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„Die Fliegerwelt ist eine große Familie “
Interview mit der Pilotin Jacqueline Herr
Jackie verbrachte schon früh viel Zeit auf dem Flugplatz. Als sie das erste Mal in einem Flugzeug saß, war sie ein Jahr alt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie selbst ihren ersten Flugschein in der Tasche hatte. Mit 16 absolvierte sie ihren ersten Soloflug. Wie aus dem Hobby ein Beruf wurde, verrät uns Jackie im Interview. Außerdem spricht sie über ihre schönsten Flugstrecken und das Gefühl, weit ab vom Alltag durch die Luft zu gleiten.
Jackie, was ist das Allerbeste am Fliegen?
Für mich ist es das Freiheitsgefühl, das beim Fliegen entsteht. Man ist weit weg von der „normalen“ Welt und all seinen Problemen. In diesem Moment lebt man im Hier und Jetzt, kann seine Gedanken im Kopf beiseite legen und genießt Ausblicke, die dem Großteil der Menschen verwehrt bleiben. Am schönsten finde ich es, wenn man all das auch noch mit Gleichgesinnten teilen kann. Die Fliegerwelt ist zwar klein, aber eben auch eine große, enge Familie.
Wie bist du zum Fliegen gekommen?
Mein Vater ist Privatpilot und war Flugtestingenieur, daher bin ich ein richtiges „Flugplatzkind“ und mit dem Fliegen aufgewachsen. Schon früh habe ich meine Liebe zu Flugzeugen entwickelt und kannte als kleines Kind bereits die technischen Basics. Irgendwann war mir klar, dass ich auch selbst fliegen möchte. Tatsächlich war es nicht schon immer mein Traumberuf, da ich das Fliegen primär als Hobby ansah und mich nicht in das streng geregelte Gerüst hineinzwängen lassen wollte, so wie es bei Fluggesellschaften der Fall ist. Nach meinem Abitur habe ich aber festgestellt, dass es auch noch andere Möglichkeiten in dieser Richtung gibt und ich von meiner Leidenschaft einfach nicht wegkomme. Also habe ich mich für ein Luftverkehrsmanagement-Studium mit einer ATPL-Ausbildung entschieden.
„Ich bekomme schlechte Laune, wenn ich
zu lange am Boden bin!“
Kannst du dich noch an das Gefühl bei deinem ersten Flug erinnern?
Da ich zum ersten Mal im Flieger saß, als ich gerade einmal ein Jahr alt war, kann ich leider nicht viel dazu sagen! Aber ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Soloflug erinnern, als wäre es gestern gewesen. Das war in Sarasota in Florida und ich war kurz zuvor 16 Jahre alt geworden. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich und wird jeder Pilot sicherlich nie vergessen!
Welche Flugzeuge fliegst du?
Einmotorige Flugzeuge mit Kolbentriebwerk, als Bugrad oder auch als Spornrad. Derzeit fliege ich hauptsächlich eine Grumman AA-5, aber auch bekannte Maschinen der Marken Cessna, Piper, Aquila, Tecnam, Bölkow oder Ultraleichtflugzeuge wie eine WT9 Dynamic oder FK9.
Was waren für dich die beeindruckendsten Strecken, die du bisher geflogen bist?
Schwer zu sagen, da eigentlich jeder Flug schön und auf eine andere Weise besonders ist! Sehr gerne erinnere mich an einen der Flüge zurück, bei denen ich entlang der Florida Keys und der Skyline von Miami unterwegs war. Allgemein sind die USA das Land des Fliegens schlechthin. Gerade in Florida kann man sich an den Farben kaum satt sehen. Aber ein Flug muss nicht immer lang sein, um beeindruckend zu wirken. Direkt hier bei mir im Rheintal genieße ich die Landschaft immer wieder aufs Neue, vor allem im Herbst, wenn die Weinberge in kräftigen Gelb- und Rottönen aufleuchten. Wenn ich mal in Ingolstadt bin, mache ich gerne einen kurzen Abstecher in die Alpen und bin von diesem Anblick immer wieder überwältigt.
„Die USA sind das Land des Fliegens schlechthin. Gerade in Florida kann man sich an den Farben kaum satt sehen.“
Welche Länder und Städte hast du besonders in Erinnerung behalten?
Tatsächlich war ich fliegerisch bisher leider nur in Deutschland und in den USA unterwegs – was sich hoffentlich bald ändern wird. Meine PPL-A Ausbildung habe ich in Florida absolviert, dort hat das Fliegen einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Während hier das Fliegen meist ein sehr schlechtes Image aufweist – Stichwort Lärm und Umwelt – wird es auf der anderen Seite des Atlantiks im gesamten Volk als äußerst positiv angesehen und von der Politik eher unterstützt, als überreguliert und als unnütz deklariert.
Welche Strecke und in welche Länder würdest du gerne irgendwann einmal fliegen?
