wieder im Spielbetrieb stehe, ich habe es nicht mehr ständig im Kopf, auch wenn ich hier und da noch darauf angesprochen werde. Ich kann nur immer wieder betonen, dass es ein Fehler war. Ich habe mich öffentlich entschuldigt, versucht, mich privat zu entschuldigen, mehr ist bedauerlicherweise nicht möglich. Leider kann ich die Geschichte nicht ungeschehen machen.

Du bist jetzt seit rund vier Monaten in Ingolstadt – hast du dich schon ein bisschen eingelebt?
Ja, schon. Natürlich ist die Situation etwas anders – man kann mit den Jungs außerhalb der Eishalle aufgrund der geschlossenen Cafés und Restaurants nicht mal spontan gemeinsam Mittagessen oder einen Kaffee trinken, aber ich fühle mich hier wohl. Komisch ist für mich nur, dass meine Familie nicht hier ist, was sich aber in Zukunft ändern wird.

Das bedeutet, deine Frau Carina und dein Sohn Henri sind noch in Krefeld?
Sie sind immer mal ein paar Tage hier, aber mein Sohn geht noch in Krefeld in den Kindergarten. Wir wollten ihn nicht kurzfristig herausnehmen, haben in Ingolstadt auch noch keinen Platz in der Kita. Zudem arbeitet meine Frau in Krefeld und muss erst sehen, ob sie hier einen Job bekommt. Jetzt haben wir Zeit für die Planung, aber der Wechsel nach Ingolstadt war so spontan, dass wir uns in dieser Saison fürs Pendeln entschieden haben.

Du bist 34 Jahre alt – hast du dir schon Gedanken über die Zeit nach deiner aktiven Karriere gemacht oder ist das derzeit kein Thema für dich?
34 Jahre jung! (lacht) Natürlich macht man sich immer mal Gedanken, aber konkret habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Ich könnte mir vorstellen, im Nachwuchsbereich als Trainer zu arbeiten, aber auch eine Funktion als Sportlicher Leiter, der eine Mannschaft zusammenstellt, wäre denkbar.

Grundsätzlich habe ich aber immer das Ziel gehabt, bis zu meinem 40. Lebensjahr auf dem Eis zu stehen, das wären also sechs Jahre plus x. Solange ich gesund bin, will ich Eishockey spielen, was danach kommt – keine Ahnung.

Apropos Nachwuchs: Steht dein Sohn Henri schon auf Schlittschuhen und hat Papas Talent geerbt?
Bislang waren wir nur dreimal beim Eislaufen. Die ersten beiden Male fand er es cool, bis er hingefallen ist und nass war. Beim dritten Mal hatte er eine Ausrüstung an und fand es super. Dann kam Corona und es war nicht mehr möglich, zum Schlittschuhlaufen zu gehen. Deshalb habe ich ihm jetzt Inliner gekauft – innerhalb von drei Tagen konnte er darauf stehen und laufen. Aber er spielt auch genauso gerne Fußball und mir ist es egal, welchen Sport er treibt, solange er dabei glücklich ist, sich bewegt und nicht nur vor dem Fernseher sitzt.

Welchen Beruf hättest du ergriffen, wenn du kein Hockeyspieler geworden wärst?
Zum Ende meiner Schulzeit hatte ich vor, eine Ausbildung zum Bankkaufmann zu machen, auch Polizist wäre eventuell eine Option gewesen. Doch dann kam relativ schnell die Leihe zu den Füchsen Duisburg in die 2. Liga, wo die Bedingungen schon recht profimäßig waren, so dass keine Zeit für eine Ausbildung blieb.

Auf Instagram hast du deine selbst entworfene Hockey Streetwear Collection und dein eigenes Logo bei scallywag vorgestellt – wie kam es dazu und macht dir Mode Spaß?
Ich hatte Kontakt zu den Leuten von scallywag, deren Ideen sich sehr cool angehört haben. Für mich war es eine schöne Nebenbeschäftigung, das Ganze mitzuentwickeln. Ich glaube, dass die Klamotten auch für die Fans eine gute Möglichkeit sind, sich mit einem Spieler zu identifizieren. Fashiontechnisch laufe ich aber nicht jedem Trend hinterher, sondern bin diesbezüglich eher einfach gestrickt und fühle mich auch in Jogginghosen wohl.

