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Meisterschaft ist klares Ziel
ERC-Stürmer Philipp Krauß will in seiner ersten DEL-Saison gleich den Titel holen
Der Kaufbeurer Philipp Krauß kam im Sommer als erster Neuzugang aus der DEL2 zu den Panthern und entwickelte sich schnell zum Shootingstar. Der Youngster fasste als einer der „jungen deutschen Wilden“ sofort Fuß in der höchsten Liga, bekam viel Spielzeit und krönte seine guten Leistungen mit der ersten Berufung seines Lebens in die Nationalmannschaft. Im espresso-Interview spricht der 21-Jährige über seine rasante Karriere, seinen Schritt in die erste eigene Wohnung und seine Hoffnung, mit den Panthern Deutscher Meister zu werden.
Kribbelt es sechs Spiele vor dem Ende der Hauptrunde schon langsam mit Blick auf die Playoffs?
Auch wenn man sich nach wie vor auf das nächste Spiel fokussiert und es natürlich noch um die Platzierungen geht, arbeitet man Jahr für Jahr auf die Playoffs hin. Für mich sind es meine ersten DEL-Playoffs, das ist nochmal ein größerer Reiz und ich freue mich unglaublich darauf. Jetzt geht es so richtig los – mit einer völlig anderen Energie auch für die Fans und bei Auswärtsspielen. Das ist schon eine ganz besondere Atmosphäre.
Derzeit steht ihr auf Rang 2, habt euch seit Wochen in den Top 3 festgesetzt und 15 Punkte Vorsprung auf Rang 7 – kann da in puncto Playoffs überhaupt noch was schiefgehen?
Nach unten schaut tatsächlich keiner mehr. Wir kämpfen um Platz 2, den wollen wir unbedingt behalten – schließlich geht es auch noch um die Qualifikation für die CHL. Wir konzentrieren uns auf einen positiven Schlussspurt und wollen so weit oben wie möglich in der Tabelle bleiben. Momentan sieht es echt gut aus.
Was macht euch heuer so stark – sowohl spielerisch wie mental?
Wir arbeiten Niederlagen zwar auf, lassen uns davon aber nicht verunsichern, sondern konzentrieren uns sofort wieder auf die nächste Partie. Dass wir noch keine Niederlagen-Serie verkraften mussten, hat uns zudem unglaublich viel Selbstvertrauen gegeben. Auch unser Coach vermittelt uns enorme mentale Stärke. Wir halten als Team zusammen, wie etwa während Krise mit vielen Verletzten und ziehen unseren Gameplan durch – das klappt bislang ganz gut (lacht).
Blicken wir mal zurück: Profivertrag mit 19 Jahren, Wechsel in die DEL mit 21 Jahren, Berufung in die Nationalmannschaft in der ersten DEL-Saison – musst du dich manchmal zwicken, um den steilen Karriereverlauf zu glauben?
(Lacht). Ja, das ging wirklich alles sehr schnell. Schon als ich in Kaufbeuren Profi wurde, hatte ich nicht damit gerechnet, jedes Spiel zu bestreiten. Zwei Jahre später konnte man schon den Schritt in die DEL kaum glauben und dann kam gleich die Nominierung für die Nationalmannschaft – das realisiert man alles erst später. Vielleicht sogar erst nach der Saison, wenn man den Verlauf nochmal gedanklich durchgeht. Meine Entwicklung und was ich bisher erreicht habe, freut mich und vor allem meine Eltern schon sehr.
Auch bei den Panthern läuft es für dich super: Hättest du mit einem Traum-Einstand von bisher 45 Spielen, 2 Toren und 10 Assists gerechnet?
Vor der Saison habe ich die verschiedenen Szenarien durchgespielt: Ob es gar nicht läuft und ich nur in Ravensburg spiele oder generell nicht zurechtkomme – sei es privat oder mit dem Trainerteam. Oder eben die positive Variante, dass man sich durchsetzt, immer mehr Vertrauen vom Coach bekommt, Über- und Unterzahl sowie in höheren Reihen spielen darf. Dass es dann tatsächlich so gut funktioniert, hatte ich bestenfalls gehofft, aber keinesfalls damit gerechnet.
Mehr als ein Drittel eures Kaders ist jünger als 25 Jahre – vier Spieler sogar erst 18 Jahre. Wie kommt ihr mit den erfahrenen Profis klar – gibt es da Gruppen oder versteht ihr euch alle gut?
