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Vom Eistiger zum Panther

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Vom Eistiger zum Panther

Interview: Sabine Kaczynski

Center Marko Friedrich verstärkt den ERC Ingolstadt

Der 31-jährige Marko Friedrich ist – neben den beiden Rückkehrern Maury Edwards und Michael Garteig – einer von fünf Neuzugängen beim ERC Ingolstadt. Der gebürtige Rother liebäugelte schon in der vergangenen Saison mit den Panthern, nun hat der Wechsel endlich geklappt. Im espresso-Interview spricht der Stürmer über seine sportlichen Ambitionen, seine Familie sowie die harte Zeit und sein mühsames Comeback nach einer schweren Kopfverletzung im Dezember 2019.

Nach sieben Jahren in Iserlohn und einer Saison bei den Nürnberg Ice Tigers hast du dich jetzt dem ERC Ingolstadt angeschlossen – was war ausschlaggebend?
Ich bin mit den Panthern schon seit zwei Jahren in Kontakt. Meine Eltern wohnen am Rothsee, ich bin sehr heimatverbunden und ich sympathisiere schon lange mit dem Verein – deshalb fiel mir die Zusage sehr leicht.

Ihr seid gerade im Trainingslager in Latsch – wie sehr lässt euch das Trainerteam schwitzen und wie ist die Stimmung im Team?
Die Stimmung ist toll, wir sind hier mitten in den Bergen, haben Kaiserwetter und es herrscht eine wunderbare Atmosphäre. Wir trainieren früh hart auf dem Eis, nachmittags mit unseren Fitnesstrainern, dazu kommen Einheiten im Kraftraum und auf dem Kunstrasenplatz – viel Freizeit bleibt da nicht. Abends sitzen wir zusammen, spielen Karten, es gab auch einen großen Teamabend – alles in allem ein tolles Trainingslager.

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Mit neuem Headcoach, neuem Sportdirektor und einigen neuen Spielern gab es bei den Panthern einen Umbruch – habt ihr schon ein bisschen zusammengefunden?
Auf jeden Fall! Wir haben tolle Charaktere im Team. Ich wurde als Neuzugang sehr warm aufgenommen und fühle mich sehr wohl. Es gibt hier keinen Stinkstiefel, sondern die Mannschaft bildet eine echte Einheit. Das Trainerteam hat einen super ersten Eindruck hinterlassen und gibt eine klare Richtung vor, die das Team annimmt und schnellstmöglich umsetzen will.

Mit wem teilst du das Zimmer und kommt ihr gut klar miteinander?
In Latsch war ich mit Louis Brune im Zimmer, ich bin mit ihm auf einer Wellenlänge und verstehe mich super mit ihm. Künftig werde ich aber mit Mirko Höfflin das Zimmer teilen, den ich schon länger kenne.

Du nimmst an der Trainingslager Trophy gegen Kevin Reich und Colton Jobke teil – bist du grundsätzlich für solche Aktionen zu haben?
Klar, ich nehme gerne an solchen Aktionen neben dem Eis teil. Das Kühemelken war echt lustig – das habe ich noch nie gemacht (lacht). Ich habe alles versucht, mit meinem Team zu gewinnen, leider ist es nur der zweite Platz geworden. Trotzdem hat es riesig Spaß gemacht.

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Auf Instagram bist du mit deinem Spitznamen „Schnetzo“ unterwegs: Wo kommt der her?
Ich habe als 18-Jähriger bei Ravensburg gespielt, mein Trainer war Peter Draisaitl. Als ich im Training rumgezockt und mehrmals die Scheibe verloren habe, kam mein Coach wutentbrannt aufs Eis und hat mich als „schlechten Gretzky“ tituliert. Daraus wurde Schnetzky, Schnetzo oder Schnetzi und ist mir bis heute geblieben (lacht).

 Wie bei deinen vorherigen Clubs trägst du auch beim ERC die Rückennummer 67 – was steckt dahinter?
Im Nachwuchsbereich habe ich immer mit der 7 – meiner Glückszahl – gespielt, die aber bei meiner ersten Profistation schon vergeben war. Meine zweite Wahl, die 77, hing unter dem Hallendach. So musste ich mich zwischen 87 und 67 entscheiden. Da Sidney Crosby, ein berühmter kanadischer Hockeyspieler, die 87 trug, habe ich mich an die Nummer nicht rangetraut, sondern lieber die 67 genommen. Sie sieht auf dem Trikot cool aus und ich habe sie bis heute behalten.

Du bist gebürtig aus Roth, kommst also aus der Gegend. War es dir nach deiner Station in Nürnberg wichtig, in der Region zu bleiben?
Nach meinem siebten Jahr in Iserlohn wollte ich, obwohl ich mich dort immer wohl gefühlt habe, zurück Richtung Heimat. Meine Frau ist beruflich in Nürnberg sehr eingespannt, deshalb wollte ich unbedingt in diese Umgebung. Deshalb bin ich überglücklich, dass der Wechsel zu den Panthern nun geklappt hat, weil es auch privat für mich so perfekt ist.