Ich bin sicher kein Modezar (lacht).

Womit verbringst du deine Zeit, wenn du nicht auf dem Eis stehst?
In erster Linie verbringe ich meine Freizeit mit meinem Sohn und meiner Familie. Ansonsten bin ich sehr sportaffin und schaue mir alles im Fernsehen an, egal ob Formel 1, Tennis, Biathlon oder sonstigen Wintersport – gerade jetzt, wo man oft zuhause ist.

Ich bin großer Borussia Dortmund-Fan und verfolge daher auch die Bundesliga.

Vor Corona hatte ich eine Dauerkarte und war so oft wie möglich live im Stadion. Im Sommer treffe ich mich häufig mit ein paar Jungs zum Fußball, Tennis oder Rennradfahren, das mache ich sehr gerne.

Kommen wir zu einem ernsteren Thema: Seit einem Jahr hat Corona die ganze Welt im Griff, im Eishockey sind Geisterspiele bis zum Saisonende wohl sicher: Wie sehr brauchst und vermisst du persönlich die Fans?
Ich finde es sehr traurig, dass keine Fans da sind. Wenn du ein Tor schießt, freust du dich – aber die Halle ist leer und keiner jubelt dir zu. Mir fehlen die Reaktionen der Fans, ob du nun eine gute Aktion abgeliefert oder einen Schuss geblockt oder aber einen Fehler gemacht hast. Ich bin ein Typ, bei dem noch ein paar Extraprozent rausgekitzelt werden, wenn man mich anfeuert und glaube, dass ich vor Zuschauern noch einen Tick besser spielen kann als ohne.

Die DEL war vor dem Saisonstart monatelang unterbrochen – wie hast du die Eishockey-freie Corona-Zeit, speziell auch die beiden Lockdowns verbracht?
Ich habe nach sehr langer Zeit mein Rennrad wieder flottgemacht und bin tatsächlich sehr viel gefahren. Wegen Corona waren die Straßen ziemlich leer, das hat richtig Spaß gemacht. Speziell im ersten Lockdown habe ich die meiste Zeit mir der Familie in unserem Garten verbracht – zum Glück war das Wetter super.

Ich habe versucht, den Rasen auf Fußball-Niveau zu bringen.

Das hat aber nur zwei Wochen geklappt, inzwischen ist da wieder nur Moos (lacht). Ansonsten habe ich mich beim Training von Monat zu Monat gehangelt, weil man kein fixes Datum für die Vorbereitung hatte. Erst wurde die WM abgesagt, dann der Saisonstart verschoben, das hat die Sache nicht einfacher gemacht.

Was vermisst du in Bezug auf die Corona-Beschränkungen am meisten?
Einfach mal wieder ganz entspannt mit der Familie oder mit Freunden zum Essen zu gehen, dazu ein Bierchen zu trinken und gemütlich zusammenzusitzen. Beispielsweise hatten wir im Sommer einen wöchentlichen Stammtisch mit einigen Hockeyspielern, aber nach dem zweiten Lockdown war dann wieder Schluss – das letzte Treffen ist inzwischen rund fünf, sechs Monate her. Das sind Dinge, die vorher selbstverständlich waren und bei denen man jetzt erst merkt, wie wichtig sie einem sind.

Was hat die Pandemie mit dir persönlich angestellt?
Man bekommt schon eine andere Sichtweise. Man konnte vorher tun, was man wollte, jetzt ist man in verschiedenen Bereichen doch eingeschränkt und lernt die Dinge anders zu schätzen.

Letzte Frage: Was sind deine Ziele für die laufende Saison – sowohl mit dem Team als auch persönlich?
Ich will einfach meinen Teil dazu beitragen, dass wir so erfolgreich wie möglich abschneiden. Das wünsche ich mir auch für die Mannschaft. Der Modus in den Playoffs birgt heuer zwar die Gefahr, dass man bei einem schlechten Tag schon ausgeschieden sein kann, aber wenn wir alle auf den Punkt Top-Leistung abrufen, brauchen wir uns vor keinem verstecken und können sehr weit kommen.

Vielen Dank für das Gespräch, Daniel!

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