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„Geschmack ist etwas Einzigartiges“
Scarlett und Jonas brennen für gutes Essen. Anfang 2020 hat sich das sympathische Pärchen mit dem Food-Start-up gutzeit. selbstständig gemacht. Auf ihrem Blog und auf Instagram veröffentlichen sie regelmäßig ihre Lieblingsrezepte zum Nachkochen. Außerdem geben sie Workshops, organisieren Caterings und veranstalten sogenannte OfOs, Abendessen ohne feste Ordnung, bei denen sie ihre Rolle als Gastgeber voll ausleben können. Im Interview verraten uns Scarlett und Jonas mehr über ihren Weg in die Selbstständigkeit, ihre Liebe zu gutem Essen und ihre Inspirationsquellen.
ESPRESSO: Scarlett und Jonas, euer Start-up heißt gutzeit. Wie kam es zu dem Namen?
SCARLETT: Wir wollten etwas kurzes, simples und einprägsames, etwas, das gut klingt, aber gleichzeitig unsere Leidenschaft und Überzeugungen trägt und vermittelt. Jonas ist dann irgendwann einfach mit der nicht ganz herkömmlichen Wortkombi „gutzeit“ um die Ecke gekommen und ich hab’s sofort geliebt! Denn genau darum geht es uns bei dem was wir tun, Menschen eine gute Zeit zu verschaffen und gemeinsam zu erleben.
ESPRESSO: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euer eigenes Unternehmen zu gründen?
JONAS: Für mich war das eigentlich schon immer mein Traum und ein langfristiges Ziel. Und zusammen haben wir gemerkt, dass wir für die gleichen Dinge brennen und da einige Ideen haben, die wir unbedingt gemeinsam ausprobieren möchten.
ESPRESSO: Neben Catering und Workshops bietet ihr sogenannte OfOs an, Abendessen ohne feste Ordnung. Wie läuft ein solcher Abend ab?
SCARLETT: Für uns ist dabei eigentlich das Wichtigste, dass auch hier ganz viel von unserer Überzeugung drinsteckt. Für viele ist so ein mehrgängiges Menü mit Weinbegleitung heute etwas eher steifes, piekfeines. Etwas, das man mit hochförmlich ausgedrückten Speiseabfolgen verbindet, bei denen man die Hälfte ohnehin nicht versteht. Und das ist schade! Denn Geschmack und das gemeinsame Erleben davon ist etwas Einzigartiges, das verbindet! Und genau das bekommt man bei unserer „OfO“! Einen Abend, bei dem Gastfreundschaft, das Produkt und dessen Verarbeitung sowie Geschmack im Mittelpunkt stehen. Es geht uns darum, unseren Gästen ein besonderes Erlebnis zu schaffen, neue Anreize zu setzen und ihnen auch über das Essen auf dem Teller hinaus mitzugeben. Eben darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben!
ESPRESSO: Seit wann könnt ihr euch für das Kochen begeistern? Gab es einen prägenden Moment, der euch auf den Weg gebracht hat, auf dem ihr heute seid?
JONAS: Schon in meiner Kindheit haben immer alle gesagt: Der Jonas, der sollte mal Koch werden. Und spätestens als mich meine amerikanische Austauschfamilie direkt auf Käsespätzle-Tour durch ihre Bekanntschaft geschickt hat, nachdem ich einen Abend für sie gekocht hatte, war es mir dann auch klar. Zwei Jahre später hat meine Lehre zum Koch angefangen.
SCARLETT: Bei mir fing das tatsächlich während des Studiums an, als wir uns damals entgegen dem Klischee vom Studenten und der TK-Pizza mit großer Freude zu gemeinsamen Kochabenden verabredeten. Dabei ist mir persönlich jede Hemmung verloren gegangen, dass ein Rezept „zu schwierig“ sein könnte. Einfach ausprobieren und dabei Spaß haben. Meist schmeckt’s auch, wenn es nicht genauso aussieht wie im Rezept!
food art
ESPRESSO: Welche Bedeutung hat Essen und Kulinarik für euch?
