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Ein impulsives Experiment
Bernhard Hollingers Hauptinstrument ist und bleibt der E-Bass. Auf dieses eine Instrument lässt sich der Wolkertshofener, der 2009 den Jazzförderpreis der Stadt Ingolstadt gewann, aber kaum reduzieren. Besonders deutlich wird das durch sein vor wenigen Tagen erschienenes Album „Healing Music“. Darin konzentriert er sich auf den Kern der Musik: Frequenzen.
Bernhard Hollinger
Bernhard, kannst du uns dein Album erklären? Es ist ja durchaus kein „klassisches“ Musikalbum.
Die Idee, mich näher mit dem Kern von Musik und Sound – also Frequenzen – auseinanderzusetzen, hatte ich schon länger! Ganz nach Nikola Teslas Zitat, dass alles Energie, Vibration und Frequenz ist. Ich war dabei sehr angetan von dem Gedanken, dass Frequenzen einen Effekt beim Hörer haben, also den Hörer stimulieren und auf eine gewisse Weise auch heilen können. Ich bin dabei auf die sogenannten Solfeggio-Frequenzen gestoßen und habe mich entschieden exklusiv nur mit diesen Frequenzen ein Album zu machen.
Welches Resümee ziehst du daraus?
Es war super spannend, da es über die herkömmliche Weise einen „Song zu schreiben“ hinaus geht. Die Beschränkung auf die Frequenz(en) und den meditativen Charakter des Albums hat geholfen, nicht mehr zu machen als nötig ist. Ich habe versucht einen Track pro Frequenz zu komponieren und aufzunehmen (es gibt neun), da jede Frequenz einen anderen Effekt hat. Zusätzlich habe ich noch vier weitere Tracks aufgenommen, in denen ich Frequenzen kombiniere.
Du willst also mit jedem Track ein anderes Gefühl beim Hörer auslösen? Kann man das so sagen?
Genau, jede Frequenz resoniert anders und hat einen anderen Effekt beim Hörer. Das wird ja mittlerweile schon länger genutzt, z.B. in der Sound-Therapie oder beim Yoga mit den tibetanischen Klangschalen. Am Ende ist es alles Vibration. Mittlerweile gibt es etwas, das nennt sich Binaural-Beats. Eine Kombination von zwei Frequenzen, die in deinem Kopf anfangen zu resonieren und somit das Gehirn stimulieren – das Gehirn vibriert ja auch.
Das Album heißt „Healing Music“, du sprichst dabei von einer heilenden Wirkung der Frequenzen. Was meinst du damit?
Da steckt auch viel Mystik dahinter, bei der man selbst entscheiden kann, inwieweit man offen dafür ist. Ich hab es ausprobiert, die Kombination der Frequenzen hat schon etwas sehr eigenes und die Art wie sie miteinander blenden ist sehr toll! Das hat mich letztendlich überzeugt. Die Frequenz 396Hz soll z.B. von Schuld- und Angstgefühlen befreien.
Im April hättest du einen Auftritt im Kap94 in Ingolstadt gehabt. Was war geplant?
Ich hätte ein neues Projekt von mir vorgestellt. Etwas ganz anderes als dieses aktuelle Album. Aber es war schon seit Mitte März klar, dass es nicht klappen wird. Durch diese „Quarantäne“ hab ich jetzt viel Zeit und Spaß, um alte Sachen abzuschließen und mich auch auf impulsive Experimente wie dieses Album einzulassen! Ein sehr befreiendes Gefühl, wenn man etwas in einer kurzen Zeit „durchziehen“ kann. Der Auftritt im Kap94 wäre sehr viel beat-lastiger und tanzbarer gewesen!
Du hast einige Jahre in Amsterdam gelebt, aktuell ist Berlin dein Lebensmittelpunkt. Hast du einen Lieblingsclub oder Locations, die du empfehlen kannst?
Ich bin tatsächlich nicht so der Club-Typ, aber ich war zum CTM-Festival im Berghain – das war magisch. In Amsterdam kann ich das OT301, OCCII und „De Ruimte“ sehr empfehlen.
Vielen Dank für das Gespräch.