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"Ich will die Nummer 1 werden"
Der neue ERC-Goalie Kevin Reich will sich auf der Torhüterposition durchsetzen
Elf Neuzugänge müssen die Panther in der laufenden Saison integrieren, darunter auch Goalie Kevin Reich. Der gebürtige Iserlohner kann bereits auf eine ganze Reihe von Eishockey-Stationen zurückblicken, zuletzt stand er beim EHC München zwischen den Pfosten. Im espresso-Interview spricht der 25-Jährige nicht nur über seinen neuen Verein, sondern verrät auch, warum er sich vegan ernährt und wer den ausgefallenen Hut seines Hochzeitsoutfits designt hat.
Kevin, nach 15 Spielen steht ihr derzeit mit 20 Punkten auf Rang 10 der Tabelle – wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht da stehen, wo wir zu Saisonbeginn hinwollten. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass wir in der Liga eine Top-Mannschaft sind, vor allem offensiv haben wir unglaublich starke Leute, da haben wir gar keine Probleme.
Woran liegt es dann, dass es bei den Panthern noch nicht so richtig läuft?
Wir bekommen zu viele Tore, daher müssen wir uns in der Defensive verbessern. Wir haben zwar sehr gute Verteidiger und Torleute, aber es sind auch viele neue Spieler da, die sich noch reinfinden müssen – und manchmal denken wir auch zuviel. Wenn wir alle an einem Strang ziehen und die eigene Zone in den Griff kriegen, werden wir auch wieder Siege einfahren.
Deine Fangquote ist mit etwa 85 % im Gegensatz zu den letzten Jahren deutlich niedriger. Ähnlich geht es deinem Goalie-Kollegen Karri Rämö. Hast du eine Erklärung für die bislang noch nicht überzeugende Leistung?
Ich bin der Meinung, dass Karri und ich grundsätzlich gut spielen. Das Problem ist, dass wir zu viele hundertprozentige Chancen zulassen. Meist bekommt man 40 bis 50 Schüsse pro Spiel aufs Tor, von denen 30 von außen kommen. Genau das ist bei uns grade nicht der Fall, sondern wir bekommen 15 bis 20 Top-Chancen aufs Tor- und da kannst du halt nicht jede halten. Ich will gar nicht verneinen, dass es auch an uns Goalies liegt, aber wir müssen erreichen, dass wir hinten insgesamt stabiler stehen.
Ist das grade auch eine Kopfsache für dich?
Auf jeden Fall. Ich gebe zu, dass ich momentan auch nicht das Selbstvertrauen der letzten Jahre ausstrahle. Ich würde lügen, wenn ich sage, die Anzahl der Gegentore macht mir nichts aus. Der Kopf spielt auch im Tor eine große Rolle. Wenn du nur ein Gegentor bekommst oder zu Null spielst, geht das immer leichter und man kann darauf aufbauen und konstanter werden. Daher ist es das Wichtigste, mentale Stärke zu trainieren – aber auch das Schwierigste.
Im Gegensatz zu deinem Ex-Verein München, wo du Back-up für Danny aus den Birken warst, spielst du unter Trainer Doug Shedden abwechselnd mit Karri Rämö. Wie findest du diese Regelung, keine klare Nummer 1 im Tor zu benennen?
Grundsätzlich ist es wichtig, zwei Goalies im Spielrhythmus zu haben, weil die Saison sehr lang ist. So kann jederzeit der andere Torhüter einspringen, wenn der eine verletzt ist oder ausfällt. Daher ist es der richtige Weg, sich regelmäßig abzuwechseln – nicht unbedingt 50:50, sondern vielleicht 60:40 oder 70:30. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, die Nummer 1 zu werden und dann auch die Play-offs zu spielen.
Kommen wir zu dir persönlich: Du bist gemeinsam mit deiner Frau nach Ingolstadt gezogen – habt ihr euch inzwischen eingelebt?
Wir sind schon sehr früh umgezogen, damit wir die Stadt und die Leute bereits vor Saisonbeginn kennenlernen konnten. Auch abseits vom Eishockey sind wir beide begeistert von Ingolstadt und haben uns sofort wohlgefühlt. Auch beim ERC hat uns jeder das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Die Panther sind wie eine große Familie, das ist echt schön.
Anfang Juni hast du deine Frau Anna geheiratet. Auf den Insta-Bildern trägst du ein cooles Outfit mit Hut – stehst du auf Kopfbedeckungen?
Ja, ich mag Hüte und trage auch oft Caps. Bei der Hochzeit war es aber eher ein ausgefallenes Modell.
War das ein Modell des Labels Fatzke, hinter dem Ex-Panther Patrick Köppchen und Gabriel Schütt stecken?
