Einer von euch

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Einer von euch

Folgt Christian De Lapuente auf seinen Parteikollegen Christian Scharpf? | Foto: Stefanie Herker

Das ist der Wahlslogan von Christian De Lapuente (SPD). Er hat sich bereits einen Namen in der Ingolstädter Lokalpolitik gemacht. Als Oberbürgermeister will er Ingolstadt mit klarem Blick und strukturiertem Vorgehen ohne großen Sparkurs für die Zukunft gut aufstellen. Dafür wurde er von fünf Parteien nominiert. Ein paar Fragen haben wir vorher aber noch an ihn.

Herr De Lapuente, welche Kompetenzen besitzen Sie für das Amt als Oberbürgermeister? Wo liegen Ihre Stärken?
Ich bin davon überzeugt, dass Großes am besten gelingt, wenn wir es gemeinsam anpacken. Das ist mein Motto. Daher versuche ich auch in der Stadtpolitik über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu finden. Das ist mir als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat auch oft gelungen. Dazu gehört, alle Seiten anzuhören, mit einzubinden und auch Brücken zu bauen. Das ist eine meiner Stärken. Und angesichts der bevorstehenden Herausforderungen ist es sicherlich hilfreich, auf diese Erfahrung und das gegenseitige Vertrauen zurückgreifen zu können.

Was möchten Sie bereits im ersten Jahr auf den Weg bringen und wo ist Durchhaltevermögen gefragt?
Die ganz großen Aufgaben, die unmittelbar nach der Wahl anstehen, sind die Haushaltskonsolidierung, weiter den Sanierungsstau bei Schulen abzubauen, die schon fast sträflich verschleppte Sanierung des Stadttheaters anzugehen und smarte Wirtschaftsförderung voranzutreiben, zum Beispiel bei Gewerbeflächen und Fachkräftegewinnung. Bei all diesen Themen wird Durchhaltevermögen notwendig sein. Und eine breite Zusammenarbeit, denn ohne Teamwork wird es nicht gehen.

Wenn Sie den bisherigen Wahlkampf Revue passieren lassen und an die Begegnungen mit Menschen denken: Welche Themen beschäftigen die Ingolstädter demnach am meisten?
Viele Ingolstädterinnen und Ingolstädter machen sich Sorgen, wie es in Bayern wirtschaftlich weitergeht und wie sich die Automobilbranche entwickelt. Hier hängen viele Jobs und viele Familien dran. Das ist für Ingolstadt extrem wichtig. Ich habe daher ein Sofortkonzept für einen starken Wirtschaftsstandort und sichere Arbeitsplätze erarbeitet. Hier können wir in der Stadt einiges tun.

Was die Leute auch sehr beschäftigt, ist die zunehmende Spaltung in der Gesellschaft. Ich habe mit einer Mutter gesprochen, die sich Sorgen macht, weil ihre Kinder im Netz mit so vielen Fake News bombardiert werden. Oder ein Bekannter, dessen Eltern aus der Türkei damals eingewandert sind und der sich sorgt, weil politische Kräfte jetzt offen über eine Remigration im großen Stile schwadronieren. Mir macht diese Entwicklung große Sorgen. Ich sehe Vielfalt als eine Stärke für Ingolstadt. Wir müssen viel mehr über Integration, Teilhabe und auch klare Regeln für alle sprechen. Und uns gleichzeitig gegen Hass und Hetze stellen.

Gibt es Themen, die Ihnen schon jetzt schlaflose Nächte bereiten?
Schlaflose Nächte nicht, aber ich mache mir viele Gedanken, wie der Spagat zwischen Haushaltskonsolidierung und den gleichzeitig notwendigen Zukunftsinvestitionen gelingt. Hier gilt es Prioritäten zu setzen. Denn wir dürfen Ingolstadt jetzt nicht kaputtsparen. Wir müssen schon jetzt die Weichen für eine lebenswerte und wirtschaftlich starke Stadt stellen.

