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“Ich lechze nach einem Sieg!“
FCI- Verteidiger Nico Antonitsch will den Traum vom Klassenerhalt noch nicht aufgeben
Zweimal Relegation, jetzt Abstiegskampf: FCI-Innenverteidiger Nico Antonitsch hat mit den Schanzern schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Wie der gebürtige Wiener mit der aktuellen Tabellensituation umgeht, was es mit seiner Beziehung zur „Mafia“ auf sich hat und welche Zukunftspläne er hat, verrät der sympathische 30-Jährige im espresso-Interview.
Ihr habt zuletzt vier Spiele in Folge verloren, steht weiterhin auf dem letzten Tabellenplatz: Wie frustrierend ist diese Situation?
Wir wussten schon vor der Saison, dass die 2. Liga heuer mit vielen starken Teams gespickt ist und alles auf und neben dem Platz zusammenpassen muss, um in der Klasse zu bestehen. Nach der vierten Niederlage zuletzt war mein Frustlevel besonders hoch, ich konnte nach dem Spiel kaum schlafen. Natürlich haben wir einige Partien zurecht verloren, aber es war gegen Kiel nicht das erste Mal, dass wir eigentlich auf Augenhöhe agiert haben, dann ein unnötiges Tor kassieren und als Verlierer vom Platz gehen. Das ist extrem belastend und tut mir als Verteidiger noch mehr weh. Wir müssen diese Negativserie jetzt aufarbeiten und uns auf die nächsten Aufgaben fokussieren. Viermal hintereinander zu verlieren ist Woche für Woche ein Nackenschlag, umso heißer bin ich darauf, im nächsten Spiel gegen Aue zu gewinnen – ich lechze inzwischen nach einem Sieg.
Wer sich extra motivieren muss, in der 2. Bundesliga zu spielen, ist bei uns fehl am Platz
13 Punkte Rückstand, glaubst du bei noch ausstehenden sieben Partien tatsächlich noch an den Klassenerhalt?
Rein rechnerisch ist die Möglichkeit immer noch da – ich würde mich in dieser Hinsicht als realistischen Träumer bezeichnen (schmunzelt). Denn es wird enorm schwer. Wir können nur versuchen, die nächsten sieben Spiele zu gewinnen. Trotzdem bleibt der Glaube bestehen, auch wenn es noch so aussichtslos erscheint.
Wie motiviert man sich Spiel für Spiel bei dieser hoffnungslosen Ausgangslage?
Wer sich extra motivieren muss, in der 2. Bundesliga zu spielen, ist bei uns fehl am Platz. Ich bin heiß auf jedes Training und genieße jede Minute, die ich in dieser Klasse für den FCI Fußball spielen darf – das ist Motivation genug.
Nimmt man das „Abstiegsgespenst“ auch mit nach Hause? Wie schaffst du es, auch einmal abzuschalten?
Direkt am Spieltag ist schon alles noch sehr präsent und nach einer Niederlage meine Stimmung entsprechend mies. Am Tag darauf bin ich meist sehr müde, weil ich schlecht geschlafen habe. Mit den Jahren habe ich aber gelernt, damit umzugehen. Man kann nicht nach jedem verlorenen Spiel sieben Tage schlechte Laune haben und das Geschehene seinen Alltag bestimmen lassen, sondern muss es abhaken und nach vorne schauen. Das ist nicht nur im Fußball, sondern auch sonst im Leben so.
Meine kulinarischen Highlights sind dann aber doch die typischen Gerichte wie Schnitzel, Cordon Bleu und Kaiserschmarrn
Du bist im Sommer 2019 zu den Schanzern gekommen, hast eine gescheiterte und eine geglückte Relegation mitgemacht – heuer kämpft ihr um den Klassenerhalt. Ganz schön turbulent…
Als ich zum FCI gestoßen bin, war das klare Ziel der Aufstieg, den wir dann aber sehr schmerzhaft verpasst haben. Nach der ersten Relegation hatte ich nicht nur eine schlaflose Nacht, sondern eher zwei schlaflose Wochen, weil das so wehgetan hat. Im zweiten Anlauf haben wir es Gott sei Dank geschafft. Ich gebe in jedem Spiel alles, ich genieße es, in der 2. Bundesliga zu spielen und es ist eine Ehre für mich, für den FCI auf dem Platz zu stehen. Das ist nach wie vor so.
Inzwischen spielst du in der dritten Saison für den FCI – deine längste Station in deiner Profi-Karriere. Was magst du an der Stadt und den Menschen?
Mir gefällt es hier einfach sehr gut – ich habe mir sogar eine Wohnung in Ingolstadt gekauft! Die Lebensqualität ist hier sehr hoch und die Leute sind wirklich freundlich. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit und fühle mich im Verein zuhause. Auch die Anbindung nach Österreich ist gut, ich fahre nur gut zwei Stunden zu meinen Eltern.