Ich glaube, es ist ein großer Pluspunkt unserer Mannschaft, dass sich alle erfahrenen Spieler um uns Youngsters kümmern und mit uns sprechen. Sie helfen uns und geben uns Tipps – sowohl wenn man mit ihnen in einer Reihe spielt als auch im Training. Vor allem im Spiel sind wir eine Einheit, bei der jeder jedem hilft – das ist auch unser Erfolgsrezept.
Mit wem unternimmst du persönlich am meisten – auch neben dem Eis?
Am besten verstehe ich mich mit Leon Hüttl, aber wir machen auch mit Wojciech Stachowiak und Enrico Henriquez viel gemeinsam. Wir vier sind auch privat oft unterwegs, aber ich gehe auch schon mal mit Daniel Pietta zum Fußball.
Du bist gerade von deiner U25-Maßnahme in Kosice in der Slowakei zurück – wie hast du auf die Nominierung reagiert und wie war dein erstes Reinschnuppern ins DEB-Team?
Natürlich habe ich mich riesig gefreut und viele meiner früheren Mitspieler, auch Tim Wohlgemuth und das Team haben mir dazu gratuliert. Am meisten haben sich aber meine Eltern gefreut. Für mich war es tatsächlich eine Premiere, weil ich auch nie in den Nachwuchsnationalmannschaften gespielt habe. Zum ersten Mal diesen Schritt zu gehen, war echt cool. Den ganzen Ablauf kennenzulernen und das Deutschland-Trikot zu tragen, war schon beeindruckend. Schön war auch, dass die anderen Spieler alle etwa in meinem Alter waren, wahrscheinlich wäre ich sehr zurückhaltend gewesen, wenn die ganzen Stars dabei gewesen wären.
Ihr habt zweimal gewonnen, zudem hast du bei deinem DEB-Einsatz gleich dein erstes Länderspieltor erzielt – besser geht es kaum…
Davon habe ich tatsächlich schon als kleines Kind geträumt. Aber man realisiert ja irgendwann, was tatsächlich möglich ist und was nicht. Deshalb hatte ich nie darüber nachgedacht, dass die Nationalmannschaft ein Thema sein könnte. Dass es jetzt trotzdem geklappt hat, ist schon ein Traum. Es ist echt toll, dass grade alles so gut läuft.
Was hast du mehr gefeiert: Dein erstes DEL- oder dein erstes Länderspieltor?
Definitiv das erste DEL-Tor! Als junger Stürmer wollte ich so schnell wie möglich treffen, das war mein klares Ziel und darauf habe ich den ganzen Sommer hingearbeitet. In der Liga musst du auch Tore schießen, um dich zu beweisen. Das Länderspieltor war für mich dagegen eher ein Bonus, ich hatte nicht erwartet, gleich zu treffen, sondern wollte einfach nur mein Bestes geben.
Du bist in dieser Saison als Neuzugang nach Ingolstadt gekommen, hast du dich inzwischen eingelebt?
Ja, auf jeden Fall. Ich war vor allem im Sommer viel mit den anderen jungen Spielern unterwegs, wir sind oft in die Stadt gegangen, die ich sehr schön finde. Wenn man aus Kaufbeuren kommt, ist Ingolstadt schon eine richtige Großstadt (lacht). Ich fühle mich sehr wohl, auch das Umfeld im Verein ist sehr professionell.
Du bist zum ersten Mal weg aus Kaufbeuren – war der Schritt in die erste eigene Wohnung für dich schwierig?
Es war schon eine Umstellung: Zum ersten Mal selber putzen, waschen und kochen war am Anfang nicht einfach. Das Essen steht nicht einfach auf dem Tisch, wenn man nach Hause kommt und der Kühlschrank ist auch nicht voll. Man muss erst einen geregelten Ablauf finden. Ich habe zwar zuhause geholfen, aber keinen kompletten Haushalt geführt. Die erste Zeit bin ich deshalb am Wochenende noch nach Hause gefahren oder meine Mutter ist hergekommen und hat mich unterstützt. Ich war ja auch neu im Team und hatte anfangs noch nicht so viel Kontakt mit den anderen Spielern, es hat eine Weile gedauert, bis man sich kennengelernt hat. Deshalb war ich in den ersten Wochen schon auch viel allein, aber mittlerweile hat sich alles gut eingespielt und ich komme prima klar.
Verrätst du uns, wie du deine erste Bude eingerichtet hast?
Die Wohnung war zum Teil schon möbliert, aber natürlich habe ich einige Dinge verändert und einen neuen Tisch, Stühle und Teppiche gekauft. Auch meine Freundin hat mit Deko, Kerzen und Co. für Gemütlichkeit gesorgt und gemeinsam haben wir ein schönes Zuhause gestaltet.