Der kommunale Verwaltungshaushalt ist um 25 bis 30 Million Euro pro Jahr überlastet. Eine nachhaltige Entlastung wäre erforderlich. Doch kann man überhaupt sparen, wenn man sich so großen Themen wie schon allein dem Klimaschutz ernsthaft widmen will?
Absolut richtig! Das Juni-Hochwasser hat erneut gezeigt, dass wir Klimaschutz ernst nehmen müssen. Es gibt schon jetzt die ersten im Stadtrat, die sagen, wir sparen erstmal unsere Klimaneutralität 2035 ein. Ich finde das falsch. Etliche wirksame Maßnahmen sind nicht mal teuer. Und Investitionen, zum Beispiel bei mehr Solarenergie auf städtischen Dächern, bringen auch Einnahmen. Bei großen Projekten, wie zum Beispiel dem Ausbau der Fernwärme, brauchen wir aber auch Unterstützung aus der Wirtschaft oder vom Bund und Freistaat. Das kann keine Kommune alleine stemmen.

Wie kann man als Oberbürgermeister selbst in punkto Sparmaßnahmen mit gutem Beispiel vorangehen?
Ich finde es wichtig, dass auch der Oberbürgermeister ein klares Zeichen setzt und seine Ausgaben auf den Prüfstand stellt. Auch in der letzten Haushaltskonsolidierung hat das OB-Büro seinen Beitrag wie alle anderen Ämter dazu beigetragen. Andere Kandidaten schlagen vor, die wenigen Mitarbeiter des OBs wegzukürzen. Da musste ich schon schmunzeln. Das zeugt nicht unbedingt von viel Verwaltungserfahrung. Um ein Unternehmen oder eine Organisation mit fast 3.500 Angestellten zu führen, braucht es auch ein gut funktionierendes Leitungsbüro, damit schnell und inhaltlich was vorwärts geht.

Die weltpolitische Lage ist sehr angespannt und die Spaltung der Gesellschaft nimmt gerade neue Ausmaße an. Was bedeutet das für Ingolstadt und wo sehen Sie Handlungsbedarf vor Ort?
Rechtsextreme und populistische Politik ist in Amerika erstarkt, in Italien, in Österreich und selbst bei uns verbreitet eine Partei offen Hass und Hetze. Wir müssen jetzt die Mitte stärken. Unser Land wurde wieder aufgebaut, durch Tatkraft und Solidarität. Das schafft Neues! Nichts wird durch Spaltung erreicht. Ich mache mir daher Sorgen, wenn große Parteien jetzt rechte Parolen kopieren. Das vergiftet unsere Gesellschaft. Stattdessen müssen wir jetzt doch das Miteinander stärken. Wir müssen die Mitte halten!

Wen fragen Sie um Rat, wenn Sie einen brauchen?
Zum Glück habe ich viele vertraute Personen in der Stadtgesellschaft, meiner Partei und auch der Stadtverwaltung, die ich immer wieder nach ihrer Meinung fragen kann. Ich finde es wichtig, verschiedene Perspektiven zu hören, bevor man eine wichtige Entscheidung trifft.

Wie wird sich das Stadtbild in den nächsten zehn Jahren verändern? Wird Ingolstadt grüner werden?
Was Ingolstadt ausmacht, ist die Verbindung zwischen Tradition und Geschichte mit Fortschritt und Vielfalt. Das sollten wir unbedingt erhalten. Für mich beinhaltet das die Wahrung unser einmaligen Altstadt und der historischen Festungsanlagen genauso wie die Sicherung unserer zwei Grüngürtel und den Schutz der Donauauen. Ingolstadt wächst weiter und wird in zehn Jahren mehr bezahlbaren Wohnraum haben. Wir gehen neue Wege der Mobilität mit mehr nachhaltigem ÖPNV. Der IN Campus ist dann bekannt als DONAU VALLEY und beheimatet moderne und zukunftsorientierte Unternehmen. Ich bin stets optimistisch und bin zuversichtlich, dass Ingolstadt Großes kann.

Welches Auto fahren Sie und was tun Sie privat für den Klimaschutz?
Natürlich fahre ich einen Audi. Privat habe ich mir ein Balkonkraftwerk angeschafft und versuche, öfters mit dem Fahrrad zu fahren, was mir aber offen gesagt gar nicht so leicht fällt.