SCARLETT: Definitiv einer der wichtigsten Punkte in unserem Alltag – ohne geht nicht! Für uns ist und bleibt es etwas, das Menschen verbindet und zusammenbringt! Ob gemeinsames Kochen, ausgelassen Essengehen mit Freunden oder das Ausrichten von Veranstaltungen mit tollen Gästen und Gesprächen. Alles Dinge die uns gerade jetzt besonders fehlen!
ESPRESSO: Euer absolutes Lieblingsrezept?
SCARLETT: Puh – das ist jetzt die klassische Frage, auf die wir eigentlich nie so richtig antworten können! Das eine Lieblingsrezept gibt es bei uns tatsächlich nicht. Vermutlich sind es viel mehr verschiedene Rezepte, die wir mit bestimmten Stimmungen oder Erinnerungen verbinden, auf die man immer wieder Lust hat! Aber auch das wechselt ehrlicher Weise immer wieder! Ich liebe zum Beispiel zurzeit ein klassisches – von Jonas gemachtes – Hühnerfrikassee!
JONAS: Und ich habe beim Besuch der Schwiegereltern drei Tage Grünkohl mit Pinkel und Kartoffeln gegessen, weil ich einfach Bock darauf hatte und bei dem Wetter über Weihnachten hat das perfekt gepasst.
ESPRESSO: Eine Zutat, ein Gewürz, das in Eurer Küche nicht mehr fehlen darf?
JONAS: Gewürze und Geschmäcker gibt es haufenweise. Wichtig ist der Einkauf und wie ihr es kombiniert. Ich rate Jedem, der zuhause gerne kocht, die verschiedenen Geschmacksrichtungen in seinen Gerichten einzubauen: Salzig, Süß, Sauer, Bitter und Umami (Herzhaft).
Dabei aber nicht alles gleich zusammenhauen und abschmecken, sondern jeder Komponente auf dem Teller einer Geschmacksrichtung oder Gruppe widmen. So kann man beim Essen mit jeder Gabel eine neue Komposition zusammenbauen und es schmeckt nicht alles gleich. Das macht es spannend und abwechslungsreich für die Zunge.
food love
Scarlett
BWL-Studium in Köln
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Danach war klar: Events, Projekte mit ganz viel Liebe für Details und große Teamarbeit müssen es irgendwie bleiben
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Erste Arbeitserfahrungen in Kölner Start-ups und Agenturen
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seit rund 6 Jahren bei Audi verantwortlich für internationale Events
Jonas
Koch mit Leib und Seele
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Ausbildung im damals einzigen Sterne-Restaurant und Slowfood-Betrieb Deutschlands nahe seiner Heimat in Bad Mergentheim
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Weitere Jahre in der höheren Sternegastronomie in Deutschland
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Anschließend internationale Eventcaterings mit dem aktuellen Arbeitgeber
ESPRESSO: Gibt es einen kulinarischen Trend, den ihr gerade sehr interessant findet?
JONAS: Ist jetzt vielleicht kein klassischer Kulinarik-Trend, wie z.B. das „Avocado-Brot“, aber wir freuen uns wahnsinnig zu beobachten, dass ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln gerade immer wichtiger wird. Wir alle beschäftigen uns wieder intensiver damit, wo unsere Produkte herkommen und ob, beziehungsweise wie, sie verändert wurden.
ESPRESSO: Was darf bei euch auf keinen Fall auf den Teller kommen?
JONAS: Lebensmittel, bei denen der Preis eine nachhaltige bzw. tiergerechte Zucht, Haltung und Verarbeitung ausschließt. Gute Produkte kosten Kohle und das ist auch gut so.
ESPRESSO: Euer Lieblingsrestaurant in Ingolstadt?
