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Lockdown-Movie in Isolation
Die Ingolstädter Regisseure Kevin und Toby Schmutzler drehen einen Quarantäne-Film
Im Februar war für die beiden Ingolstädter Regisseure Kevin und Toby Schmutzler die Welt noch in Ordnung: „Die Premiere von ,Hunger und Gier´ am Stadttheater und unser Besuch bei der Berlinale verliefen super, wir haben unser Filmprojekt, das Ende des Jahres in Kenia gedreht werden sollte, gut vorangebracht und sind eigentlich mit einem guten Gefühl aus der Hauptstadt zurückgekommen“, beschreibt Kevin.
Dann schlug das Corona-Virus auch in Deutschland mit aller Macht zu und erwischte die Kreativbranche – und damit auch die Schmutzlers – besonders hart. Die kleine Firma der beiden war von heute auf morgen zum Stillstand verdammt. Doch Nichtstun ist so gar nicht die Sache der beiden Brüder. Also was tun, wenn man nicht raus kann und niemanden treffen darf, aber trotzdem die Menschen unterhalten und seinen Beitrag für alle in der gegenwärtigen Corona-Krise leisten möchte?
Kreativer Geistesblitz
Die kreativen Brüder hatten schnell eine Idee: Warum in Zeiten von „Home-Office“, „Home-Learning“ oder „Home-Workout“ nicht einfach ein „Home-Shooting“ wagen? Gesagt – getan. „Wir haben in der Quarantäne einen Film über jemanden in Quarantäne für Leute in Quarantäne gedreht. Das ist die selbstironische Essenz des Ganzen“, umreißt Kevin die Story. „Unser fiktiver Lockdown ist allerdings noch strenger, man darf gar nicht mehr nach draußen. In dieser Situation ist ein Filmemacher in seinem Büro gefangen und beschließt, einen Film zu drehen. Wir wissen alle, dass sich momentan jeder Tag gleich anfühlt – und genau damit spielt auch unsere Geschichte. Denn der junge Mann wird von seinem Film, der zu seinem Gegenspieler wird, täglich zurück an den Anfang des Tages gesetzt und durchläuft immer die gleichen Routinen.
Pappnasen
Im weiteren Verlauf lernt er, daraus ausbrechen und wie er seine Kreativität nutzen kann, um für die Gesellschaft etwas Gutes zu tun“, verrät der Regisseur. In ihrem „Lockdown Movie“ arbeiten die Schmutzler-Brüder dabei mit einem Genremix aus Comedy-, Horror- und Mystery-Elementen und lösen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit auf – ähnlich wie bei den Blockbustern „Inception“ oder „Matrix“. Zudem bauen sie auf viele Filmzitate. Aber wie hat der Dreh unter „Corona-Bedingungen“ nun letztlich ausgesehen und funktioniert? Das Büro der Schmutzler-Firma verwandelte sich nicht nur zum Drehort, sondern auch zum gemeinsamen Haushalt des Filmteams: „Wir haben uns hier völlig abgeschottet und freiwillig isoliert. Die Räume haben wir nur für ein paar Stunden Schlaf bei unseren Lebenspartnern verlassen. Gearbeitet wurde mit dem nötigen Abstand und falls erforderlich auch mit Masken. Seit April habe ich niemanden außer diesen Pappnasen hier gesehen“, beschreibt Kevin die Situation mit einem Grinsen.
Zwei Promis an Bord
Das Projekt konnte nämlich nur gelingen, indem man den Stab der Beteiligten, sonst zwischen 50 und 100 Leuten, auf ein absolutes Minimum begrenzte. So bestand die geschrumpfte Mini-Filmcrew schließlich aus nur fünf Personen: Kevin und Toby Schmutzler, der auch die Rolle des Protagonisten übernahm, sowie den drei engsten Mitarbeitern der beiden. Diese fünf Freunde mussten daher sämtliche Aufgaben am Set übernehmen: „Jeder musste mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen und auch für andere Bereiche mitdenken. Dadurch haben sich auch Fehler eingeschlichen, die durch Umschreiben oder Schneiden nicht mehr zu beheben waren, so dass wir einzelne Szenen nochmal drehen mussten. Das war nur möglich, weil ja der einzige Darsteller ohnehin die ganze Zeit vor Ort war“, lacht Kevin. Für zusätzliche Unterstützung sorgten zwei Promis: Sebastian Winkler, Moderator der Bayern 3 Frühaufdreher, und Louisa Dellert, Instagram Influencerin, waren beim Shooting ebenfalls mit an Bord – allerdings nur virtuell. Die Nachrichten, die der Hauptdarsteller im Film auf seinem Laptop anschaut, drehte Sebastian Winkler in seinem „Frühaufdreher-Homeoffice“ für die Schmutzlers, Louisa Dellert mimt die Freundin des Protagonisten und tritt via Skype auf.
Jetzt wird geschnitten
Weiteren Support bekam das Team von einem ebenfalls durch die Corona-Krise ausgebremsten Kameraverleiher, der High-Tech-Equipment zur Verfügung stellte. Unzählige private Hilfsangebote von Freunden und Bekannten konnte das Team dagegen aufgrund der scharfen Hygieneauflagen nicht annehmen. Eine besondere Herausforderung war neben der Einhaltung der strengen Abstands-, Kontakt- und Verhaltensbestimmungen auch die Planung im Vorfeld. Die Brüder konnten wegen des Lockdowns nirgendwo etwas kaufen und mussten die Location so nehmen, wie sie eben war. Büro, Dachboden und Hof standen zur Verfügung, dazu die Requisiten aus früheren Projekten – mehr gab es nicht. „Daraus mussten wir uns was zusammenschreiben, was am Ende auch anschaubar ist und Charme hat“, erläutern die beiden Schmutzlers. Herausgekommen ist eine Geschichte mit einer ganz besonderen Botschaft, wie Kevin verrät: „Man sollte diese Phase als gegebene Zeit sehen und schauen, wie man sie kreativ oder produktiv sinnvoll nutzen kann. Vielleicht ist das jetzt die Chance, eine andere, neue Art von Output zu generieren als im sonstigen Alltag. Haltet euch an die Regeln und lasst eurer Kreativität freien Lauf!“
Genau das haben Kevin und Toby Schmutzler in den rund dreiwöchigen Schreib- und Dreharbeiten getan. Die sind nun abgeschlossen, jetzt folgt die Schnittphase, der Trailer zu dem knapp einstündigen Film entsteht gerade. Das fertige Werk wird entweder Streaming-Plattformen angeboten oder von den Schmutzler-Brüdern selbst vermarktet und in Kürze zu sehen sein. Wir freuen uns auf das Lockdown-Movie!