Drahtzieher im Mittelfeld

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Drahtzieher im Mittelfeld

FCI-Neuzugang Max Besuschkow will mit den Schanzern auf Erfolgskurs bleiben | Interview: Sabine Kaczynski, Fotos: FCI

Das Transferfenster war schon fast geschlossen, da zauberte der FC Ingolstadt im vergangenen September in allerletzter Minute Neuzugang Max Besuschkow aus dem Hut. Der 27-jährige gebürtige Tübinger wechselte von Hannover 96 zu den Schanzern und verstärkt seitdem das Ingolstädter Mittelfeld. Im espresso-Interview spricht der zweitligaerfahrene Kicker, der auch schon Bundesligaluft geschnuppert hat, über seinen neuen Verein, seine bisherige Karriere und seine noch junge Rolle als Papa einer knapp zweijährigen Tochter.

Wie siehst du euren Auftritt gegen Rot-Weiß Essen am vergangenen Wochenende?
Wenn man auf die Torchancen schaut, hätten wir sicherlich etwas Zählbares mitnehmen können. Denn nur wenige Minuten nach der Essener Führung haben wir das erste Mal Aluminium getroffen und sind dann mit einem Rückstand in die Pause gegangen. Für die zweite Halbzeit hatten wir uns viel vorgenommen, weshalb der Treffer zum 0:2 kurz nach Wiederanpfiff natürlich extrem bitter für uns war. Trotzdem haben wir nicht aufgesteckt, uns einige Tormöglichkeiten erspielt und zwei weitere Lattentreffer gehabt. Der Ball wollte aber einfach nicht rein, weshalb wir natürlich enttäuscht über das Ergebnis sind.

Wieso hat es gegen den vermeintlich „leichteren“ Gegner Essen nicht zu einem Sieg gereicht?
Essen ist keinesfalls ein einfacher Kontrahent, sondern verfügt über einen wirklich guten Drittliga-Kader und hat sich nach dem Trainerwechsel sowie einigen Systemumstellungen gut gefangen. Auch ihre Winterneuzugänge haben sich schnell integriert, so dass ich einen sehr starken Gegner erwartet habe. Angesichts der Heimkulisse mit vielen Fans im Rücken wussten wir, dass es kein leichtes Auswärtsspiel für uns wird.

Aktuell steht ihr nun auf Rang 6 der Tabelle – wie siehst du den bisherigen Saisonverlauf?
Wenn man die Gesamtsituation betrachtet, stehen wir dort aktuell zurecht in der Tabelle. Wir hatten vor der Winterpause eine sehr gute Phase, was Leistung und Zählerausbeute betrifft. Auch bis zur Partie gegen Essen haben wir konstant gepunktet, aber das spiegelte sich nicht immer auf dem Platz wider. Deshalb müssen wir – erst recht nach der letzten Niederlage – wieder dahin zurückkommen, dass sowohl unsere Performance als auch die Ergebnisse stimmen.

Auch in den beiden Partien gegen 1860 München und den VfB Stuttgart II seid ihr zuletzt nicht über ein Unentschieden hinausgekommen und habt somit die Chance verpasst, auf Rang 3 zu springen. Wie ärgerlich ist das im Nachhinein?
Es bringt nichts, mitten in der Saison auf Platz 3 zu stehen – wichtiger ist, dass du am Ende der Spielzeit oben dabei bist. Deshalb machen wir uns ehrlich gesagt keine Gedanken darüber, wo wir aktuell in der Tabelle platziert sind. Entscheidend ist, dass wir jetzt die richtige Leistung abliefern – das steht an oberster Stelle.

Danach stehen bis zum Saisonende noch 12 Partien an: Ab wann schielt man auf die Tabelle und rechnet, ob es für den Aufstieg reicht?
Damit kann man am 36. Spieltag anfangen. Die Liga ist so eng und ausgeglichen, dass es vorher tatsächlich gar keinen Sinn macht. Es sind immer Kleinigkeiten, die die Spiele entscheiden. Deshalb bringt es nichts, auf die Tabelle zu schauen, sondern wir müssen uns darauf fokussieren, jetzt wieder konstant zu punkten.

