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"Zur Resilienz gehört, dass man aufs Maul fliegt"
Mit 24 lässt sich Maximilian Schwarzhuber aus Wolnzach beide Unterschenkel amputieren. Mit 30 will er als erster Mensch ohne Füße die 7 Summits der Alpen in einem Jahr besteigen. Ein Gespräch über Resilienz & das Scheitern.
„Zur Resilienz gehört, dass man immer wieder aufs Maul fliegt und weitermacht. Viele fliegen aber nicht aufs Maul, weil sie gar nicht erst losgehen - sie haben Angst vorm Scheitern.“
Maximilan Schwarzhuber
Resilienz, das ist ein Begriff, der uns vor allem während der Pandemie immer wieder untergekommen ist. Er beschreibt die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Also die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und das Beste daraus zu machen. Anders ausgedrückt: Was mich nicht umbringt, macht mich stark.
Maximilian Schwarzhuber hat sich dieses Credo zu Herzen genommen. Er musste. Von seiner Geschichte haben Sie vielleicht schon gehört. Im Alter von zwei Jahren wacht er nach einem Mittagsschlaf gelähmt auf – er kann seine Beine nicht mehr bewegen. Es folgen unzählige Operationen und Behandlungen. Schmerzen. Ein Leben lang auf Krücken oder den Rollstuhl angewiesen sein, das wollte er nicht. Mit 24 schließlich trifft er eine Entscheidung: Beide Unterschenkel sollen weg. Am 14. Februar 2017 ist es soweit. Vier Tage nach der OP beginnt er mit dem Training, vier Monate danach läuft er beim „Lauf10!“ zehn Kilometer auf seinen Prothesen. Maximilan wird Extremsportler und Motivationstrainer.
Gewiss hat er durch seine Geschichte eine höhere Grundresilienz als so manch anderer. Heißt aber nicht, dass ihm das Scheitern nichts ausmachen würde. „Mal fällt es mir leichter, mal schwerer. Man lernt aber ständig dazu, deswegen ist es wichtig, es zu machen.“
Zwischen der Realisation, dass eine Amputation eine Möglichkeit ist und der schlussendlichen Umsetzung, vergehen ziemlich genau 1,5 Jahre. Für Maximilian Zeit genug, sich für das zu wappnen, was ihn erwartet: ein Leben ohne Beine. 1,5 Jahre, um resilient genug zu werden. Wie hat er das gemacht? Maximilian ging in die Offensive, sprach mit Prothesentechnikern, mit amputierten Menschen, Chirurgen und Mitarbeitern einer Gehschule. „Ohne Vorbereitungszeit hätte ich es sicher nicht geschafft.“ Auch weil die meisten Ärzte davon abrieten. „Zu riskant, zu schlecht vorherzusehen.“
„Man hadert nicht mehr“
Dass nach der OP alles gut werden würde, war längst keine Gewissheit. Der Rollstuhl als Dauerlösung und Phantomschmerzen waren denkbar. „Mir waren der Best case und Worst case bekannt. Das Ziel war es, den Alltag schmerzfrei und ohne Hilfe selbst bestreiten zu können.“ Es ging Maximilian also auch darum, die Kontrolle wieder ein Stück weit zurückzuerlangen. Dem Kreislauf aus Krankenhausaufenthalten und Schmerzen zu entfliehen.
„Als ich gesehen habe, dass die Füße weg sind, war ich erleichtert. Ich wusste: Jetzt gibt’s keinen anderen Weg mehr, ich muss es so annehmen. Man konnte es nicht mehr rückgängig machen, was sich dramatisch anhört, aber auch einen Vorteil hatte. Man hadert nicht mehr damit.“ Schritt für Schritt geht es weiter. Jetzt eben auf Prothesen.
„Hoch pokern, um alles zu gewinnen oder alles zu verlieren“
Maximilian erlebt man im Gespräch als durchweg positiven Menschen. Und auch auf Instagram herrscht auf seinem Profil immer eine gute Stimmung, da wird schon auch über folgende Tatsache gewitzelt: kalte Füße kriegt er beim Bergsteigen durch Schnee und Eis nicht. Doch das war nicht immer so. Im Jugendalter hatte er mit Depressionen zu kämpfen. „Warum ausgerechnet ich?“ ist eine Frage, auf die es keine Antwort geben kann und die sich doch so viele mit einem schweren Schicksal stellen. Diese Frage kann einen zweifelsfrei kaputtmachen. „Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich daraus herausarbeiten konnte. Die Entscheidung zur Amputation hätte ich so auch nicht treffen können, dafür muss man mental stark sein. Man muss sich sagen können: Ich treffe die Entscheidung und egal, was danach kommt, liegt in meiner Verantwortung.“
Letzendlich sei es aber eine Bauchentscheidung gewesen, „aber eine sehr gut vorbereitete.“ Mit 80 Jahren immer noch jedes Jahr ins Krankenhaus zu müssen, war für ihn keine Option. „Ich muss jetzt einfach das Risiko eingehen. Hoch pokern, um alles zu gewinnen oder alles zu verlieren“, erinnert sich Maximilian an die Zeit kurz vor der Entscheidung. Zurück blickt er nur noch selten.
Das Gespräch mit Maximilian führen wir einen Tag vor dem Start seiner 7 Summits-Challenge. Als erster Mensch ohne Füße will er die sieben höchsten Gipfel der Alpen in einem Jahr besteigen. Maximilian ist hörbar voller Vorfreude auf das, was ihn erwartet. Und doch: er scheitert. Maximilian passiert genau das, was ihn im Innersten eigentlich anzuspornen scheint: er fliegt aufs Maul. Fast wortwörtlich zumindest. Beim Aufstieg zur Zugspitze rutscht er ab und verletzt sich an der Hand – mehrere Wunden und eine Prellung zieht er sich zu. Vorerst geht es weiter, doch er und sein Weggefährte Alex Daffner versteigen sich, die Schmerzen nehmen zu und sie entscheiden – nur 200 Höhenmeter vor dem Gipfel – die Tour abzubrechen.
Das könnte das Ende sein. Maximilian könnte sich sagen: Außer Spesen nix gewesen und es einfach lassen. Aber dann wäre Maximilian nicht Maximilian. Der zweite Versuch ist deshalb schon in Planung. Und selbst wenn die Challenge am Ende nicht gelingen sollte, wäre das kein Beinbruch.
Als erster Mensch ohne Füße will Maximilian Schwarzhuber aus Wolnzach die sieben höchsten Gipfel der Alpen in einem Jahr erklimmen. Das sind: Zugspitze (2.962 m, Deutschland), Vordere Grauspitze (2.599 m, Liechtenstein), Großglockner (3.798 m, Österreich), Triglav (2.863 m, Slowenien), Dufourspitze (4.634 m, Schweiz), Gran Paradiso (4.061 m, Italien), Mont Blanc (4.807 m, Frankreich). Seit Monaten trainiert er dafür in den Bergen, auf dem Rad und in der Kletterhalle.
Folgt Maximilian auf dem Weg nach oben via Instagram @maximilianschwarzhuber
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