Ja, genau! (lacht) Ich hatte Patrick angeschrieben, ob es möglich wäre, einen Hut für mich zu kreieren. Er hat sich mega über die Anfrage gefreut und ich bin total glücklich mit dem Hut. Die Jungs machen echt eine super Arbeit.
Welchen Stellenwert hat Mode generell für dich und deine Frau Anna?
Das kommt auf den Anlass an. Wir ziehen uns gerne auch mal schicker an, sind aber beide eher casual unterwegs.
Anna spielt auch erfolgreich Eishockey – wie und wo habt ihr euch beide kennengelernt?
Wir kennen uns schon, seit wir zwölf oder 13 Jahre alt sind und haben uns dann in München bei Andreas Eder, der jetzt in Straubing spielt, aber damals wie ich beim EHC war, wiedergetroffen. Sie ist die beste Freundin von Andis Freundin – und ich glaube, die beiden wollten uns verkuppeln.
Sie ist nicht nur Nationalspielerin, sondern steht auch in der DFEL für Planegg als Verteidigerin auf dem Eis – wäre es keine Option zum Ligakonkurrenten ERC Ingolstadt zu wechseln?
(lacht) Anna spielt schon ewig für Planegg – ich glaube, sie ist dort zu verwurzelt. Sie mag die Leute viel zu doll und spielt viel zu gern für den Verein. Zudem ist die Strecke zu Training und Spiel zwar weit, aber doch machbar.
Auf Instagram postest du zuckersüße Fotos deiner beiden Hunde. Wie heißen die beiden, welche Rasse sind sie und was bedeuten sie für euch?
Sie heißen Mila und Louis und sind beides Mischlinge. Die Zwei sind aus dem Tierheim. Anna hat Mila schon vor vier Jahren geholt und Louis kam heuer im Januar dazu. Sie spielen eine große Rolle in unserem Leben und machen jeden Tag einfach schöner. Wir freuen uns immer, mit den beiden zu spielen oder spazieren zu gehen.
Warum habt ihr euch beide für eine vegane Ernährung entschieden?
Wir haben die Ernährung vor etwas mehr als drei Jahren umgestellt, weil ich damals Probleme mit dem Magen und der Verdauung hatte. Nach viel Ausprobieren sind wir bei der veganen Ernährung hängen geblieben, weil es uns beiden wirklich gut damit geht. Wir schlafen besser, sind tagsüber weniger schlapp und haben mehr Energie. Diese Form des Essens ist sicher nicht für jeden das Richtige, aber uns hat es sehr viel gebracht.
Passt vegane Ernährung zum Leistungssport und wird sie gerade sogar zum Trend?
Ich dachte anfangs tatsächlich auch, dass das nicht zusammenpasst. Aber Dokus wie „The Game Changers“ haben das Thema populär gemacht, plötzlich gab es viel mehr vegane Lebensmittel im Supermarkt und viele haben diese Ernährungsform ausprobiert. Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich besser regeneriere und es mir allgemein viel besser geht.
Was ist dann dein Lieblingsessen?
Da gibt es viele! (lacht) Aber am allerliebsten esse ich veganes Pilzrisotto, das ist superlecker und schmeckt mir sogar besser als die „normale“ Variante.
Welche Hobbys hast du sonst so neben dem Platz?
Ich bin gerne draußen an der frischen Luft und gehe mit meinen Hunden spazieren.
Welchen Beruf hättest du denn ergriffen, wenn du nicht Eishockeyprofi geworden wärst?
Die Frage habe ich mir schon oft gestellt (lacht). Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, weil ich mich von Beginn an immer aufs Hockey konzentriert habe.
Dann bleiben wir gleich beim Sport: Was traust du den Panthern in dieser Saison noch zu?
Alles! Wenn wir uns jetzt zusammenreißen und jeder voll da ist, können wir alles erreichen. Denn wir haben eine unglaublich gute Mannschaft. Das habe ich vor der Saison gesagt und das denke ich immer noch. Wir dürfen nicht mehr an die vergangenen Spiele denken, sondern müssen eine Art Neustart hinlegen, dann ist in dieser Saison noch ganz viel drin. Vielleicht haben wir durch die Siege gegen Krefeld und zuletzt Wolfsburg schon den Anfang gemacht.
Was sind deine persönlichen Ziele mit dem ERC?
Auf jeden Fall will ich mich durchsetzen und bei den Panthern die Nummer eins im Tor werden. Außerdem ist es mein großes Ziel, mit Ingolstadt ganz oben zu stehen. Das habe ich einmal mit München geschafft – und wir können es auch mit dem ERC erreichen.
Vielen Dank für das Gespräch, Kevin!
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