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Auf der Jagd nach dem perfekten Moment
Roland Koch aus Kösching ist Reisefotograf. Seit fast 30 Jahren zeigt er in seinen lebendigen, live kommentierten Vorträgen die Schönheit unseres Planeten in all ihren Facetten. Im espresso-Interview spricht er über prägende Erlebnisse, die Kunst des perfekten Reisefotos und darüber, wie das Reisen seinen Blick auf unsere Welt verändert hat.
Roland Koch ist ein echter Globetrotter. Der 54-Jährige aus Kösching hat schon früh seine Leidenschaft fürs Reisen entdeckt und sie kurzerhand mit seinem zweiten großen Hobby verbunden: der Fotografie. Wenn er von seinen Reisen zurückkommt, sind die Speicherchips seiner Kamera prallgefüllt. Um auch andere an seiner Leidenschaft teilhaben zu lassen, veranstaltet er regelmäßig Reisevorträge, wo seine Zuschauer*innen aus erster Hand mehr über ferne Länder, Kunst- und Kulturschätze, malerische Landschaften und Begegnungen mit anderen Kulturen erfahren. Im espresso-Interview spricht der Reisefotograf über prägende Erlebnisse, die Kunst des perfekten Reisefotos und darüber, wie das Reisen seinen Blick auf unsere Welt verändert hat.
Herr Koch, in Ihren Vorträgen erzählen Sie von Ihren zahlreichen Reisen um die Welt. Haben Sie noch einen Überblick darüber, wie viele Länder Sie schon bereist haben?
Ja natürlich. Viele meiner Reisen habe ich mit besonderen Erlebnissen und Erinnerungen verknüpft, aus denen ich im Alltag Kraft schöpfe.
Was reizt Sie am Reisen? Ist es das Abenteuer, das Unbekannte?
Mit Rucksack, öffentlichen Verkehrsmitteln, ohne zu wissen, wo man am Abend schläft und ohne Internet hatte Reisen für mich früher den Reiz des Unbekannten. Die Suche nach dem Weg oder besonderen Orten war oft mühsam. Heute findet man unglaublich viele Informationen über jede Ecke der Welt. So ist Reisen für mich zum persönlichen Erleben als „Momentesammler“ geworden.
Wann sind Sie zum ersten Mal mit der Fotografie in Berührung gekommen und wie hat sich daraus diese Leidenschaft entwickelt, die bis heute anhält?
Das war schon sehr früh in der Ickstatt-Realschule, als ich das Wahlfach Fotografie wählte. Mein Lehrer Herr Scheurer konnte mich mit Mathe nie begeistern, mit Fotosafaris und Dunkelkammer hingegen schon. Meinen großen Wunsch, eine erste richtige Spiegelreflexkamera, habe ich mir erfüllt, indem ich sonntags Zeitungen ausgetragen habe. Seit 40 Jahren hat das „Zeichnen mit Licht“ einen wichtigen Platz in meinem Leben.
Reisen ist für mich mittlerweile zum persönlichen Erleben als Momentesammler geworden
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Was macht den Zauber der Fotografie, insbesondere der Reisefotografie, für Sie aus?
Tagsüber sind viele bekannte Orte hoffnungslos überlaufen. Das Besondere liegt heute für mich in der Stimmung, die ich oft frühmorgens oder abends mit traumhaften Lichtverhältnissen vorfinde. So fand ich z. B. in Venedig eine zauberhafte, fast unwirkliche Magie vor. Wenn dieser Zauber auf den Betrachter der Bilder übergeht, ist das Reisefotografie im besten Sinne.
Haben Sie ein absolutes Lieblingsbild in Ihrer Sammlung, auf das Sie besonders stolz sind?
Erst vor kurzem durfte ich bei Eitensheim einen doppelten Regenbogen erleben. Laut einer irischen Sage findet man am Ende eines Regenbogens einen verborgenen Schatz. Diese Schätze darf ich heute in den sozialen Medien oder auf meiner Website teilen. So können sich viele daran erfreuen und die Bilder müssen nicht in der Schublade verstauben.
Was macht für Sie generell ein gutes Reisefoto aus?
Ich lasse zuerst gerne die Stimmung und die Besonderheit eines Ortes auf mich wirken. Der richtige Standpunkt, die Perspektive, das Licht oder die Personen machen dann ein gutes Reisefoto für mich aus.
Die Reisevorträge, in denen Sie von Ihren Erlebnissen auf dem Globus erzählen, halten Sie nun schon seit fast 30 Jahren. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen und wie haben sich die Vorträge im Laufe der Jahre entwickelt?
