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„Fotografie grenzt für mich an Magie“
Germaine Nassal hat in der Fotografie ihr Berufsglück gefunden. Die Ingolstädterin hat ein Auge für die kleinen magischen Momente. Sie macht sie sichtbar und hält sie für die Ewigkeit fest. Wir wollten mehr über ihre Arbeit und ihre große Leidenschaft erfahren. Im espresso-Interview spricht Germaine über ihren Weg zur Fotografie, erklärt, was für sie ein perfektes Foto ausmacht und erzählt von ihrer großen Arktis-Reise, auf der einige ihrer Lieblingsbilder entstanden sind.
Germaine, weißt du noch, welche deine erste Kamera war?
Meine erste eigene Kamera war eine Nikon D300. Ich kaufte sie mir erst, als ich die Ausbildung zur Fotografin begann. Vorher benutzte ich einfach Kameras, die ich mir in meinem Umfeld auslieh, wie zum Beispiel von meinem Stiefvater.
Wie sah dein Start in den Beruf als Fotografin genau aus?
Ich war damals an einem recht planlosen Punkt in meinem Leben angelangt und wusste nicht so recht, was ich mit mir und meiner Zukunft anstellen sollte. In der Zeitung – ja, damals hat man tatsächlich noch die Zeitungen durchforstet – entdeckte ich dann eine Anzeige für eine Stellenausschreibung zur Fotografin. Dort bewarb ich mich und nach kurzer Probezeit durfte ich die Ausbildung beim Ingolstädter Fotostudio „Foto Weinretter“ beginnen.
Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen?
Einen richtigen Alltag gibt es in unserem Job nicht, was diesen Beruf für mich aber umso interessanter macht. An einem Tag erstellst du Imagebilder für ein Autohaus, am nächsten Tag machst du Fotos für eine Fusspflegerin und am Tag darauf stehst du wieder als Konzertfotografin vor der Bühne und fotografierst Sido. Es schleicht sich niemals Routine ein und das macht es so spannend.
„Dieser Beruf erlaubt es mir, meinen Träumen Raum zu geben, weil mir keine Grenzen gesetzt sind“
Hast du mit der Fotografie deinen Traumberuf gefunden?
Germaine: Absolut. Die Fotografie ist abwechslungsreich und du weißt nie, was am nächsten Tag passiert oder wer dir begegnet. Ich habe viel mit interessanten Leuten zu tun und erlebe Dinge, die ich in einem Bürojob niemals erleben würde. Dieser Beruf erlaubt es mir meinen Träumen Raum zu geben, weil mir keine Grenzen gesetzt werden und das Leben ist umso viel bunter, wenn man Träume hat.
Was bedeutet Fotografie für dich?
Fotos hatten schon immer eine Faszination auf mich. Die Möglichkeit, einen besonderen Moment einzufangen und für andere sichtbar zu machen, grenzt für mich nach wie vor an Magie und verliert trotz der Jahre ihren Zauber nicht.
Welche Motive fotografierst du am liebsten?
Das hängt ganz von meinen Möglichkeiten ab. Ich lege mich sehr ungern fest. In den letzten zwei Jahren habe ich mich in die Konzertfotografie verliebt, was wahrscheinlich auf meine eigenen, musikalischen Wurzeln zurückzuführen ist. Könnte ich mir, zumindest für diesen Moment, aussuchen, was ich in den nächsten Jahren fotografieren darf, so würde ich am liebsten die Welt entdecken und Menschen, Tiere und Landschaften fotografieren.
Hast du ein Lieblingsbild, auf das du besonders stolz bist?
Ich habe nicht „das Eine“ Lieblingsbild. Jedes Bild hat eine andere Geschichte. Aber wenn ich mich auf eine Serie von Bildern festlegen müsste, die mich besonders geprägt haben, wären das sicherlich die Fotos, die ich auf meiner Reise durch die Arktis machen durfte.
Wie kam es zu dieser Arktis-Reise?
Eine gute Freundin von mir hatte die Reise gebucht und mich gefragt, ob ich nicht mitkommen wolle, um diese Reise fotografisch festzuhalten. Ich hatte vorher ehrlich gesagt, nicht viel über die Arktis nachgedacht, da dieses Thema so weit von meiner eigenen kleinen Welt entfernt war. Allerdings hat mich diese Reise in meinem Denken stark geprägt und mir nachhaltig die Augen geöffnet.
„Die Stille dort ist fast greifbar“
Wie kann man sich eine solche Reise genau vorstellen?
Es ist fast unmöglich, diese Reise in Worte zu fassen. Wir sind über mehrere Wochen mit einem Expeditionsschiff über hunderte von Kilometern durch die Arktis gefahren. Dieser Teil der Welt ist noch so unberührt und rein. Die Stille dort ist fast greifbar und selbst die Farben und das Licht sehen anders aus.
Welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Ich werde niemals den Moment vergessen, als wir das erste Mal ins tiefe Packeis gefahren sind, so weit, bis es nicht mehr weiter ging. Die massiven Eisplatten brachen sich am Bug des Schiffes, erzeugten damit ein unheimliches Krachen und ließen das ganze Schiff erzittern. Ich stand stundenlang draußen an der Reling und habe alles in mich aufgesogen. Ich konnte mich nicht sattsehen an dieser fremden, andersartigen Welt.
Welche Erkenntnisse hast du von der Reise für dich persönlich mitgenommen?
Ich habe erkannt, dass es so viel mehr gibt, als die eigene, kleine Welt. Diese Reise hat meinen Horizont maßgeblich erweitert. Ich habe erkannt, dass man sich selbst und die nichtigen Probleme und Gedanken, die man so alltäglich mit sich herumschleppt, nicht so wichtig nehmen sollte und erkennen, dass man nicht nur für sich selbst Verantwortung trägt.
Was ist dein nächstes großes Traumziel?
Wenn sich die Lage wieder etwas entspannt hat, gibt es unzählige Orte, die ich gerne besuchen und fotografieren möchte. Wie bereits erwähnt, ist der ganz große Traum die Antarktis. Jedoch gibt es noch so viel mehr, was die Welt zu bieten hat. z.B. die Galapagos-Inseln, Latein-Amerika, den Amazonas oder Vietnam.
Hast du auch andere Leidenschaften abseits der Fotografie?
Ich glaube, da kann ich mich glücklich schätzen, weil ich ein sehr begeisterungsfähiger Mensch bin. Es ist unglaublich wichtig, Leidenschaften für sich zu entdecken. Eine meiner großen Leidenschaften war eh und je die Musik. Neben dem Gesang, spiele ich einige Instrumente und die Musik ist eine tolles Ventil, wenn der Druck mal zu groß wird. Zudem hatte ich schon immer ein Faible für das Schreiben im Allgemeinen.
Gibt es einen Menschen, den du am liebsten einmal fotografieren würdest?
Ich habe keinen speziellen Menschen, der mir auf Anhieb einfällt. Es gibt so viele faszinierende und eindrückliche Persönlichkeiten, die unsere Welt auf ihre ganz bestimmte Art und Weise bereichern.
Ich fotografiere gerne Menschen, die etwas bewegen.
Germaine, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere tolle Fotos findet ihr auf Germaines Instagram-Account. Einfach hier klicken.
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