Startseite » People » „Der erste Treffer war der schwierigste!“
„Der erste Treffer war der schwierigste!“
Bei ERC-Youngster Enrico Henriquez-Morales ist in seiner dritten Saison endlich der Knoten geplatzt
Panther-Stürmer „Chico“ Henriquez ist endgültig in der DEL angekommen. Der 21-jährige gebürtige Bad Aiblinger hat bereits 11 Scorerpunkte auf seinem Konto und überzeugt heuer mit durchweg guten Leistungen. Im espresso-Interview spricht er über seinen Verein, seine Familie und verrät, was es mit seiner Rückennummer auf sich hat.
Nach fast der Hälfte der Hauptrunde steht ihr auf Rang 2 der Tabelle – wie siehst du die laufende Saison bisher?
Ich sehe unseren bisherigen Auftritt sehr positiv, denn wir haben uns ständig gesteigert. Klar gibt es auch mal ein paar Spiele, bei denen wir nicht das aufs Eis gebracht haben, was wir uns vorgenommen hatten, aber im Großen und Ganzen können wir mit unserer Leistung ziemlich zufrieden sein.
In deiner dritten Saison beim ERC läuft es grade richtig gut bei dir – woran liegt es?
Eine echte Erklärung habe ich dafür nicht. Ich bekomme momentan einfach viel Eiszeit und spiele häufig – und mit den Jungs macht das gerade unglaublich viel Spaß. Das sind wichtige Faktoren: Genug Eiszeit, das Vertrauen des Trainerteams und dazu noch Spaß – dann kommt die gute Leistung von ganz allein.
Nachdem du in den vergangenen beiden Spielzeiten gar nicht für die Panther getroffen hast, bis du momentan mit 7 Treffern der drittbeste Torschütze nach Freddy Storm und Charles Bertrand – ist der Knoten endlich geplatzt?
Der schwierigste Treffer war tatsächlich der erste (lacht). Wenn das geschafft ist, fällt der Ballast von einem ab und dann läuft’s einfach.
Was macht die Panther – und speziell die Youngsters – heuer so stark?
Das ist schwer zu erklären. Wir bekommen sehr viele Tipps und Hilfestellungen von den erfahreneren Spielern. Oft haben wir einen älteren Partner in der Reihe, der uns auch während dem Match unterstützt. Das macht es für uns einfacher, wenn du jemanden an deiner Seite hast, der schon ein paar Jährchen in der Liga spielt und weiß, wie es geht. Zudem haben wir eine sehr ausgeglichene Mannschaft, in der alle Reihen Tore schießen können, davon profitieren auch wir Jungen.
Liegt es auch daran, dass euer neuer Trainer Mark French den Jungen mehr Vertrauen schenkt als ihr in der Vergangenheit bekommen habt?
Ich mag die Vergleiche zwischen den Trainern nicht – jeder Coach hat seine eigene Spielphilosophie, daran würde ich es nicht festmachen. Dieses Jahr sind die Special teams ein bisschen mehr aufgeteilt, dadurch ist die Eiszeit für alle ausgeglichener.
Von 27 Spielen habt ihr 17 gewonnen und bekommt nach Niederlagen heuer schnell wieder die Kurve. Woher kommt diese neue Stabilität, die in den vergangenen Saisons oft gefehlt hat?
Im Eishockey kann es immer schnell zu Ups und Downs kommen, bei diesem schnellen Sport kann ein Match immer kippen, wenn man nur mit einem oder zwei Toren Vorsprung führt. Man muss also immer konzentriert bleiben. Aber natürlich wollen wir nach jeder Niederlage so schnell wie möglich wieder in die Spur kommen und eine Negativserie vermeiden. Unsere bisherigen guten Leistungen geben uns dabei auch das nötige Selbstvertrauen, auch unsere starken Torhüter tragen dazu bei, dass wir heuer diese Konstanz aufs Eis bringen.
Mit wem im Team verstehst du dich am besten und mit wem stehst du am liebsten in der Sturmreihe?
Am meisten unternehme ich – auch abseits vom Eis – mit Leon Hüttl und Philipp Krauß, das passt auch vom Alter her. Eine Lieblingssturmreihe habe ich eigentlich nicht, es macht mit jedem Spaß – da will ich mich auf niemanden festlegen.
Und was unternimmt das Dreigestirn Henriquez – Hüttl – Krauß gemeinsam?
Meistens sitzen wir an der Konsole und zocken (lacht).
Bis zum Jahresende stehen noch etliche Partien an und im Januar geht es im Zwei-Tage-Rhythmus weiter – kommt man da überhaupt in Weihnachtsstimmung oder Silvesterlaune?