Im Alter von 21 Jahren war ich mit Freunden in einem klapprigen VW-Bus in der Türkei unterwegs. Durch die zahlreichen Pannen und die Hilfsbereitschaft der Bewohner haben wir Land und Leute intensiv kennengelernt. Diese Geschichten wollte ich erzählen, was mit Anfang 20 vor Publikum sehr aufregend für mich war. Heute besuche ich Länder immer wieder, beobachte die Veränderungen dort. Auch die Technik hat sich rasant weiterentwickelt. In den 2000ern waren Live-Vorträge durch Internet und Dokus zeitweilig nicht mehr gefragt. Heute erlebe ich wieder das Suchen meiner Besucher nach authentischen Live-Berichten und genieße auch selbst nach mehr als 300 Vorträgen die persönliche Atmosphäre.
Fernweh?
Auf Roland Kochs Homepage www.reisevortraege.de gibt es eine riesige Sammlung von Fotos aus aller Welt. Auf Instagram ist er über @reisevortraege.de zu finden.
Was erlebt man als Zuschauer*in bei Ihren Live-Reisevorträgen?
Meine Reisevorträge gliedern sich in informative Passagen mit allgemeinen Informationen zu Landeskunde, Menschen und Kultur. Impressionen aus der Tier- und Pflanzenwelt oder von schönen Landschaften werden von stimmungsvoller, landestypischer Musik begleitet. Der Besucher erlebt einen informativen und entspannenden Abend, der nachhaltig in Erinnerung bleibt. Hoffentlich auch bald wieder live vor Publikum und nicht nur virtuell.
Welche Reise hat Sie am meisten geprägt?
Sicher meine Reise alleine in den 90ern in Indien. Die fremde, faszinierende Kultur, die Gerüche, Farben, die Gesichter, die unglaubliche Menge an Menschen, der tägliche Verteilungskampf, die dramatische Umweltverschmutzung. Aber auch der lockere augenzwinkernde Umgang und die Zufriedenheit der Menschen trotz widriger Rahmenbedingungen.
Gab es einen Moment auf einer Ihrer Reisen, der Sie besonders zum Nachdenken oder zum Staunen gebracht?
Beim Frühstück in einer kleinen Privatpension in Kuba bat meine Tochter um Butter. Unsere Gastgeber erzählten uns, dass sie täglich mehrere Stunden unterwegs seien und gegenseitig Tauschhandel treiben, um uns zu versorgen. Butter war gar nicht zu bekommen und Toilettenpapier mussten sie aus einem 100 Kilometer entfernten Ort organisieren. Trotzdem strahlten die Leute auf Kuba eine unglaubliche Lebensfreude und Kreativität aus.
Auf der anderen Seite sind wir in Deutschland optimal versorgt und doch oft so unzufrieden. Ist es wirklich nur die Sonne? Müssten wir unsere Werte nicht auch überdenken und uns jeden Tag über das Privileg freuen, in Deutschland leben zu dürfen?
Wie würden Sie Ihren Reisestil beschreiben?
Individuell, neugierig, offen, nah an den Menschen. Gerade während der Corona-Pandemie treffe ich unterwegs immer wieder auf wildfremde, sympathische Menschen, die sich Zeit für ein nettes Gespräch nehmen.
Langstreckenflüge haben in Zeiten des Klimawandels keinen guten Ruf mehr. Versuchen Sie, beim Reisen auf Ihren ökologischen Fußabdruck zu achten?
Wir müssen lernen, auch im Alltag auf unseren CO2-Fußabdruck zu achten – nicht nur beim Reisen. Weniger Fliegen und eine Kompensations-Zahlung von gut 100€ für 2 Transatlantikflüge z.B. an Atmosfair sollte uns in Relation zum Gesamtreisepreis das Klima und der Erhalt der Lebensgrundlagen für nachkommende Generationen schon wert sein.
Momente des Umdenkens
Inwiefern hat das Reisen Ihre Persönlichkeit und Denkweisen geprägt?
Durch das Reisen habe ich gelernt, Respekt und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Lebensformen zu entwickeln. Außerdem habe ich für mich gelernt, dass ich nicht alles besitzen muss, was man kaufen kann.
Corona hat das Reisen quasi unmöglich gemacht. Konnten Sie in dieser Zeit Ihrem Hobby trotzdem nachgehen?
Ja. Die Ziele haben sich natürlich verändert. Wir leben in einer reizvollen, abwechslungsreichen Region. Wir haben den Naturpark Altmühltal vor der Haustür. Ich dachte früher schon, ich würde mich gut auskennen. Aber ich habe viel Neues, bisher Unbekanntes entdeckt. Mein Bild vom Altmühltal kann man übrigens auch in mehr als 700 Bildern auf meiner Website entdecken.
Gibt es Reiseziele hier in der Region, die Sie
empfehlen würden?
