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The Challenger
Seit der Gründung des Vereins vor 20 Jahren ist Peter Jackwerth Präsident des FC Ingolstadt – nun fordert ihn der ehemalige National- und Bundesligaspieler Christian Träsch heraus. Seine Ziele: die Schanzer in die 2. Bundesliga führen und wieder eine Identifikation der Stadt und der Bevölkerung mit dem Verein schaffen.
Nach seinem – wie er selbst sagt – nicht so schönen Abgang beim FC Ingolstadt im Jahr 2018 hatte Christian Träsch vom Fußball in der Donaustadt erst einmal die Nase voll. Doch sechs Jahre später ist der 37-Jährige nicht nur selbst auf Ingolstädter Rasen – nämlich beim FC Gerolfing – zurück, auch die Verbundenheit zum Verein ist wieder gewachsen. So reifte im letzten Jahr die Idee, als Kandidat bei der Präsidentenwahl anzutreten – gemeinsam mit einem Team, das „gänzlich aus Leuten besteht, die ebenfalls eine Verbundenheit zum FCI haben“, wie Träsch betont.
Künftig sollen sich Notar Nico Matheis um juristische Fragestellungen, Franz Spitzauer als Vizepräsident um Themen rund um Finanzen, Marketing und Sponsoring, Ex-Sparkassenchef Michael Gaßner um das Finanzwesen sowie Ex-Donaukurier-Chefredakteur Stefan König um den Bereich Kommunikation kümmern. Träsch selbst wird die sportliche Komponente abdecken. Eines seiner Hauptziele ist, den „FCI wieder sympathischer zu machen“, wie er es formuliert. „Die Leute sollen wieder begeistert ins Stadion gehen und sagen: Das ist mein Verein“, wünscht sich der gebürtige Ingolstädter.
Zu wenig Mitglieder
„Der wichtigste Punkt, um die Fans zurück ins Stadion und neue Mitglieder in den Verein zu holen, ist die gute Performance der Profimannschaft“, sagt Träsch, der sich daher über die zuletzt erfolgreichen Ergebnisse der Schanzer freut. Aber er fordert die Umsetzung weiterer Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen: „Man muss noch öfter Spieler in die Schanzer Fußballschule oder zu den Vereinen in der Region schicken sowie Schulen und Kindergärten besuchen lassen“, wünscht er einen viel intensiveren Kontakt zu den (künftigen) Fans. „Als ich bei Wolfsburg unter Vertrag stand, musste jede Woche ein Spieler in einen Kindergarten zum Vorlesen gehen. Nimm noch den Schanzi mit und die Kids sind begeistert. Und wenn du das Kind ins Stadion lockst, sind die Eltern automatisch auch dabei“, beschreibt der 37-Jährige die Möglichkeit, eine neue Fanbase aufzubauen. „Der FCI hat in den letzten neun Jahren gerade einmal 900 Mitglieder dazugewonnen, das ist viel zu wenig. Aber du musst den Fans auch etwas bieten. Dazu gehören neben den genannten Aktionen auch mehr Informationen über sämtliche Bereiche des Vereins“, ist Träsch überzeugt.
Keine Transparenz bei den Finanzen
Am undurchsichtigsten ist dabei die finanzielle Aufstellung des Vereins: „In den Medien konnte man den Satz lesen, für den Verein sehe es düster aus, sollte die Profimannschaft nicht aufsteigen. Was das genau bedeutet und wie es tatsächlich um die Finanzen bestellt ist, wissen wir nicht, weshalb konkrete Planungen für uns schwierig sind“, erklärt der Ingolstädter. Von außen habe man zudem den Eindruck, dass kleine Sponsoren nicht mehr so wertgeschätzt wurden wie große und deshalb abgesprungen seien. „Die müssen wir wieder zurückholen und uns eher an Vereinen wie Heidenheim orientieren, die rund 800 Sponsoren haben. Dann fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn einer wegbricht – hast du nur zehn Unterstützer, sieht das ganz anders aus“, beschreibt der Familienvater, der deshalb die Generierung weiterer Sponsoren anpeilt.