Ich würde gerne mal mehr von Europa sehen – ans Mittelmeer, nach Kroatien oder vielleicht auch in den Norden, nach Norwegen und Schweden. Für dieses Jahr planen meine Fliegerkameraden mehrere Trips nach Frankreich, wo sie schon öfter waren, unter anderem an den Ärmelkanal. Das würde ich super gerne miterleben! Auch war es schon immer ein Traum von mir, von der Ostküste der USA an die Westküste zu fliegen.
Wird das Gefühl, durch die Luft zu fliegen, irgendwann zur Gewohnheit oder ist es jedes Mal aufs Neue aufregend und überwältigend?
Wenn man wirklich für die Fliegerei brennt, wird es nie langweilig. Natürlich gewöhnt man sich bis zu einem gewissen Grad daran, besonders wenn man beispielsweise immer wieder die gleichen Strecken fliegt. Trotz allem ist kein Flug wie der andere, jedes Mal erlebt man etwas Neues und eigentlich ist es wie eine Sucht: Je öfter man fliegt, desto mehr will man auch fliegen. Kein Scherz, ich bekomme schlechte Laune, wenn ich zu lange am Boden bin!
„Wenn ich in Ingolstadt zu Besuch bin, mache ich gerne einen kurzen Abstecher in die Alpen und bin von diesem Anblick immer wieder überwältigt!“
Gab es auch mal gefährliche Situationen während eines Fluges?
Bislang habe ich nur leicht kritische Situationen erlebt, wie zum Beispiel eine Vergaservereisung oder einen Leistungsabfall durch verrußte Zündkerzen. Man bereitet sich ja auf jeden Flug entsprechend vor, ist trainiert und auch die Flugzeuge werden mindestens einmal im Jahr technisch geprüft. Gefährliche Situationen treten dann eher in Flugplatznähe auf, wo sich der Flugverkehr ballt – wenn viel los ist und ein anderer Pilot keine genauen Positionsmeldungen angibt oder rücksichtslos in die Platzrunde einfliegt, kann man sich gegenseitig schon mal zu nahe kommen. Dies kann man unter Umständen selbst gar nicht beeinflussen, deswegen habe ich davor den größten Respekt.
Die Steuerung von Flugzeugen ist noch weitgehend eine Männerdomäne. Nur 5% der Pilot*innen weltweit sind weiblich. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Das wüsste ich auch gerne! Ich vermute, dass viele Mädchen oder Frauen von der Technik abgeschreckt sind oder denken, dass das Fliegen etwas Unerreichbares ist und sie hierfür nicht geeignet sind. Was nicht stimmt, denn das hängt nicht vom Geschlecht ab. Frauen und Männer ergänzen sich sogar sehr gut im Cockpit, da Männer eher rational und faktenorientiert denken und sich ihre Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache konzentriert, während Frauen das Gesamtbild betrachten und eher nach Gefühl fliegen bzw. handeln.
Wie hat sich die Pandemie auf deinen Job ausgewirkt?
Corona hat sich insofern bei mir bemerkbar gemacht, dass meine Ausbildung zwischendurch pausiert wurde, sich somit weit nach hinten gezogen hat und es derzeit äußerst schwierig ist, überhaupt an irgendwelche Jobs in der Luftfahrtbranche zu kommen. Seit kurzem habe ich einen Teilzeitjob bei der DFS Aviation Services in Langen als Simulationspilotin für die Ausbildung und das Training der Fluglotsen, außerdem werde ich bald als Fluglehrerin bei der Flight Academy Speyer arbeiten und dort auch Aufgaben in der Administration übernehmen und beim Organisationsteam mitwirken. Vielleicht werde ich auch ab und zu meiner früheren Tätigkeit als Flugleiterin in Worms nachgehen. Zurzeit gibt es schon Möglichkeiten, man darf eben nicht wählerisch sein. Aber das bin ich auch nicht, solange es etwas mit Fliegen zu tun hat, habe ich immer Spaß dabei!
Wie sehen deine beruflichen Pläne für die fernere Zukunft aus?
Irgendwann würde ich schon gerne in einem größeren Cockpit sitzen und mehr von der Welt sehen. Am liebsten würde ich im Bereich Business Aviation fliegen.
Welchen Rat hast du für zukünftige Pilot*innen?
Wenn ihr einen Traum habt, kämpft dafür. Es wird immer einen Weg geben, auch wenn es nicht der leichteste ist. Das Wichtigste daran ist, dass ihr an euch glaubt – ganz egal, was andere sagen. Seid dankbar für jeden Moment in eurem Leben, für jede Sache und für jeden wichtigen Menschen. Für alles, was so selbstverständlich erscheint, dass man fast vergessen hat, all dem Beachtung zu schenken. Nehmt nicht nur, sondern gebt genauso etwas zurück. Der Rest ergibt sich dann von selbst!
Vielen Dank für die interessanten Einblicke und alles Gute für deinen weiteren Weg!
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