Auf jeden Fall. Eine Radtour an der Altmühl gehört ganz sicher dazu. Berching, Greding oder Weißenburg sind attraktive Städte, die ich neu kennenlernen durfte. Herrliche Wanderungen gibt es im Altmühltal in Hülle und Fülle. Meine 10 schönsten Wanderungen, Ausflugstipps und die Radtour mitsamt GPS-Daten zum Download stehen in den Tipps meiner Webseite kostenlos zur Verfügung. Viel Spaß beim Stöbern!
Welche Kameras nutzen Sie für Ihre Reisefotografie?
Aktuell die EOS80 von Canon und zahlreiche Objektive. Da kommt schon einiges an Gewicht zusammen.
Haben Sie ein paar Tipps für unsere Leser*innen, wie sie aus ihren Urlaubsfotos noch mehr herausholen können?
Auch mit dem Smartphone lassen sich gute Bilder machen. Wolken zaubern klasse Stimmungen. Wetter-Apps helfen einen idealen Tag zu finden. Runter zum Motiv, die Hocke ermöglicht neue Perspektiven. Nichts erzwingen, vom Gefühl leiten lassen. Oft ist es auch Glück, im richtigen Moment da zu sein. Nicht in Eile fotografieren – das Bild entsteht im Kopf.
Welches Motiv würden Sie gerne irgendwann einmal vor die Linse bekommen?
Die sehr seltenen Feuersalamander und Apollofalter durfte ich erst kürzlich in voller Aktion bewundern. Die Geier in Berchtesgaden oder ein Luchs in freier Wildbahn wären mein Traum.
Welches Land oder welche Region möchten Sie auf jeden Fall noch bereisen und warum?
Island und Norwegen wegen der Weite und der genialen Lichtverhältnisse.
Die Vorträge, das Reisen, die Fotografie, all das nimmt viel Zeit in Anspruch. Bleibt da noch Zeit für andere Hobbys?
Leider viel zu wenig. Aber ich bin glücklich, mit meinem schönen Hobby mir und anderen Freude bereiten zu dürfen.
Herr Koch, vielen Dank für das Gespräch.
Aktuelle Vorträge
Oberitalienische Seen
Donnerstag 23.09.2021 | 19:30Uhr VHS Neuburg, Franziskanerstr. B200
Kuba
Montag 08.11.2021 | 19:30 Uhr
VHS Eichstätt, Willibaldgymnasium EG005
Kuba
Mittwoch 11.11.2021 | 19:30 Uhr
VHS Ingolstadt, Hallstr. 5
Anmeldung wegen Pandemie zu den Live Vorträgen nötig
Virtuelle Vorträge von daheim: Immer am dritten Sonntag ab September bis April 18:30 Uhr, Themen und Zugangsdaten über die Website „Online daheim“, Eintritt frei, Spenden erwünscht, werden zu 50 % an Ärzte ohne Grenzen weitergegeben
Auf Roland Kochs Homepage www.reisevortraege.de gibt es neben den aktuellen Terminen Reisetipps mit GPS-Daten (Wandern & Rad) zum Download sowie eine große Bildergalerie mit den Fotos von den Reisen durch die ganze Welt.
Einfach magisch
Von der Reiseinfluencerin zur Kinderbuchautorin. Diesen Weg beschritt die gebürtige Ingolstädterin Mella Lisitano. Im Dezember erscheint ihr Erstlingswerk „Der magische Reisekoffer“ im Zwergenstark-Verlag.
The Challenger
Seit der Gründung des Vereins vor 20 Jahren ist Peter Jackwerth Präsident des FC Ingolstadt – nun fordert ihn der ehemalige National- und Bundesligaspieler Christian Träsch heraus. Seine Ziele: die Schanzer in die 2. Bundesliga führen und wieder eine Identifikation der Stadt und der Bevölkerung mit dem Verein schaffen.
Kern oder Lösel? Entscheidung in Sicht
Die CSU Ingolstadt nominiert am 19. November ihren Kandidaten für die bevorstehende Oberbürgermeisterwahl. Christian Lösel oder Michael Kern? Das entscheiden dieses Jahr die Parteimitglieder selbst.
Georgianum: Dornröschenschlaf dauert an
Das Jahresende naht und noch sieht es vor Ort nicht so aus, als würde das Georgianum bald in vollem Glanz erstrahlen können. Der Eindruck täuscht nicht, wie eine espresso-Anfrage bei der Stadt ergab.
Fotogalerie: Jazz in den Kneipen 2024
„Jazz in den Kneipen“ bringt jährlich eine besondere Atmosphäre in die Ingolstädter Innenstadt, wenn Bars und Kneipen zu kleinen Jazz-Bühnen werden. Auch espresso war unterwegs: in Griesmüllers Altstadtbrauerei, in der Neuen Welt, im Diagonal, im Mo und im Weinraum.
Eisarena am Schloss: Start am 14. November
Vom 14. November bis 30. Dezember veranstaltet IN-City wieder die Eisarena am Schloss auf dem Ingolstädter Paradeplatz.