Versäumnisse der Führungsriege
Vorweg schickt Träsch ein großes Lob an Peter Jackwerth, „dem man sehr viel zu verdanken hat und ohne den es den Verein in dieser Form nicht geben würde. Er hat unglaublich viel für den Klub getan und ihn bis in die Bundesliga geführt – in einer Geschwindigkeit, wie es das bislang nicht gab“, so der 37-Jährige, der aber auch sagt: „Wir sind jetzt eine andere Generation mit neuen Denkweisen und Blickwinkeln, in der gemeinsam statt einzeln gearbeitet und entschieden wird. Neue Ideen einzuführen, wird jedoch nicht einfach, weil eingefahrene Strukturen erst aufgebrochen werden müssen“, erklärt Träsch, der der aktuellen Führungsriege zudem vorwirft, dass man nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga zu schnell vom Verbleib im Oberhaus träumte und seine eigene Basis verlassen habe. Der familiäre Aspekt und die Nahbarkeit des Vereins seien verloren gegangen, man habe versäumt, die Bindung an die Fans und zur Stadt zu bewahren.
Eine Heimat für die Schanzerinnen
Extrem bedauerlich findet Träsch zudem den niedrigen Bekanntheitsgrad der Nachwuchsmannschaften und vor allem des Frauenteams: „Sowohl die guten Performances der männlichen U17 und U19 als auch die Tatsache, dass unsere Frauen in der 2. Bundesliga spielen, müssten viel mehr in die Öffentlichkeit getragen werden“, meint Träsch, der für die Schanzerinnen als oberstes Ziel „eine Heimat“ fordert. „Sie spielen und trainieren an drei verschiedenen Orten, da fehlt die Zugehörigkeit“, kritisiert der 37-Jährige. „Frauenfußball muss gefördert, als Investition für die Zukunft betrachtet und alles daran gesetzt werden, das Team in der 2. Liga zu halten“, wünscht sich Träsch eine Stärkung der Schanzerinnen. „Auch Wolfsburg und andere Bundesligateams haben einmal klein angefangen – aber für eine Professionalisierung muss man in Vorauskasse gehen“, stellt Träsch, der einst in Wolfsburg neben Alexandra Popp wohnte, klar und nennt den VfB Stuttgart als weiteres Beispiel: Dessen Frauenteam, das an der Tabellenspitze der Regionalliga steht, wird von Heiko Gerber, Ex-Spieler des FCI und VfB, trainiert – mit dem klaren Auftrag des Vereins, die Mannschaft in die 1. Bundesliga zu führen, inklusive sämtlicher Kosten.
„Ob derlei Investitionen beim FCI möglich sind, kann ich jedoch nicht beurteilen“, so Träsch, der gedanklich auch die Aufnahme der FCI-Frauen in die GmbH durchgespielt hat: „Da wir deren finanziellen Rahmen aber nicht kennen, können wir aktuell keine konkreten Ziele dazu formulieren“, bedauert er. Voll des Lobs ist der 37-Jährige dagegen im Hinblick auf das soziale Engagement der Schanzer: „Das macht der Verein richtig gut und darauf kann er auch stolz sein“, meint Träsch mit Blick auf das Inklusionsteam „Elf Freunde“ oder den Blindenfußball: „Diesen Mannschaften eine Plattform zu geben, finde ich super“, zollt er dem Verein, aber auch den Kickern mit Handicap Respekt.
Kontinuität auf der Trainerposition
Für den Umgang mit der Trainerposition der Profimannschaft wünscht sich der 37-Jährige hingegen einen neuen Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit: „Seit 2016 hatten wir 16 Trainerwechsel – das ist heftig. Man sollte realistische Ziele aussprechen, Zeit geben und dann auch mal eine Delle aushalten. Stattdessen hat sich Ingolstadt überregional den Ruf aufgebaut, Trainer zu verschleißen – das muss aufhören“, fordert Träsch, der angesichts der fehlenden erforderlichen Trainerlizenz auch vor möglichen Schwierigkeiten für Sabrina Wittmann warnt: „Ich hatte in Stuttgart die gleiche Situation unter Markus Babbel, der unter der Woche nicht da sein und nur Donnerstag und Freitag das Training leiten konnte. Das hat überhaupt nicht funktioniert. Auch wenn heutzutage wahrscheinlich vieles online möglich ist, könnte das noch eine belastende Situation für Verein und Mannschaft werden. Aber es kann auch gelingen und aktuell merkt man ja, dass sich etwas entwickelt und die Spieler langsam den Weg annehmen, den Sabrina gehen möchte“, freut sich Träsch.
