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Fußball statt Handys, Kühlschränken und Fernsehern

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Fußball statt Handys, Kühlschränken und Fernsehern

Fotos und Text: Sabine Kaczynski

Ex-MediaSaturn-Manager Manuel Sternisa ist neuer Geschäftsführer beim FC Ingolstadt 04.

Nach einer gefühlten Ewigkeit fand beim FC Ingolstadt 04 wieder eine „echte“ statt einer virtuellen Pressekonferenz statt. Anlass war die Vorstellung des neuen Geschäftsführers der Schanzer, Manuel Sternisa. Natürlich war der Termin ein bisschen anders als üblich, wie fast alles in Coronazeiten: Location war nicht der Presseraum, sondern die Audi Event Box, man saß an Einzeltischen mit Stühlen und gebotenem Abstand, inclusive Handdesinfektion, Kontaktdatenerfassung und Maskenpflicht bis zum Sitzplatz. Ein gutes Dutzend Medienvertreter waren gekommen, um den Nachfolger von Franz Spitzauer kennenzulernen.

Zur markanten Glatze trägt „der Neue“ eine blaue Freizeithose, helles Hemd und weiße Sneaker, er ist gut gelaunt und kommt sehr sympathisch rüber. Begleitet wird er vom Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Wagener, der ein bisschen gehandicapt ist: „Ich habe einen Weisheitszahn gezogen bekommen, deshalb sehe ich nicht nur aus wie ein Hamster, sondern nuschle auch wie ein Hamster“, beginnt er die PK und berichtet von der Entscheidungsfindung des Vereins bezüglich eines neuen Geschäftsführers. Nach vielen Gesprächen mit externen Bewerbern entschied man sich letztlich doch für eine regionale Lösung: „Diese Manager hatten alle eines gemeinsam: Sie waren schon überall. Wir wollten aber eine Verbundenheit zu unserer Stadt. Also haben wir im eigenen Umfeld gesucht.“ Gefunden hat man schließlich den 46-jährigen Manuel Sternisa: „Da passte alles: die Erfahrung als Manager, die Vergangenheit als Sportler, die regionale Verwurzelung, Power und Ehrgeiz“, lobt Wagener und flachst: „Jetzt sitzen wir hier wie in einer frischen Ehe.“

Aufsichtsratsvorsitzender Martin Wagener (l.) und Geschäftsführer Manuel Sternisa (r.)
Und wer ist nun dieser Manuel Sternisa? Er ist nicht nur in Ingolstadt geboren, sondern auch ein ehemaliger MTV-, ESV- und sogar FC Ingolstadt-Spieler und blickt auf eine langjährige Berufserfahrung als Chefjurist bei MediaSaturn zurück. Zudem schaute er sich gerade nach einer neuen Herausforderung um. Ein Zufall, der beiden Vertragspartnern direkt in die Karten spielte: „Ich bin sehr dankbar, dass man mir das Vertrauen schenkt, diese sehr verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen“, sagt der Familienvater. „Das Business ist für mich zwar neu, weil Handys, Kühlschränke und Fernseher natürlich was anderes sind als Fußball. Dennoch kann man in vielen Managementbereichen Dinge übertragen. Meine Führungserfahrung und der Blick für die großen Ziele gehören dazu, zudem kann ich als Außenstehender neue Impulse setzen und werde Dinge kritisch hinterfragen.“

Ausschlaggebend für seine Zusage waren für Manuel Sternisa drei Dinge: seine Leidenschaft für die Sportart, auch wenn es „nur“ um eine administrative Tätigkeit geht: „Meinem siebenjährigen Sohn musste ich erst erklären, dass ich nicht jeden Tag zum FCI gehe, um Fußball zu spielen“, schmunzelt der Ingolstädter. Reizvoll sei zudem, vom Global Player MediaSaturn zu einem kleinen Unternehmen zu wechseln, das „ein Stückweit Start-up-Mentalität“ besitze: „Ich habe die Hoffnung, dass man hier schneller Sachen bewegen und umsetzen kann als in einem großen Konzern.“ Über allem stand aber der Verein, die Stadt und die Region: „Es geht mir das Herz auf, dass ich nun mitwirken kann, einen Verein zu gestalten, mit dem man sich identifizieren kann.“

Sein erster Eindruck nach ein paar Tagen ist noch besser als erwartet. „Ich merke in allen Gesprächen, dass die Leute für den FCI brennen. Die Trauer über die knappen Ergebnisse der letzten Saison haben sich bereits in eine ,Jetzt-erst-recht-Reaktion‘ gewandelt“, freut sich der neue Geschäftsführer.

Weniger schön ist, dass sich Manuel Sternisa in Coronazeiten auch mit Themen wie Hygienekonzepte und Rahmenbedingungen für Training, Spiele und auch die Rückkehr der Zuschauer herumschlagen muss, um die er sich in „normalen“ Saisons nicht hätte kümmern müssen. „Wir müssen höchst flexibel sein. Als Jurist bin ich es aber gewohnt, alle Szenarien durchzuspielen“, sagt der 46-Jährige, der seinen FCI natürlich so schnell wie möglich wieder vor Fan-Kulisse agieren lassen will. Seine persönliche Verbindung zum Verein ist übrigens nach seiner aktiven Zeit nie ganz abgerissen, wie er sagt. Nicht nur als Fan, sondern auch im Ü40-Team blieb er den Schanzern erhalten.

Dass der neue Geschäftsführer ein waschechter Ingolstädter ist, passt zur weiterhin regionalen Ausrichtung des Clubs, die keine „Eintagsfliege“ ist, wie Aufsichtsrat Wagener betont: „Wir leisten uns ein sehr kostenintensives Nachwuchsleistungszentrum, wir bleiben regional – das wird sich auf allen Ebenen fortsetzen.“ Dabei müsse man aber für die jeweiligen Ziele die richtige Balance finden und zwischen Vereinsstruktur und Spielerkader unterscheiden, meint Sternisa: „Wenn man bei Mitarbeitern und Management kompetente Leute aus der Region findet, ist das die beste Wahl. Ganz anders sieht es auf sportlicher Ebene aus. Hier wird es nicht möglich sein, alle Spieler in der Umgebung zu finden, sondern man muss extern auffüllen.“

Und welche Ziele hat sich der Neu-Schanzer nun mit dem FCI gesteckt? Die geplante, nachhaltige Rückkehr in die 2. Liga steht natürlich ganz oben auf der Agenda von Manuel Sternisa. Zudem möchte er die Identifikation der Menschen aus der Region mit dem Verein noch weiter steigern und bezüglich der FCI-Fankultur zu den bayerischen Traditions-Clubs aufschließen.

The Challenger

Seit der Gründung des Vereins vor 20 Jahren ist Peter Jackwerth Präsident des FC Ingolstadt – nun fordert ihn der ehemalige National- und Bundesligaspieler Christian Träsch heraus. Seine Ziele: die Schanzer in die 2. Bundesliga führen und wieder eine Identifikation der Stadt und der Bevölkerung mit dem Verein schaffen.

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