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Es war einmal…

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Es war einmal...

Die 24-Jährige Annie Waye aus Lenting hat kürzlich ihren ersten Roman veröffentlicht

Interview mit der Autorin Annie Waye

Annie Waye schreibt schon seit ihrer Kindheit. Für die 24-Jährige aus Lenting gibt es kein schöneres Hobby. Besonders wohl fühlt sie sich im Fantasy-Genre. Der erste Teil ihres Debütromans „Thron aus Sturm und Sternen“ ist Anfang des Jahres erschienen, am 26. März folgt schon der zweite Teil der Dilogie. Im Interview spricht die Jungautorin über ihre große Leidenschaft, die Vor- und Nachteile eines Lockdowns für das Autorinnendasein und über die Bücher, die ihr Leben geprägt haben.

Annie Waye

Die Idee zu ihrem Fantasy-Debüt „Thron aus Sturm und Sternen“ kam ihr in einem Traum

Annie, letztes Jahr hast du nach einer langen Zeit des Wartens endlich einen Verlag für dein Manuskript zu „Thron aus Sturm und Sternen“ gefunden. Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage hereingeflattert kam?
Es war das schönste Gefühl überhaupt! Ich schreibe schon, seit ich ca. 12 Jahre alt bin, und es war seitdem mein Traum, endlich mein erstes Buch zu veröffentlichen. Es hat viel zu lange nicht danach ausgesehen, als würde das passieren. Vor allem für das Manuskript von „Thron aus Sturm und Sternen“ habe ich mir immer weniger Hoffnungen gemacht. Ich habe ja doch etwa zwei Jahre lang nach einem Verlag dafür gesucht. Die Zusage zu bekommen, hat sich wie das Ende einer langen Reise angefühlt, bei der sich aber jeder Schritt gelohnt hat.

Wie kamst du zum Schreiben und warum spielt es eine so zentrale Rolle in deinem Leben?
Ich habe schon immer gerne Bücher gelesen. Schon in der Grundschule habe ich Fantasy-Wälzer wie „Eragon“ verschlungen. Ich habe sehr viel gelesen, und mit der Zeit sind auch meine Ansprüche gestiegen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass alle Fantasy-Bücher nur noch gleich klingen. „Normales Mädchen findet heraus, dass sie magische Kräfte hat, muss die Welt retten und verliebt sich in einen mysteriösen Fremden, von dem sie nicht weiß, ob sie ihm vertrauen kann“. Irgendwann sagte meine Mutter zu mir: „Wenn dir keine Bücher mehr gefallen, schreib doch selbst welche.“ Und das habe ich dann so beherzigt – und die Bücher geschrieben, die ich selbst gerne lesen wollte.

Wenn man als junger Mensch von einer Karriere als Autor*in träumt, hat man bestimmte Vorstellungen im Kopf. Wie hast du dir das Autorenleben früher vorgestellt und wie sehr unterscheidet es sich von der Wirklichkeit, die du jetzt lebst?
Ich glaube, bei jedem künstlerischen Beruf hat man eine eher „romantisierte“ Vorstellung im Kopf, allen voran damit, dass ein Autor die Million auf dem Konto haben muss. Dabei trifft es das Klischee des einsamen Schreibers, der in seinem verstaubten Arbeitszimmer sitzt und vor sich hin schreibt, schon viel besser. Aber das ist nur ein Teil des großen Ganzen. Zum Autorendasein gehört heute viel mehr – zumindest, wenn man es richtig machen will. Marketing und Netzwerken sind nur zwei Dinge, die meiner Meinung nach unentbehrlich für den Autorenberuf sind.

„Schon in der Grundschule habe ich Fantasy-Wälzer wie Eragon verschlungen. “

Foto: Adobestock/Eastlyn Bright

Was ist für dich das Allerbeste am Autorinnen-Dasein?
Das positive Feedback von anderen. Natürlich schreibt man in erster Linie Geschichten, die einem selbst gefallen, lebt dabei aber auch mit der Angst, dass man vielleicht der Einzige sein könnte, der sie gut findet. Aber im Optimalfall kommen nach und nach größere Personenkreise dazu, denen es gefällt: Zum Beispiel zuerst Familie, Freunde und Testleser, dann der Lektor eines Verlags, der einem die Zusage für das Manuskript gibt, und schließlich begeisterte Leser, die einem z.B. auf Social Media schreiben. Für mich ist es das schönste Gefühl, zu wissen, dass ich andere, auch wildfremde Menschen, mit meinen Geschichten mitreißen und berühren kann.

Was muss man deiner Meinung nach mitbringen, um als Autor*in Erfolg zu haben?
Viele denken wahrscheinlich als Erstes an Kreativität, eine gute Rechtschreibung oder Derartiges. Deshalb möchte ich ein paar Punkte nennen, die vielleicht nicht so naheliegend sind, aber mindestens genauso wichtig.