Von den 21 Ligaspielen, seit denen du dem Schanzer Kader angehörst, hast du bislang 18 bestritten – wie lautet dein persönliches Fazit?
Die Jungs haben es mir sehr leicht gemacht, mich zu integrieren. Deshalb bin ich gut reingekommen und denke, ich kann der Mannschaft mit meinen Qualitäten helfen. Wir haben uns inzwischen gut stabilisiert und oftmals die engen Spiele für uns gezogen. Insgesamt fällt mein Fazit daher positiv aus.

Du bist als Last-Minute-Verpflichtung nach dem vierten Saisonspiel zum FCI gestoßen – wie schwierig ist es da, sich direkt in ein neues Mannschaftsgefüge bzw. Spielsystem einzufinden?
Ich habe in meiner Karriere schon viel erlebt und es ist auch nicht mein erster Wechsel, deshalb wusste ich, was auf mich zukommt. Zudem spricht man sich im Vorfeld mit der Trainerin und dem Sportdirektor hinsichtlich der Spielidee ab. Mir wurde der Start von allen Seiten leicht gemacht, so dass ich mich schnell zurechtgefunden habe.

Vor deinem Wechsel hast du dich bei ehemaligen Kollegen über die Schanzer informiert: Wolltest du angesichts deiner vielen vorausgegangenen Transfers sichergehen, dass es wirklich passt?
Es ging eher darum, nochmal aus anderer Perspektive zu erfahren, wie die Gegebenheiten sind, wie die Mannschaft tickt und welche Charaktere in der Truppe sind. Um auf lange Sicht erfolgreichen Fußball spielen zu können, ist es nämlich sehr wichtig, ein homogenes, funktionierendes Team vorzufinden.

In deiner Karriere kannst du mit Stuttgart, Frankfurt, Kiel, Regensburg und Hannover sowie zwei Abstechern nach Brüssel und Klagenfurt auf viele verschiedene Stationen zurückblicken. Welche Etappen haben dich aus sportlicher Sicht am weitesten gebracht?
In erster Linie war die Leihe nach Brüssel zu Union Saint-Gilloise für mich sehr wichtig, weil ich zu dieser Zeit dem Bundesligakader von Eintracht Frankfurt angehört habe und dort nicht oft zum Einsatz gekommen bin. Deshalb wollte ich unbedingt Spielpraxis sammeln. Auch der Wechsel zu Jahn Regensburg war der richtige Schritt, dort hatte ich ein ähnlich familiäres Umfeld wie bei den Schanzern und konnte mich somit bestmöglich sportlich weiterentwickeln sowie in der 2. Liga Fuß fassen.

Neben deiner Erst- und Zweitligaerfahrung hast du von der U15 bis zur U19 sämtliche Jugendnationalmannschaften durchlaufen – was war dein bisher schönstes Fußball-Erlebnis?
Auch wenn ich nicht den allergrößten Anteil daran hatte, war der DFB-Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt eindeutig mein bisheriges Karriere-Highlight.

Wo hat es dir bei all deinen Stationen persönlich am besten gefallen und warum?
Meine Frau und ich haben uns in Regensburg sehr wohl gefühlt und dort auch außerhalb des Fußballs viele Freunde gefunden, zu denen wir immer noch Kontakt pflegen. Die schönste Stadt, in der wir gewohnt haben, war Klagenfurt, denn das Kärntner Land bietet eine tolle Lebensqualität und wir hatten nur einen einminütigen Fußweg zum See – das war definitiv eine der schönsten Stationen.