Hast du irgendein Teil aus deinem „Kinderzimmer“ mitgenommen oder alles neu gekauft?
Ein kleines Kissen und ein paar Kleinigkeiten habe ich mitgenommen, aber ich hatte ohnehin nie ein „festes“ Kinderzimmer. Wir sind insgesamt fünf Geschwister und haben die Zimmer oft gewechselt und ich habe auch viele Dinge mit meinen beiden Brüdern geteilt.
Ist dir persönlich ein nachhaltiger Lebensstil wichtig?
Das Thema ist allgegenwärtig und natürlich versuche ich, so weit wie möglich auf Nachhaltigkeit zu achten. Auch Dinge wie Mülltrennung, Energiesparen oder ähnliches sollten im Alltag selbstverständlich sein.
Die Chancen stehen heuer so gut wie nie in den letzten Jahren. Dennoch haben die Playoffs ihre eigenen Gesetze und es kann alles passieren.
Dein jüngerer Bruder Johannes spielt auch Eishockey – derzeit erfolgreich für Kaufbeuren. Wäre es für dich cool, wenn er auch zu den Panthern käme?
In meiner letzten Saison in Kaufbeuren haben wir bereits zusammengespielt. Bei seinem ersten Treffer habe ich den Assist geliefert, das war vielleicht die beste Geschichte unserer Karriere. Daher wäre es schon ein Traum, wenn er auch zum ERC wechseln würde und wir hier gemeinsam auf dem Eis stehen könnten. Er spielt eine gute Saison in Kaufbeuren – mal sehen, was die Zukunft noch bringt.
Spielen denn alle deine Geschwister Eishockey?
Ich habe noch zwei Brüder und zwei Schwestern. Beide Brüder spielen Eishockey, meine Schwestern nicht. Sie betreiben andere Sportarten und sind musikalisch – aber am Wochenende mussten sie immer mit zum Hockey (lacht).
Du trägst bei den Panthern – wie schon in Kaufbeuren die Rückennummer 8. Hat sie eine Bedeutung für dich?
Eigentlich hatte ich immer die 7, weil ich am 7. März Geburtstag habe. Erst in der U20 war die 7 belegt, so dass ich die 8 genommen habe. Seitdem trage ich sie und mittlerweile ist sie auch meine Lieblingsnummer.
Welche Hobbys hast du bzw. betreibst du irgendeinen Ausgleich zum Eishockey?
Ein richtiges Hobby ist vor allem während der Saison mit den unregelmäßigen Abläufen kaum möglich, so dass die Playstation der größte Ausgleich zum Sport ist. Am Wochenende unternehme ich gerne was mit meiner Freundin – für mehr bleibt einfach keine Zeit.
Von den verbleibenden sechs Hauptrundenpartien habt ihr noch vier Heimspiele – klarer Vorteil?
Das stimmt auf jeden Fall. Die Heimspiele mit den Fans im Rücken sind immer cool und das Reisen doch eher eine Belastung, auch wenn man in den anderen Städten schon auch was sehen kann. Wir sollten den Heimvorteil auf jeden Fall im Hauptrunden-Endspurt nutzen – so wie zuletzt gegen die DEG.
Was traust du den Panthern noch zu – ist der Meistertitel drin?
Nichts anderes muss das Ziel sein. Wenn wir Zweiter nach der Hauptrunde sind, spielen wir die Playoffs, um Meister zu werden. Die Chancen stehen heuer so gut wie nie in den letzten Jahren. Dennoch haben die Playoffs ihre eigenen Gesetze und es kann alles passieren. Meist kommt es auf Kleinigkeiten an und die mentale Stärke ist häufig entscheidend. Auch der Torwart wird wichtig sein – und da haben wir mit Michael Garteig einen Riesen-Vorteil in den Playoffs. Aber ganz klar: Wir spielen die Playoffs, um den Titel zu holen.
Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft?
Momentan läuft alles echt gut, so wie es ist. Im Eishockey hoffe ich, mich in der DEL zu etablieren und vielleicht in der Nationalmannschaft den nächsten Schritt zu machen. Privat bin ich schon ein Familienmensch und versuche, so oft wie möglich nach Hause zu fahren. Deshalb kann ich mir später zu gegebener Zeit eine Hochzeit und Kinder durchaus vorstellen. Richtig planen kann man allerdings nicht, denn Eishockey ist sehr schnelllebig und man weiß nie, was die Zukunft bringt.
Vielen Dank für das Gespräch!
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