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„Ich wollte schon früh in meiner Jugend einen eigenen Laden“
Miriam Popov macht gerne ihr eigenes Ding. Das war schon immer so. Wenn sie etwas langweilt, erfindet sie sich neu und krempelt ihr Leben um. Heute ist sie Inhaberin des Conceptstores m.ART. Ob das morgen auch noch so ist, darauf würde sie sich niemals festlegen wollen. Über eine Frau, die sich traut, auch mal ganz neue Wege einzuschlagen.
Bei einem klassischen Bewerbungsgespräch wäre es recht schwer, Miriam Popovs Lebenslauf zu erklären. Miriam ist einfach nicht der Typ für einen geradlinigen Berufsweg. Sie macht das, was ihr Spaß macht. Und wenn es keinen Spaß mehr macht, entscheidet sie sich für einen harten Cut und probiert etwas ganz Neues aus.
Dabei macht sie alles mit Herzblut und immer 100 Prozent Einsatz. Ihr aktuelles Herzensprojekt ist der eigene Conceptstore m.ART, den sie seit 2019 in der Ingolstädter Altstadt betreibt. Hier verkauft sie allerlei Selbstgemachtes wie Gemälde, Zeichnungen, handkalligraphierte Karten und Tassen sowie Fashion- und Interieurprodukte, Schmuck und Bad-Kosmetik von Start-ups und kleinen Labels. Miriam ist eine echte Macherin. Das zeigt sich schon in der Kindheit. „Ich habe schon super früh angefangen zu arbeiten“, erzählt sie. Mit 13 beginnt sie, an Weihnachten beim Müller Geschenke zu verpacken. Ihr Vater ist Unternehmer, das Thema Arbeit spielt dadurch automatisch schon früh eine Rolle ihrem Leben.
„Man lernt anzupacken“
Nach dem Gymnasium führt sie ihr Weg nach München. Miriam will Köchin werden. „Ich wollte einfach keinen Bürojob. Zwei Stunden am Stück sitzen ist nicht mein Ding“, lacht sie. Sie macht ihre Ausbildung im Hotel Prinzregent am Münchner Messegelände. Die Ausbildung in der gehobenen Küche ist kräftezehrend. So kräftezehrend, dass Miriam einmal den Ausbildungsplatz wechseln muss. Trotzdem ist sie bis heute dankbar für das, was sie aus dieser Zeit mitnehmen durfte: Disziplin, Fleiß, einen gewissen Arbeitsethos, der sich tief in Miriams DNA verankert hat. „Man lernt dort unglaublich gut, die Ärmel hochzukrempeln und einfach anzupacken.“
Nach der Ausbildung muss ein anderer Job her. In der Gastronomie sieht Miriam keine Zukunft für sich. Sie hätte als gelernte Köchin 900 Euro netto verdient. So groß ist ihre Liebe zum Kochen dann doch nicht. Also packt sie ihre Sachen und kehrt zurück nach Ingolstadt, wo sie in der Automobilindustrie eine neue Heimat findet. Sie fängt als Aushilfskraft an, bildet sich stetig weiter, macht eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin. Über die Jahre darf sie neue Bereiche ausprobieren, arbeitet im Vertrieb, als Personalerin, wird Abteilungsleiterin und leitet schließlich sogar eine ganze Firma.
Nach 10 Jahren fühlt sie sich nicht mehr wohl in ihrem Job. Neben der Arbeit hat sie sich bereits ein zweites kleines Standbein aufgebaut. Seit 2016 macht sie kreative Auftragsarbeiten, entwirft Karten für Arbeitskollegen, gibt Workshops im Handlettering.
Die Kreativität zieht sich wie ein roter Faden durch Miriams Leben. „Ich male und zeichne schon immer gerne“, verrät sie. „Ich bin extra aufs Gnadenthal-Gymnasium gegangen, weil ich malen und Musik machen wollte.“ Schon in ihrer Schulzeit lernt sie Kalligraphie. Und sie hört nie auf zu lernen. Das Kreative bleibt ihr Hobby, begleitet sie in ihrem Leben.
Ein Traum wird wahr
„Ich wollte schon ganz früh in meiner Jugend einen Laden haben. Gewünscht habe ich mir immer ein Café, in dem man sich gleichzeitig auch kreativ ausleben kann.“ Jetzt ist die Zeit gekommen, den Traum wahr werden zu lassen. Weil sie keine halben Sachen macht, bereitet sie sich zielstrebig auf die Selbstständigkeit vor. Sie beginnt ein BWL-Studium, lernt das wirtschaftliche Denken und eignet sich unternehmerische Fähigkeiten an. Die Gründungszeit kostet viel Kraft. Miriam arbeitet anfangs noch Teilzeit in ihrem Bürojob. Am Nachmittag betreibt sie ihren Laden und am Abend ist Zeit für Buchhaltung und Studium. Für Miriam selbstverständlich: „Wer alles nur halbscharig macht, bekommt auch nur ein halbschariges Ergebnis.“
Heute kann sie sich voll und ganz auf ihren Laden konzentrieren. Der Bachelor ist in der Tasche, die Gründung geglückt. Primär verkauft sie ihr eigenes Sortiment. Dazu gesellen sich die Produkte anderer Selbstständiger wie zum Beispiel Keramikschmuck von einem Berliner Start-up, Kerzen von einer selbstständigen Kriminalpolizistin und Seifen aus einer Erfurter Manufaktur.
Eine feine Auswahl
Miriam achtet bei der Zusammenstellung ihres Sortiments vor allem auf zwei Punkte: Qualität und Nachhaltigkeit. „Es gibt hier keinen Billigramsch.“ Da sie ihre Bachelorarbeit über nachhaltige Papierproduktion geschrieben hat, kennt sie sich mit den Materialien aus. Sie achtet auf Zertifizierungen und darauf, dass in der Produktionskette ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt eingehalten wird. „Kerzen sind zum Beispiel ein großes Thema“, erklärt Miriam. „Paraffinkerzen würde ich niemals anbieten, weil Paraffin ein Abfallprodukt aus der Erdölindustrie ist.“
Wer Miriam bei Instagram folgt, weiß wie viel Herzblut sie in ihren Job steckt. Täglich postet sie Storys, hält ihre Follower und Kunden immer auf dem neuesten Stand und erklärt ganz transparent ihre Waren. Corona hat auch sie schwer getroffen, aber Miriam war durch ihre Onlinepräsenz besser auf die Pandemie vorbereitet als manch anderer.
Auch wenn ihr die Anpassung an die Pandemie gelungen ist, bleibt für sie ein Wermutstropfen: „Ich vermisse den persönlichen Kontakt zu den Kunden. Zu sehen, wie den Leuten etwas gefällt, wie die Sachen bei ihnen ankommen“, sagt Miriam. Sie freut sich schon sehr auf den Moment, wenn wieder die ersten Kunden bei ihr durch den Laden streifen und sie mit Rat und Tat zur Seite stehen darf.
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