Du bist vor knapp zwei Jahren Vater einer kleinen Tochter geworden – wie gefällt dir die Rolle als Papa?
Das ist total schön. Ich freue mich immer auf die Kleine, wenn ich nach Hause komme – sie ist einfach immer gut drauf. Amilia hat ja auch schon einige Umzüge hinter sich, macht aber alles super mit. Wir sind wahnsinnig stolz und glücklich, dass wir sie haben.

Was machst du am liebsten mit deiner Tochter?
Da habe ich nicht so viel Mitspracherecht – meistens entscheidet Amilia, was wir machen (lacht). Ich verbringe unheimlich gerne Zeit mit ihr und singe auch um sechs Uhr morgens Lieder, wenn sie das möchte. Ich schließe mich gerne ihren Wünschen an.

Hat sich für dich durch die Elternrolle etwas geändert?
Man nimmt viele Dinge anders wahr. Wenn man die Kleine aufwachsen sieht, wird die Gesundheit das wichtigste Gut und steht über allem. Zudem erlebt man, wenn man mit dem Nachwuchs unterwegs ist, alles aus einer neuen Perspektive und blickt in diesen Situationen wieder mit Kinderaugen auf die Welt.

Du sprichst neben deutsch auch russisch, englisch und französisch – woher kannst du so viele Sprachen fließend?
Ich spreche sie mehr oder weniger fließend. Russisch ist ja meine Muttersprache, die ich auch meiner Tochter ein bisschen beizubringen versuche. Englisch und Französisch habe ich in der Schule gelernt. Durch meinen einjährigen Aufenthalt in Belgien kann ich Letzteres inzwischen auch gut sprechen.

In einem Interview hast du mal gesagt, dass deine Frau „sehr gesund und abwechslungsreich“ kocht: Was ist denn dein Lieblingsessen und stehst du denn auch mal selbst am Herd?
Ich habe keine wirklichen Vorlieben, esse aber sehr vielseitig. Tatsächlich koche ich auch manchmal selber, aber meistens bin ich für den Einkauf der Zutaten zuständig, während meine Frau dann das Essen zubereitet.

Unser aktuelles Magazin dreht sich ums Thema Wohnen. Wenn du es dir aussuchen könntest: Wie und wo würdest du leben wollen?
Das ist ziemlich unspektakulär (lacht). Wir werden uns sicher irgendwann in unserer Heimat nahe Rottenburg niederlassen, unsere Elternhäuser liegen nur rund zehn Minuten auseinander. In dieser Gegend wollen auch wir sesshaft werden.

Was ziehst du vor – Stadt oder Land und Meer oder Berge?
Wir kommen beide aus einem Dorf mit ländlicher Umgebung und haben in Ingolstadt zum ersten Mal drei Monate lang mitten in der Stadt gewohnt. Meiner Frau hat es zu meiner Überraschung sehr gut gefallen, obwohl dort immer viel Trubel war. Dennoch wohne ich lieber etwas ruhiger und würde mich daher eher als Land-Mensch bezeichnen. Zwischen Meer und Bergen kann ich mich nicht entscheiden, wir mögen beides und jedes Ziel hat seine Reize.

Was machst du in deiner Freizeit?
Am liebsten nutze ich sie, um Zeit mit meiner Familie zu verbringen, egal ob wir nun gemeinsam im Café sitzen, einen Ausflug unternehmen oder einfach nur zum Kinderturnen oder zu den Musikmäusen gehen. Wichtig ist, dass wir zusammen unterwegs sind. Amilia bestimmt schon den größten Teil unseres Alltags, aber das genießen wir auch sehr.

Zurück zum Fußball: Was hast du dir für den Rest der Saison vorgenommen – persönlich und mit dem Team?
Das oberste Ziel für mich persönlich ist es, gesund zu bleiben. Der Rest ergibt sich dann durch harte Arbeit von allein. Als Team wollen wir so erfolgreich wie möglich abschneiden. Deshalb gilt es, weiterhin alles zu geben, dann wird man sehen, wo wir am Ende der Saison stehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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