SCARLETT: Für uns gibt es eigentlich ein Lieblingsrestaurant für jeden Anlass oder jedes kulinarische Bedürfnis. Ähnlich wie bei einem Lieblingsgericht können und wollen wir uns da gar nicht so festlegen. Wenn uns das Fernweh plagt, ist zum Beispiel Muang Thai immer unsere Wahl. Für Pizza geht es in die LaPizzeria und für einen richtig geselligen Abend mit Freunden sitzen wir meist bei Christian und seinem Team im DaGino. Aber ehrlich gesagt könnten wir jetzt auch lange weitermachen und für tollen Burger das Golden und den Postwagen erwähnen und und und…. Ingolstadt hat viele, tolle gastronomische Betriebe und wir drücken allen die Daumen, dass wir die Pandemie bald überstanden haben.
ESPRESSO: Worauf legt ihr beim Kochen Wert?
JONAS: Wir achten darauf, überwiegend regionale und vor allem auch saisonal verfügbare Produkte zu verwenden. Ganz besonders wichtig ist uns dabei auch immer die Qualität der Produkte. Es hilft nichts auf Teufel komm raus ein Produkt verwenden zu wollen, das erst 4 Wochen um die Welt geschifft oder geflogen werden muss, bevor es bei uns auf dem Teller landet. Denn neben den ganz grundlegenden Aspekten wie Nachhaltigkeit leidet hier häufig am meisten die Qualität des Produktes.
ESPRESSO: Eure Rezepte sind inspiriert von euren Reisen. Wo wart ihr schon überall und wo hat es euch am allerbesten geschmeckt?
SCARLETT: Kulinarisch betrachtet waren wir bisher wohl am meisten in Asien und Lateinamerika unterwegs und haben dort auch super viel ausprobiert. Es ist schwer zu sagen, wo es am besten geschmeckt hat, weil jedes Land, für sich einfach wahnsinnig inspirierend ist und man am liebsten alles aufsaugen und ausprobieren möchte, was die jeweilige Küche zu bieten hat. Wenn man sich jetzt für seinen Lebtag für eine entscheiden müsste, würde meine Wahl aber definitiv auf eine der asiatischen Küchen fallen, weil sie einfach so wahnsinnig vielfältig und abwechslungsreich sind.
ESPRESSO: Welches Land würdet ihr gerne noch erkunden?
SCARLETT: Auf der Bucket-list ganz oben stehen definitiv Israel und viele Länder im Osten Europas!
ESPRESSO: Abgesehen von den Reisen, wo sammelt ihr sonst gerne Inspirationen für eure Rezepte?
JONAS: Eigentlich überall. In einer Welt – vor Corona – ganz viel bei gemeinsamen Restaurantbesuchen. Wir lieben es neue Städte, Restaurants und Konzepte auszuprobieren und uns dabei inspirieren zu lassen. Wir probieren aber auch einfach super viel zu Hause aus, wenn uns etwas in den Kopf kommt. Genauso aber auch über den Austausch mit Freunden und Bekannten und deren Familien.
ESPRESSO: Der Startschuss für gutzeit. fiel Anfang 2020, pünktlich zu Corona. Ist euch der Start von gutzeit. dadurch erschwert worden?
SCARLETT: Ja und nein.
Nein, weil der erste Lockdown auf jeden Fall dafür gesorgt hat, dass wir so richtig losgelegt haben und die Dinge, die bis dahin nur gemeinsame Träume, Gespräche und Planungen waren, einfach ausprobiert haben.
Ja, weil die anhaltende Situation natürlich auch bei uns gerade für gezwungene Pausen sorgt. Wir können seit Oktober keine Events umsetzen und vorerst auch keine für die nähere Zukunft planen. Und das kann natürlich auch frustrierend sein,wenn man gerade in den Startlöchern steht und viele Ideen in einem brennen, die ausprobiert werden möchten. Jetzt heißt es eben einfach zuversichtlich, dankbar und geduldig bleiben.
Wir drücken jetzt an erster Stelle auch all denjenigen die Daumen, die von den anhaltenden Einschränkungen viel massiver betroffen sind. Gegenseitiger Support, wo auch nur irgends möglich, ist in diesen Tagen in unseren Augen super wichtig und für uns auch ein Zeichen von „gemeinsam“, damit eine gute Zeit eben auch weiter möglich bleibt.
Scarlett und Jonas, vielen Dank für das Interview.
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