Thema Sicherheit und Cyberkriminalität. Was erwartet uns in den nächsten Jahren auf den Straßen Ingolstadts? Gesichtserkennung?
Ingolstadt ist eine der sichersten Großstädte Deutschlands. Damit das so bleibt, müssen wir vor allem schon früh ansetzen, zum Beispiel bei der Jugend- und Sozialarbeit. Unmittelbar kann auch Videoüberwachung in Parks und auf großen Plätzen abschreckend wirken. Wichtig finde ich auch, dass die Stadt die Polizei beim Thema Enkeltrick unterstützt, zum Beispiel durch Aufklärungs- und Informationskampagnen. Ich finde es schrecklich, wenn ich lese, dass unsere Seniorinnen und Senioren um ihr Angespartes betrogen werden.

Lebendige Innenstadt: Wie kann man das Einkaufen und Verweilen in Ingolstadt City wieder interessanter machen?
Unsere Innenstadt ist das Herz unserer Stadt. Hier passiert gerade richtig viel: Mit der Entwicklung des ehemaligen Kaufhofs, der Anmietung des ehemaligen Donaukurier-Gebäudes in der Donaustraße und der Umgestaltung der Harderstraße als neuem Boulevard. Da haben wir im Stadtrat gerade große Projekte angeschoben. Auch die Stärkung des Tourismus wird helfen, dass weitere Geschäfte und Gastronomie in die Innenstadt zurückkehren.

Der Tourismus in Ingolstadt konzentriert sich überwiegend auf Audi und das Ingolstadt Village. Welche Außenwirkung wünschen Sie sich für Ingolstadt und haben Sie eine Idee für einen guten Slogan?
Touristen und Geschäftsreisende kommen gerne zu uns. Im letzten Jahr stieg die Zahl der Gäste sogar um über 20 Prozent. Ich will daher Tourismus und Stadtmarketing deutlich stärken. Zusammen mit unseren Hotels, Restaurants, Kultureinrichtungen und dem Einzelhandel müssen wir unsere Angebote zielgruppengerecht ausbauen. Hier sehe ich viel Potential! Ein guter Slogan gehört dann auch dazu. Das überlasse ich aber gerne anderen.

Was würden Sie tun, wenn Sie fünf Millionen Euro im Lotto gewinnen würden?
Das wär was! Dann lade ich das ganze Espresso-Team zum Essen ein. 😉

Wenn Sie eine Stunde mit einem Regierungschef der Welt hätten. Wen würden Sie gerne treffen und was würden Sie ihn/sie fragen?
Mit Donald Trump und ihn fragen, ob er sich nicht schämt. Ich wurde so erzogen, dass man anderen Menschen stets mit Respekt begegnen soll. Er stattdessen erhebt Gier, Hass und Abgrenzung zur Staatsdoktrin. Das ist nicht nur unanständig, sondern auch eine Gefahr für unsere demokratischen Werte. Ich finde das sehr gefährlich.

Auf welches Ingolstädter Event freuen Sie sich in diesem Jahr persönlich am meisten?
Auf unser Bürgerfest. Der Start war zugegebenermaßen etwas holprig. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es dieses Jahr in gewohnter Weise wieder in unserer schönen Altstadt feiern werden.

Wenn Sie in die Stichwahl kommen: Wer ist ihr Wunschgegner?
Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich werbe bei den Ingolstädterinnen und Ingolstädtern für eine Stadtpolitik des Miteinanders und der Zukunftsinvestitionen und freue mich, wenn die Bürgerinnen und Bürger mir ihr Vertrauen aussprechen.

Zu guter Letzt: Eine Frage, die Sie sich selbst stellen (und beantworten):
Ob der ERCI dieses Jahr die Deutsche Meisterschaft holt? Die Jungs spielen eine super Saison. Es macht echt Spaß ihnen zuzuschauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie den Pokal wieder nach Ingolstadt holen. Ich drücke die Daumen!

Vielen Dank, Herr De Lapuente!

Wer mehr über Christian De Lapuente erfahren will, wirft in unserer Dezember-Ausgabe einen Blick in sein Tagebuch.

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