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Ingolstadts Zukunft liegt (auch) in seiner Hand

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Ingolstadts Zukunft liegt (auch) in seiner Hand

Manuel Knill ist Leiter Standortmarketing und Tourismus bei der IFG | Fotos: Doris Staudenmeyer – fotogen by doris

Es ist ein Thema, das vor allem in Wahlkampfzeiten immer wieder ans Tageslicht tritt: Ingolstadt braucht eine eigene Stadtidentität. Die Stadt müsse sich klarer positionieren, heißt es dann, ihr Image aufpolieren und ihr Potenzial besser ausschöpfen. Dafür gibt es nun Manuel Knill. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, wenn es um Marketing und Tourismus geht. Seine Kernaufgabe: alte Strukturen aufweichen und Ingolstadts Image fit für die Zukunft machen.

Herr Knill, stellen Sie sich doch bitte für alle, die Sie noch nicht kennen, kurz vor.
Mein Name ist Manuel Knill, ich bin 38, verheiratet, habe eine kleine Tochter, einen Hund, einen Garten und ein Haus, welches sich selbst versorgt. Also rein äußerlich recht normal, aber was ist schon normal. Geboren und aufgewachsen bin ich im nahegelegenen Donau-Ries, studiert und gearbeitet habe ich in München und London. In London habe ich auch meine Frau kennen und lieben gelernt. Seit 01. Juli bin ich nun für unsere Stadt Ingolstadt als Leiter Standortmarketing und Tourismus bei der IFG angestellt.

Diese Position wurde komplett neu geschaffen. Wofür sind Sie künftig verantwortlich?
Ich hoffe für all das, was ich verbessern kann. Ich leite in erster Linie den Bereich Standortmarketing und Tourismus, der wird ab dem 01.01.2022 unter dem Vorstand der IFG, Herrn Prof. Dr. Rosenfeld, neu geschaffen und neu entwickelt. Herr Prof. Rosenfeld ist zudem auch Wirtschaftsreferent der Stadt Ingolstadt, somit also eine Schlüsselfigur für die Umsetzungsstärke der zu schaffenden Abteilung.

Im Zuge der Zentralisierung des Standortmarketings werde ich perspektivisch Stück für Stück für das gesamte Marketing des Standortes nach außen und innen verantwortlich sein. Wir wollen Ingolstadt als Marke positionieren und professionell vermarkten. Ein Standort befindet sich heute mehr denn je in einer massiven Konkurrenzsituation, nicht nur zu anderen Städten in Bayern oder Deutschland, wir konkurrieren mit anderen Standorten weltweit. Um Firmen in Ingolstadt anzusiedeln, benötigen wir die richtige Infrastruktur, das richtige Setup und die passenden Mitarbeiter/innen. Um Firmen sowie junge Familien für Ingolstadt zu begeistern, benötigen wir einen Standort, der Interesse weckt und Perspektiven aufzeigen kann.

Ich werde perspektivisch Stück für Stück für das gesamte Marketing des Standortes nach außen und innen verantwortlich sein

Ein weiterer Ansatzpunkt, um Firmen und Fachkräfte nach Ingolstadt zu holen, außer durch soziale Grundlagen wie bezahlbaren Wohnraum und tolle Fördermöglichkeiten für junge Menschen, ist der Tourismus. Tourismus bringt Menschen in die Stadt, die hier essen, trinken und vielleicht hier und da etwas kaufen möchten. Dies wird Gastronomie und Einzelhandel stärken und führt zu einem breiteren Angebot. Man kann Standortmarketing nicht ohne Tourismus denken und umgekehrt.

Somit übernehme ich auch die Verantwortung für die jetzige Ingolstädter Tourismus und Kongress GmbH, welche kommendes Jahr in die IFG eingegliedert werden soll. Große Umstrukturierungen warten auf mich und mein Team – ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten und freue mich riesig über diese Aufgabe.

Wir müssen international denken, national kommunizieren und regional fördern

Ab 01.01.2022 nimmt die neue Abteilung offiziell ihre Arbeit auf. Sie selbst sind bereits seit Juli in die Entwicklung eingebunden. Was ist in den letzten Monaten passiert?
Viel. Wer sich mit dem Thema Transformation beschäftigt, weiß, welche Mammutaufgabe es darstellt, über Jahrzehnte entstandene Strukturen und Verhaltensweisen aufzuweichen, diese zu prüfen und für die modernen Anforderungen wieder zu verfestigen. Diese Veränderungsphase bedingt vieler Entscheidungen, welche nicht jedem im ersten Moment als richtig oder sinnvoll erscheinen. Hier ist meine Aufgabe, die Menschen zu informieren, mitzunehmen und zu begeistern, zusammen mit der Stadt diesen Weg zu gehen.