Du bist gebürtiger Wiener – da denkt man automatisch an Schnitzel, Mehlspeisen und Heurigen. Sind das auch deine Favoriten oder inzwischen eher Leberkas, Weißwürste, Schweinsbraten und Bier?
Da bin ich eher Österreicher, auch wenn mir die bayerische Küche sehr gut schmeckt (lacht). Meine kulinarischen Highlights sind dann aber doch die typischen Gerichte wie Schnitzel, Cordon Bleu und Kaiserschmarrn. Beim Alkohol bevorzuge ich einen Sommerspritzer.
Während meiner ersten Profistation habe ich mich nicht so wohlgefühlt. Meine Mama hat mir dann geraten, mich durch Spaziergänge mit Hunden aus dem Tierheim abzulenken.
Auf deinem Insta-Account gibt es viele Bilder von deinem Hund „Mafia“, den du aus dem Tierheim geholt hast. Wieso hast du dich ausgerechnet für einen Husky-Wolf-Mix entschieden und wie bist du auf den Namen gekommen?
Während meiner ersten Profistation habe ich mich nicht so wohlgefühlt. Meine Mama hat mir dann geraten, mich durch Spaziergänge mit Hunden aus dem Tierheim abzulenken. Auf der Internetseite des Tierheims habe ich einen Baby-Husky entdeckt, der aber an eine Frau vermittelt werden sollte, weil er misshandelt worden war und deshalb Angst vor Männern hatte. Nach einer Weile habe ich dann doch einen Versuch gestartet – und es war Liebe auf den ersten Blick! Ich wollte sie unbedingt mitnehmen, musste aber zunächst noch meinen Vater überzeugen, der auf sie aufpassen sollte, wenn ich nicht da war. Das ist jetzt über neun Jahre her und es passt immer noch sehr gut. Damals hieß sie Kira, aber diesen Namen wollte ich nicht übernehmen. Da die Endung „ia“ lauten sollte, habe ich mich für „Mafia“ entschieden, weil das einfach gut zu ihr passt (lacht).
Du reist gerne und hast einmal Hawaii, Australien, Mexiko und Kanada als noch offene Wunschziele angegeben – wann geht’s los?
Da wir durch die WM eine längere Winterpause haben, wird sicherlich eines der Ziele abgehakt werden (lacht). Reisen ist eine absolute Leidenschaft von mir, neue Dinge zu sehen und fremde Kulturen zu entdecken finde ich sehr spannend – dafür bin ich immer offen.
Du bist gerade 30 Jahre alt geworden und hast kürzlich dein Studium abgeschlossen. Machst du dir schon Gedanken über die Zeit nach der Fußballkarriere?
Ich habe meinen Bachelor in Sport- und Eventmanagement als Fernstudium auf Englisch an einer dänischen Universität gemacht und gerade damit begonnen, noch den Master in Marketing draufzusetzen. Momentan möchte ich meinen Beruf als Profifußballer noch so lange wie möglich ausüben – das ist einfach meine Leidenschaft und macht immer noch unglaublich viel Spaß. Ich sehe mich grundsätzlich eher im Sportbereich und könnte mir daher nach der aktiven Karriere eine Trainerausbildung vorstellen, bin aber offen für alles und habe auch neben dem Fußball viele Interessen.
Inzwischen ist Mafia meine Mentaltrainerin.
Wie sieht dein ganz persönliches Wellness-Programm aus, wenn es dir einmal nicht so gut geht oder du beruflich unter Druck stehst?
Ich habe in jungen Jahren einige Zeit mit einem Mentalcoach zusammengearbeitet, das hat mir damals sehr geholfen. Inzwischen ist Mafia meine Mentaltrainerin. Wenn ich schlecht drauf bin, gehe ich eine große Runde mit ihr spazieren, setze mich auf einen Baumstumpf, genieße die Natur und lasse meine Gedanken schweifen. Auch mit Freunden facetimen hilft mir, den Kopf freizubekommen und abzuschalten. Sehr wichtig ist zudem eine gute Ernährung, obwohl man auch mal einen Cheatday einbauen darf. Neben unserem gemeinsamen Training mache ich zusätzliche Beweglichkeits-, Stabilisations- und Kraftübungen, um ein gutes Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen. Mental schwierige Phasen kann man mit dieser Achtsamkeit besser verkraften und überstehen.
Kommen wir zurück zum Fußball: Nach der Länderspielpause beginnt der Ligaendspurt: Was habt ihr euch für die letzten sieben Spiele vorgenommen?
Zunächst wollen wir das kommende Heimspiel gegen Aue unbedingt gewinnen, das ist das oberste Ziel. Danach schauen wir von Woche zu Woche und wollen so viele Punkte wie möglich sammeln.
Dein Vertrag läuft noch bis 2023. Würdest du im Falle des Abstiegs beim FCI bleiben und den Neuanfang in der 3. Liga mitgestalten?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen!
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