1) Geduld. Es gibt eine Redewendung, „Die Verlagsmühlen mahlen langsam“, die aber auch die ganze Buchbranche sehr gut widerspiegelt. Als Autor verbringt man mehr Zeit mit Warten als mit Schreiben. Erst auf Testleser, dann auf die Verlage, denen man sein Manuskript angeboten hat, dann auf jeden einzelnen weiteren Prozessschritt bis zur Veröffentlichung – und noch darüber hinaus.
2) Ehrgeiz. Die Buchbranche ist ein hartes Pflaster, und die Konkurrenz ist groß. Wenn man bei einem Verlag veröffentlichen will, muss man mit Rückschlägen rechnen und darf auf keinen Fall aufgeben. Ich habe beispielsweise mein halbes Leben mit Schreiben, Bangen und Rückschlägen verbracht, bis ich endlich mein erstes Buch veröffentlicht habe. Aber es hat sich gelohnt.
3) Ein dickes Fell. Das hängt auch mit den genannten Rückschlägen zusammen. Wenn man eine Absage für ein Manuskript bekommt, bedeutet das nicht, dass es schlecht ist, genauso wenig, wie wenn man eine schlechte Rezension bekommt. Trotzdem löst so etwas negative Gefühle in einem aus, und man muss wohl oder übel lernen, damit klarzukommen, wenn man etwas erreichen will.

Du hast in einem Interview gesagt, dass das Lesen und Schreiben für dich eine Art Alltagsflucht ist. Warum ist es dir wichtig, auf diese Art dem Alltag entfliehen zu können?
Schreiben ist für mich wie Fernsehen für andere – nur, dass ich eben die Kontrolle über das habe, was passiert. Ich kann mich in meine eigenen Welten flüchten und mich dort austoben, wie es mir gefällt. Oder Dinge aufarbeiten, die in meinem Leben passiert sind. Ich habe alle Freiheiten und kann das in vollen Zügen ausnutzen. Das macht es zu einem wundervollen Ausgleich zu meinem Alltag.

„Für mich ist es das schönste Gefühl, zu wissen, dass ich andere, auch wildfremde Menschen, mit meinen Geschichten mitreißen und berühren kann.“

Foto: Adobestock/BillionPhotos.com

In welcher Umgebung schreibst du am liebsten?
Am liebsten schreibe ich in meinem Arbeitszimmer auf dem Sofa. Wenn ich schreibe, muss ich unbedingt Musik auf den Ohren haben. Ich habe für alle möglichen Stimmungen und Manuskripte verschiedene Playlists erstellt, die dann beim Schreiben rauf und runter laufen. Wenn dann noch eine Tasse Tee neben mir steht und das Handy weit weg ist, sind die Voraussetzungen perfekt.

Wie schwer fällt es dir, aus deinen spannenden fiktiven Welten wieder in den Alltag zurückzukommen, beispielsweise nach einem langen produktiven Tag des Schreibens?
Es ist wirklich gar nicht mal so einfach! Auch da gibt es Parallelen zum Fernsehen. Wenn man gerade mitten in einer tollen Serie steckt, will man sie am Stück zu Ende schauen. Das habe ich auch manchmal beim Schreiben, wenn ich unbedingt noch das Kapitel beenden möchte und dafür alles andere schleifen lasse. Und in Gedanken ist ein Teil von mir eigentlich die ganze Zeit bei meinen Büchern. Ich glaube, meine Freunde und Familie haben sich inzwischen schon damit abgefunden, dass ich geistig immer an mehreren Orten gleichzeitig bin.

Träumst du von deinen Figuren? Sprichst du mit ihnen? Wie tief tauchst du in deine fiktiven Welten ein?
Früher des Öfteren, heute eher weniger. Meistens ist es so, dass ich einen spannenden Traum habe, der mich zu einem Buch inspiriert. Manchmal schlüpfe ich in die Rolle der Hauptperson, manchmal bin ich ein stiller Beobachter, und manchmal interagiere ich mit einigen der Figuren. Aber sobald ich anfange, aktiv an diesem Buch zu arbeiten, habe ich keine Träume mehr dazu. Das ist aber meistens auch gar nicht notwendig, weil ich mich dann ganz auf meine Recherche fokussiere, um in die Geschichte einzutauchen.

Für deinen aktuellen Roman hast du viel zum Osmanischen Reich und zu früheuropäischen und indianischen Mythen recherchiert. Was war das Interessanteste oder auch Überraschendste, auf das du bei deinen Recherchen gestoßen bist?
Besonders spannend war für mich die zeitliche Komponente meiner Recherche, allen voran die Frage: „Welche Technologien hatten sie im frühen 19. Jahrhundert überhaupt schon? Was gab es und was noch nicht?“ Die Technologien, mit denen wir aufwachsen, sind für uns so selbstverständlich, dass wir uns gar nicht fragen, seit wann es sie überhaupt gibt. Für mich war es interessant, zu verfolgen, welche Erfindungen nach und nach dazugekommen sind – beispielsweise, dass die Konservendose erst ein paar Jahre nach der Dampf-Lokomotive erfunden wurde.