Veränderung ist Teil unseres Arbeitslebens und damit Teil der Gesellschaft. Die Pandemie hat vieles befördert oder beschleunigt, der Weg ist jedoch ähnlich geblieben. Wir müssen international denken, national kommunizieren und regional fördern. Somit habe ich an manchen Wochentagen 8 bis 9 Termine mit Menschen in städtischen Leitungspositionen, regionalen Wirtschaftsvertretern, Geschäftsführern von mittelständischen Unternehmen, Vorstandsmitgliedern von Konzernen, regionalen und überregionalen Entscheidern und Teilen der Politik. An den anderen Tagen spreche ich mit Nachbarn, Leuten in der Stadt, Gastronomen, Pendlern, Touristen und Kulturschaffenden bei einem Bier oder Glühwein über ihre Themen und Gedanken.

Nebenbei bin ich natürlich auch für das Tagesgeschäft verantwortlich und plane Messeauftritte und Markenprozesse. Wenn dann noch Zeit ist, also eher spät am Abend, lese ich mich noch in Gesellschaftsrecht und Steuerthemen ein. Lange und viel zu arbeiten ist für mich kein Problem, ich bin es gewohnt und weiß vor allem auch, in was ich die Zeit investiere – in unsere kleine Großstadt Ingolstadt.

Wir sind die Gegenwart und Zukunft

Ihre vorherigen Karrierestationen waren die Millionenstädte London und München. Warum jetzt Ingolstadt?
Weil ich London und München schon kenne. Nein, ehrlich. Ich habe meine Zeit dort genossen. Ich habe intensiv gelebt und gearbeitet, ich habe viel gesehen. Ich habe mich bewusst für Ingolstadt entschieden, weil ich mich hier zuhause fühle, weil ich hier angekommen bin, weil meine Frau hier zuhause ist, meine Tochter hier geboren ist und weil ich hier vieles von Anfang an miterleben kann. Wir stehen an der Schwelle zu einer spannenden Veränderung, wir entwickeln uns weiter. Ingolstadt ist Teil der Metropolregion München und einer der drei Eckpunkte des magischen Dreiecks München/Augsburg/Ingolstadt. Internationale Firmen schauen auf diese Innovations-Region, die Landes- und Bundesregierung schaut auf uns, wir sind die Gegenwart und Zukunft.

Bayerische Städte konkurrieren untereinander um Fachkräfte, Studierende, Unternehmer und Touristen. Die Abteilung für Standortmarketing und Tourismus will sich in diesem Konkurrenzkampf nun besser positionieren, u.a. durch die Bündelung von Kompetenzen, Budgets und Prozessstrukturen. Hat Ingolstadt mit dem Aufbau zu spät reagiert?
Reaktionszeit steht immer im Verhältnis zu einem möglichen Fokus. Die Konzentration der letzten Jahrzehnte lag stark auf der Automobilindustrie. Dieser Magnet hat zu schnellem Bevölkerungswachstum geführt. In den letzten Jahren wurde zudem stark in Bildung und Forschung investiert, ein Bereich, der sich rasant entwickelt. Diese Geschwindigkeit muss eine Stadtverwaltung erst einmal mitgehen können. Die Transformation des Mobilitätssektors steht am Anfang, somit verändern sich auch die Bedürfnisse der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Darüber hinaus ist das Thema Innovation wichtiger als je zuvor, um weltweit Schritt zu halten oder der erste am Markt zu sein. Diese Aufgaben entwickeln sich im Moment rasant schnell und in einem permanenten Wandel. Jetzt ist der erste Schritt getan, nun liegt es an uns, wie schnell wir Geschwindigkeit aufnehmen und Leistung zeigen können.