Deine Frau ist Zahnärztin in Nürnberg, du bist Profi beim ERC in Ingolstadt – wer muss jetzt pendeln? Ich habe eine Vereinswohnung in Ingolstadt, kann aber durch die Nähe nach Nürnberg meine Frau und meine Familie recht häufig sehen. Nachdem meine Frau sieben Jahre am Wochenende nach Iserlohn gependelt ist und die Strapazen der langen Fahrt auf sich genommen hat, bin ich jetzt an der Reihe – aber von Ingolstadt aus ist es natürlich viel leichter.

Auf euren Insta-Posts seid ihr beide immer top gestylt – wie wichtig sind dir Aussehen und Fashion? Dafür haben meine Frau und ich schon ein großes Faible. Man kann es durchaus als unser Hobby bezeichnen, uns schön anzuziehen, gut zum Essen zu gehen oder an tolle Orte zu reisen. Meine Frau arbeitet sehr viel, ich bin mit dem Sport sehr eingespannt – dann freuen wir uns, unsere knappe Freizeit mit diesen Dingen genießen können.

Im Dezember 2019 hast du dir eine schwere Kopfverletzung zugezogen und konntest sehr lange nicht spielen – hattest du damals Angst, es könnte dein Karriereende bedeuten?
Das war tatsächlich ein schlimmes Tal für mich. Ich war 13 Monate krankgeschrieben, in den ersten fünf Monaten war ich gesundheitlich extrem eingeschränkt, ich konnte fast nichts sehen, hatte stechende Kopfschmerzen und war nicht in der Lage, irgendetwas zu tun.

Ich habe in dieser Phase fast nur geschlafen. Damals war ich überzeugt, nie wieder Eishockey spielen zu können. Leider war ich auch kognitiv nicht belastbar, konnte weder lesen noch mich sonst irgendwie geistig anstrengen, sodass mein BWL- und Marketingstudium auch keine wirkliche Option war. Dass ich zu nichts zu gebrauchen war, war unglaublich schwer für mich.

Erst im Sommer habe ich mich besser gefühlt, danach ging es steil bergauf und ich konnte wieder mit leichtem Training beginnen. Meine Ärzte haben einen vorsichtigen Stufenplan entwickelt, begonnen mit Gehen statt Laufen – für einen Sportler der pure Horror. Corona hat mir damals ein bisschen in die Karten gespielt, weil die Saison erst verzögert gestartet wurde.

Bis ich als Leistungssportler wieder auf dem Level vor der Verletzung war, hat es ein ganzes Jahr gedauert, denn ich hatte auch während der Saison mit mentalen Problemen zu kämpfen. Ich spürte eine unterbewusste Angst und die intuitive Vorsicht, nicht konsequent in die Zweikämpfe zu gehen. Erst nachdem ich einige härtere Checks – bei denen es ordentlich eingeschlagen hat – ohne Folgen überstanden habe, ließen die Schwierigkeiten nach. Es war eine harte Zeit, für die ich aber auch dankbar bin, weil ich viel gelernt habe.

Im Nachhinein war die Verletzung eine Art „Wake-up-Call“, denn seitdem sehe ich den Sport als Geschenk, schätze meine Gesundheit und das ganze Leben viel mehr und genieße auch die kleinen Momente.

Kommen wir zurück zum Eishockey: In rund drei Wochen startet die DEL – wie heiß bist du auf die Liga?
Sehr! Nach der langen Sommerpause und der harten Vorbereitung mit der muskulären Belastung sind wir heiß auf die Saison, wollen wieder um Punkte und Erfolge spielen. Vor allem das erste Heimspiel in der SATURN-Arena vor der für mich neuen Kulisse wird sicher etwas Besonderes, denn ich war sogar beim Testspiel gegen Iserlohn ziemlich nervös (lacht). Ich freue mich darauf, den Panther tragen zu dürfen und auf die Saison mit den Jungs.

Glaubst du, dass heuer endlich wieder eine ganz „normale“ Saison ohne Beschränkungen, Spielverlegungen usw. stattfinden kann?
Wir hoffen es alle sehr. Eishockey ist ein intensiver, hitziger und leidenschaftlicher Sport, der von den Fans, den Emotionen und dem Bier in der Halle lebt. Wir brauchen die Fangesänge, den Support von den Rängen und volle Hallen, denn auch die Vereine sind abhängig von der finanziellen Unterstützung durch Sponsoren und Anhänger. Deshalb wünschen wir uns alle eine normale Saison, bei der der Sport und nicht irgendwelche Corona-Maßnahmen im Mittelpunkt steht.

Du hast 2014 als Zuschauer miterlebt, wie die Panther Meister geworden sind – in dieser Saison bist du live auf dem Eis dabei, oder?
Wir haben eine stark aufgestellte Mannschaft, mit der wir viel vorhaben und den maximalen Erfolg wollen – dafür arbeiten wir intensiv. Wenn ich dazu beitragen kann, dass wir am Ende der Saison auf Meisterkurs sind, wäre das absolut super!

Vielen Dank für das Gespräch!

Fotos Hochzeit: Clipmanufaktur Emotion / Rest: privat

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