Wir sind den engen Terminplan um Weihnachten und Silvester inzwischen gewöhnt. An Heiligabend und zum Jahreswechsel haben wir ja auch frei und können Zeit mit der Familie und Freunden verbringen – das lässt sich schon ganz gut vereinbaren. Man hat ein bisschen Zeit zum Durchschnaufen – wenn auch nur kurz (lacht).
Wie und mit wem wirst du Weihnachten und Silvester verbringen?
Weihnachten werde ich wie in den letzten Jahren auch mit meiner Freundin Lara und der Familie verbringen – für Silvester befinden wir uns noch in der Planung.
Blicken wir mal ein bisschen zurück: Wie bist du überhaupt zum Eishockey gekommen?
Meine Eltern haben mit Hockey nichts am Hut. Aber ich habe fünf Geschwister, von denen die beiden Ältesten damals in Bad Aibling einen Hockey-Schnupperkurs mitgemacht haben, die weiteren haben dann auch mit dieser Sportart angefangen – und so bin auch ich beim Eishockey gelandet.
Nach den Starbulls Rosenheim ist der ERC Ingolstadt „erst“ deine 2. Station, bei der du zudem gerade verlängert hast – bist du ein eher bodenständiger Typ oder hat sich einfach kein weiterer Wechsel ergeben?
Ich bleibe tatsächlich gerne an einem Standort und mache den zu meinem zweiten Zuhause, anstatt jedes oder jedes zweite Jahr zu wechseln. Stabilität ist mir lieber als Ungewissheit – und die Nähe zu meiner Heimat Rosenheim war mir wichtig, deshalb passt Ingolstadt sehr gut!
Im Sommer 2020 warst du bei der U20 WM – war das das bisherige Highlight in deiner Karriere?
Jein, ich würde es gleichstellen mit meinem ersten DEL-Vertrag. Aber natürlich war es eine Wahnsinns-Erfahrung, zum ersten Mal richtig internationales Eishockey gegen angehende Top-Stars zu spielen – es war toll, das erlebt haben zu dürfen.
Da ich damit nun mein erstes DEL-Tor erzielt habe, bleibt es jetzt bei dieser Zahl
Enrico Henriquez-Morales klingt nicht gerade nach deinem Geburtsort Bad Aibling – welche Wurzeln stecken hinter deinem Namen?
Der Name kommt von meinem Papa, der aus Chile stammt. Henriquez-Morales setzt sich aus den Namen seiner Eltern zusammen.
Bist du dann zweisprachig aufgewachsen?
Leider nicht. Bei meinen ältesten Geschwistern haben meine Eltern noch damit angefangen, es wurde dann aber ein bisschen vernachlässigt. Ich hatte zwar auch in der Schule zwei Jahre Spanisch und verstehe die Sprache ein bisschen, aber ich kann sie nicht fließend sprechen.
Warst du schon einmal in Chile?
Ich habe zwar noch entferntere Verwandte in Chile, aber die engere Familie lebt hier im Umkreis, deshalb hat es sich bisher noch nicht ergeben. Irgendwann möchte ich aber auf jeden Fall das Land besuchen.
Auch deine beiden Spitznamen Chico oder Chili sind spanisch: Welcher ist dir lieber und wie sind sie entstanden?
„Chili“ hat mir unser Ex-Trainer Doug Shedden verpasst und das hat sich dann auch im Team eingebürgert. „Chico“ gab es schon immer, so wurde ich auch in Rosenheim genannt – ich bin mit beiden Namen einverstanden (lacht).
Du trägst bei den Panthern die #52 – hat sie eine Bedeutung oder musstest du als junger Spieler nehmen, was übrig war?
Meine erste Wahl wäre die #18 gewesen, weil ich die von klein auf immer hatte – aber die hatte Doug Ast und hängt unterm Hallendach. Danach hatte ich die #90, die ich jedoch an Jerome Flaake abgegeben habe, weil sie für ihn einen hohen Wert hatte. Die #52 war dann so ein spontanes Ding und verbunden mit Patrick Hager, der auch aus Rosenheim kommt und diese Rückennummer trägt – ich dachte, das passt ganz gut. Da ich damit nun mein erstes DEL-Tor erzielt habe, bleibt es jetzt bei dieser Zahl.
Derbys will man immer gewinnen, denn die machen am meisten Spaß
Du hast fünf Geschwister – wie war das für dich als Kind und möchtest du auch mal eine große Familie haben?
Es war jedenfalls nie langweilig daheim, denn als fünftes von sechs Geschwistern hatte ich immer jemanden zum Spielen. Wir hatten einen großen Hof, in dem wir immer Hockey oder Fußball gespielt haben. Ganz so groß muss meine eigene Familie nicht sein, aber zwei oder drei Kinder kann ich mir sehr gut vorstellen.