Somit habe ich an manchen Wochentagen 8 bis 9 Termine mit Menschen in städtischen Leitungspositionen, regionalen Wirtschaftsvertretern, Geschäftsführern von mittelständischen Unternehmen, Vorstandsmitgliedern von Konzernen, regionalen und überregionalen Entscheidern und Teilen der Politik

Welche Vision schwebt Ihnen für Ingolstadt vor?
Persönliche Visionen sind richtig und wichtig, dennoch muss die Vision einer Stadt von allen getragen und entwickelt werden. Es kann immer einen Leader geben, jedoch ist unsere Aufgabe alle Stakeholder mit einzubeziehen. Wir müssen zusammen festlegen wo die Reise hingehen kann.

Wer heute annimmt, ein Oberbürgermeister, ein Referent oder ein Amtsleiter hat eine Vision einer Stadt, der mag sicher richtig liegen, dennoch kann die Entwicklung dorthin nur gemeinsam erarbeitet und realisiert werden. Eine Region muss wie eine Plattform funktionieren, sie muss alle Möglichkeiten zur Verfügung stellen und für Vernetzung sorgen. Eine Stadt muss wie eine Marke funktionieren, sie muss Anziehungskraft haben und Identifikation ermöglichen. Diese beiden Aspekte sind die Grundlage für einen Fahrplan, der in neue Bereiche vordringt, Lücken schließt und in die Zukunft weist.

Die Impulse geben Institute, die Wissenschaft und Privatwirtschaft. Wir müssen uns als ein Gemeinsames, ein Ganzes begreifen. Um dies zu verwirklichen, müssen wir vieles im Bereich Marketing, Außen- und Innenwirkung an die heutige Zeit und Zukunft anpassen.

Eine Region muss wie eine Plattform funktionieren, sie muss alle Möglichkeiten zur Verfügung stellen und für Vernetzung sorgen. Eine Stadt muss wie eine Marke funktionieren, sie muss Anziehungskraft haben und Identifikation ermöglichen

Spötter bezeichnen Ingolstadt gerne mal als Ingoldorf. Der Duft der Provinz soll der Schanz anhaften. Wie ist Ihr Blick auf die Stadt?
Ich fühle mich wohl und schätze, was ich hier erleben darf, ich bin aber auch gern in anderen Städten und Regionen dieser Welt und gehe gern gut Essen. Also, wer sich in Ingolstadt wohl fühlt oder wohl fühlen möchte, der genießt sicherlich sowohl die großstädtischen als auch die kleinstädtischen Aspekte unserer Stadt. Wer hier keine Veranstaltungen, Orte und Menschen findet, um das Leben zu genießen, der muss dann wohl woanders sein Glück suchen. Man glaubt es nicht, aber selbst in den größten Städten dieser Welt kommen die Menschen nicht aus ihren Vierteln raus, teilweise ein Leben lang nicht. Wenn ich hier in 10 Minuten mit dem Rad in der Altstadt bin, um mit Freunden einen Kaffee in der Sonne zu genießen und keine 20 Minuten brauche, um einen Spaziergang im Wald zu machen – ja, dann habe ich meiner Meinung nach keinen schlechten Ort zum Leben gefunden.

Was soll ich hier antworten? Außer, dass ich nun in zwei Frauen verliebt bin…

Wo hat Ingolstadt bisher Fehler gemacht?
Ich möchte in die Zukunft schauen, auch wenn die Analyse der Vergangenheit zu meinem Aufgabengebiet gehört – die Anforderungen an den Standort sind heute andere als gestern.

Was ist Ihr Lieblingsort in Ingolstadt?
Außer überall dort, wo meine Frau und Tochter sind, wohl die Innenstadt um den Herzogskasten und den Paradeplatz herum. Wenn man keine Angst hat, einen Ball an den Kopf zu bekommen, ist das Gelände des Ingolstädter Golfplatzes sehr schön mit dem Rad oder zu Fuß zu durchqueren, gerade wenn die Sonne untergeht, ist der alte Baumbestand beruhigend und schön. Die alten Donauauen habe ich letztes Jahr entdeckt, hat auch wieder viel mit Sonne und Ruhe zu tun. Ansonsten bin ich immer gern dort, wo Menschen um mich sind, wir lachen und gemeinsam über die Zukunft sprechen können.

Nicht nur beruflich tut sich bei Ihnen aktuell sehr viel, vor wenigen Monaten sind Sie außerdem Vater geworden. Ihr Alltag ist aktuell wohl sehr stressig, oder nicht?
Was soll ich hier antworten? Außer, dass ich nun in zwei Frauen verliebt bin…

Herr Knill, vielen Dank für das Interview.

Wir müssen uns als ein Gemeinsames, ein Ganzes begreifen

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