Künftige Kaderplanung
Sollte die positive Entwicklung anhalten, fordert der ehemalige Nationalspieler für die Profimannschaft einen breiten Kader, bei dem man möglichst alle Positionen mit gleicher Qualität doppelt besetzt – zumindest, sobald ersichtlich ist, dass der Sprung in die 2. Liga gelingen könnte. „Dann muss man, anders als beim letzten Aufstieg, frühzeitig mit Verpflichtungen reagieren. Und das Präsidium sollte als Mitglied des Aufsichtsrats die Verantwortlichen bei der Kaderplanung beratend unterstützen, schließlich hält der Verein 80 Prozent der GmbH. Dieser Einfluss darf durchaus erkennbar sein“, verlangt Träsch, der es zudem für unabdingbar hält, dass der Präsident eines Fußballvereins auf ein gutes Netzwerk aus Fußballexperten zurückgreifen kann, wie er es sich als ehemaliger Bundesliga- und Nationalspieler aufgebaut hat: „Ich kann entsprechende Kontakte bieten und bei Spieler- und Trainerverpflichtungen nutzen“, sagt er und nennt als Beispiel Namen wie Thomas Hitzelsperger, Sami Khedira oder Cacau, mit denen er bei den „VfB-Legenden“ spielt und seit langem befreundet ist.
Aufbau einer Traditionsmannschaft
Eine solche Traditionsmannschaft würde der 37-Jährige auch gerne beim FC Ingolstadt etablieren: „Auch wenn der Verein erst seit 20 Jahren existiert, gibt es Spieler, die sehr viel für den Klub getan haben. Ich denke da an Akteure wie Ramazan Özcan, Marvin Matip, Roger, Caiuby oder Andi Buchner, die noch immer sehr beliebt – oder wie Rambo fast schon Kultfiguren in der Region sind und mit denen man die großen Zeiten des FCI verbindet. So ein Team könnte man gegen Dorfvereine oder auch Sponsorenmannschaften antreten lassen, das würde sicher viele Zuschauer anlocken“, glaubt Träsch, der von den „VfB-Legenden“ die Begeisterung der Fans kennt, „wenn Hansi Müller mal wieder einen Hackentrick zeigt“. Auch wenn der FCI nicht die ganz großen Namen in seinen Reihen habe, könne man durch diese Identifikationsfiguren die verlorengegangene Nahbarkeit des Vereins zurückgewinnen.
Chancen auf den Wahlsieg
Und wie sieht Herausforderer Christian Träsch nun seine Chancen, zum neuen FCI-Präsidenten gewählt zu werden? „Natürlich gut – sonst wären wir nicht angetreten“, schmunzelt der Ingolstädter, der sich im Vorfeld mit Marcell Jansen austauschte, der beim HSV einen ähnlichen Weg beschritten hat. Generell habe er von vielen Menschen, die im Fußballbusiness tätig seien, positive Resonanz bekommen, auch bei den Leuten in der Region spüre er, dass viele eine Veränderung wollen. Andere stünden jedoch weiterhin gänzlich hinter Peter Jackwerth. Zudem hänge der Ausgang von weiteren Faktoren, etwa ob es eine offene oder geheime Wahl gebe oder wie viele Mitglieder überhaupt anwesend seien, ab. „Das ist jedoch alles nicht bekannt, macht das Geschehen aber auch sehr spannend. Ich freue mich jedenfalls auf den Abend“, sagt Träsch, der es ungewöhnlich findet, dass es innerhalb der 20 Jahre dauernden Präsidentschaft von Jackwerth noch nie eine Wahl um das Amt gab. „Wir machen nichts Verwerfliches und haben nichts gegen Peter oder das aktuelle Präsidium einzuwenden – es ist schlicht legitim, als Gegenkandidat anzutreten“, findet der 37-Jährige.
Ob die Zeit reif ist für einen Machtwechsel an der Spitze des FC Ingolstadt, wird man am 5. Dezember sehen.
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