Welche Hobbys hast du neben dem Hockey bzw. wie sieht dein Ausgleich zum Profisport aus?
Während der Saison gibt es da nicht so viel. Entweder unternehme ich was mit meiner Freundin Lara, die in Ingolstadt wohnt, wir gehen mit unserem Hund Mila spazieren oder ich fahre nach Rosenheim, um dort Freunde zu treffen. Im Sommer spiele ich auch gerne Inline-Hockey, Basketball oder Fußball als Ausgleich.
Kommen wir zurück zum ERC: Im Dezember stehen gerade zwei Derbys gegen Nürnberg und Straubing zuhause sowie auswärts Berlin an: Was habt ihr euch vorgenommen?
Derbys will man immer gewinnen, denn die machen am meisten Spaß. Wir wollten wieder an unsere guten Leistungen anknüpfen und schauen, dass wir früher und mehr Tore schießen, denn es ist immer einfacher mit Vorsprung zu spielen, als einem Rückstand hinterherzulaufen. Gegen Nürnberg ist uns das schon sehr gut gelungen. Berlin war ein hartes Stück Arbeit, weil sie derzeit in der Tabelle nicht so gut dastehen und daher Wege finden mussten und alles dafür gegeben haben, um zu gewinnen. Deshalb nehmen wir die zwei Punkte gerne mit und hoffen, dass es gegen Straubing wieder für drei Zähler reicht.
Die beiden Derbys sind Heimspiele – wie wichtig sind für dich persönlich die Fans?
Während der 40 oder 50 Sekunden, in denen du auf dem Eis stehst, realisierst du den Support nicht wirklich, aber natürlich macht Hockey viel mehr Spaß, wenn Stimmung in der Halle ist. Das Coronajahr hat sich für mich eher wie Training angefühlt. Durch die Fans kommen viel mehr Emotionen, das ist viel besser!
Welche Ziele hast du dir persönlich und mit dem Team für die Saison gesetzt?
Ein Ziel – mein erstes Tor zu schießen – ist bereits abgehakt (lacht). Ansonsten ist es für mich wichtig, viel zu spielen, mir einen Platz in der Mannschaft und das Vertrauen zu erarbeiten und in der Liga anzukommen. Das ist mir bislang ganz gut gelungen. Zum Team: Wenn wir das aufs Eis bringen, was wir können, und zudem unsere Verletzten wieder an Bord sind und noch mehr Tiefe in den Kader bringen, können wir schon ziemlich weit kommen. Ich würde zur Meisterschaft nicht nein sagen (lacht). Das wäre natürlich ein Traum – aber die Playoffs haben ihre eigenen Gesetze und momentan liegt der Fokus noch darauf, die Hauptrunde möglichst weit oben abzuschließen.
Vielen Dank für das Gespräch!
The Challenger
Seit der Gründung des Vereins vor 20 Jahren ist Peter Jackwerth Präsident des FC Ingolstadt – nun fordert ihn der ehemalige National- und Bundesligaspieler Christian Träsch heraus. Seine Ziele: die Schanzer in die 2. Bundesliga führen und wieder eine Identifikation der Stadt und der Bevölkerung mit dem Verein schaffen.
Kern oder Lösel? Entscheidung in Sicht
Die CSU Ingolstadt nominiert am 19. November ihren Kandidaten für die bevorstehende Oberbürgermeisterwahl. Christian Lösel oder Michael Kern? Das entscheiden dieses Jahr die Parteimitglieder selbst.
Georgianum: Dornröschenschlaf dauert an
Das Jahresende naht und noch sieht es vor Ort nicht so aus, als würde das Georgianum bald in vollem Glanz erstrahlen können. Der Eindruck täuscht nicht, wie eine espresso-Anfrage bei der Stadt ergab.
Fotogalerie: Jazz in den Kneipen 2024
„Jazz in den Kneipen“ bringt jährlich eine besondere Atmosphäre in die Ingolstädter Innenstadt, wenn Bars und Kneipen zu kleinen Jazz-Bühnen werden. Auch espresso war unterwegs: in Griesmüllers Altstadtbrauerei, in der Neuen Welt, im Diagonal, im Mo und im Weinraum.
Eisarena am Schloss: Start am 14. November
Vom 14. November bis 30. Dezember veranstaltet IN-City wieder die Eisarena am Schloss auf dem Ingolstädter Paradeplatz.
Mutspenderinnen
„Wir wollen den Menschen, die zu uns finden, einen festen Halt geben“, sagen die Gründerinnen von Bubble TV. Hinter der Instagram-Seite stecken Anja Böswald und Wiebke Bauer. Ein Interview.