Annies Lieblingsbücher:

1. „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins
2. „City of Bones“ von Cassandra Clare
3. „My Fight / Your Fight“, die Biographie der MMA-Kämpferin Ronda Rousey.

Foto: Adobestock/Filip Šimalčík

Was hat dich zu der Geschichte deines Debütromans inspiriert?
Ich denke, das war eine Mischung aus Traum und Recherche. Ich hatte einen spannenden Traum, den ich sofort aufgeschrieben und aus dem ich mir ein paar Sachen herausgepickt habe, die ich besonders interessant fand. Diese haben mich für das Setting inspiriert, das ans Osmanische Reich angelehnt ist. Allein durch meine Recherche zur Kultur und dem Alltag im Osmanischen Reich haben sich viele Ideen ergeben, was in meinem Buch noch alles passieren könnte. So haben sich mit der Zeit verschiedenste Puzzleteile zusammengefügt. 

Wer durfte dein Manuskript zuallererst lesen?
Meine beste Freundin, die mich schon seit über zehn Jahren begleitet und seit meinen ersten Schreibanfängen so ziemlich alles gelesen hat, was ich jemals fabriziert habe. Während ich in meine Autorenkarriere hineingewachsen bin, hat sie inzwischen Germanistik studiert und arbeitet heute passenderweise als Lektorin.

Wenn du einen Tag in der Welt von „Thron aus Sturm und Sternen“ verbringen dürftest, was würdest du alles machen wollen?
Ich würde auf jeden Fall mit der Eisenbahn einmal quer durchs Land fahren und dabei die schönsten Orte abklappern, einen Basar besuchen, in der Hauptstadt spazieren gehen … vorausgesetzt, das Reich befindet sich gerade nicht wieder mitten in einem Krieg.

Was ist das Besondere an deinem Buch, das es aus der großen Masse an Fantasy-Büchern herausstechen lässt?
Das wäre einerseits das orientalisch angehauchte Setting – die meisten Fantasy-Bücher spielen entweder in unserer Welt oder in einer mittelalterlichen Welt. Hier weicht mein Buch stark von der Norm ab. Außerdem legen die meisten Fantasy-Jugendbücher einen starken Fokus auf eine Liebesgeschichte, die bei mir aber nur am Rande vorkommt. Was meine Leser aber am meisten begeistert, sind die Seelentiere. Das sind magische Tiere, die auf ewig mit ihrem Partner verbunden sind und ihm besondere Kräfte verleihen können. Die verleihen dem Ganzen nochmal das besondere Etwas.

Ich glaube, meine Freunde und Familie haben sich inzwischen schon damit abgefunden, dass ich geistig immer an mehreren Orten gleichzeitig bin.“

Flammenherz, der zweite Teil von „Thron aus Sturm und Sternen“ erscheint am 26.03.2021 als E-Book.
Teil 1 wird im Zuge dessen zwei Wochen lang vergünstigt erhältlich sein.

Wie viele unveröffentlichte Manuskripte liegen noch in deiner Schublade?
Das ist eine sehr gute Frage! Es müssten zwischen 25 und 30 sein, wenn man alles einbezieht, was ich jemals geschrieben habe. Da sind aber locker zehn Manuskripte dabei, die aktuell nicht veröffentlichungsreif wären und die ich dringend überarbeiten oder neuschreiben müsste, bis sie ein Verlag zu Gesicht bekommen dürfte.

Die aktuelle Lage kann schon mal aufs Gemüt schlagen. Fällt dir das Schreiben jetzt in der Pandemie schwerer? Oder vielleicht sogar leichter, weil du jetzt noch weniger Ablenkung hast?
Teils, teils. Einerseits habe ich deutlich mehr Zeit als vorher und auch einen größeren Willen, mir diese Zeit zu nehmen, weil es im Lockdown sowieso nicht viel gibt, was man sonst machen kann. Woran es mir aber fehlt, ist Inspiration. Es hilft mir ungemein, kreativ zu sein, wenn ich selbst Dinge erlebe, mich von meinem eigenen Leben inspirieren lasse. Diese Möglichkeit ist aber zum großen Teil weggefallen. Ohne die Pandemie wäre ich letztes Jahr nicht annähernd so produktiv gewesen, aber ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn bald wieder Normalität einkehrt.

Träumst du davon, irgendwann nur noch vom Schreiben leben zu können?
Das wäre wirklich schön. Wenn man Bücher veröffentlicht, muss man aber aufpassen, seine Ziele nicht zu hoch zu stecken. Nicht viele von uns können vom Schreiben leben, ohne zusätzlich von der Familie oder dem Partner finanziell „mitgetragen“ zu werden. Ich mag die Vorstellung, mit dem Schreiben genug zu verdienen, dass ich es mir leisten könnte, keinen zweiten Job zu haben, aber ich habe es auch nicht eilig. Gerade eben schließe ich mein Studium ab und freue mich darauf, dann auch in einem dazu passenden Beruf arbeiten zu können.

Annie, vielen Dank für die interessanten Einblicke und alles Gute für deinen weiteren Weg!

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