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„In der Küche ist alles erlaubt“
Interview mit Lisa Bast und Lilly Jarrett vom Food-Start-up LisaLi
Lisa Bast und Lilly Jarrett lieben gutes Essen über alles. 2020 machten sie ihre gemeinsame Leidenschaft zum Beruf: LisaLi wurde gegründet. Mit ihrem Start-up geben sie Kochworkshops, veranstalten Menüabende und bieten Catering für verschiedene Anlässe an. Im espresso-Interview gestatten uns die beiden jungen Frauen einen Blick hinter die Kulissen.
Lisa und Lilly, erzählt doch bitte mal, wie ihr euch kennengelernt habt und wie die Idee entstanden ist, gemeinsam ein eigenes Start-up auf die Beine zu stellen.
2019 haben wir gemeinsam als Nebenjob in der Küche des District V gekocht und uns so kennengelernt. Irgendwann kam das Thema „Menüabende“ auf. Ein Koch hier aus der Region veranstaltete eine tolle Eventreihe zusammen mit den Jungs vom District V und dem Weinhandel Elfgrad, bei dem wir regelmäßig mithalfen. Als dann die Idee aufkam, dass wir auch mal unseren eigenen Menüabend veranstalten könnten, waren wir sofort dabei, weil wir beide leidenschaftlich gerne kochen. Das Ganze kam dann wirklich gut an und die Nachfragen danach, ob wir solche Abende auch in einem kleineren, privaten Kreis anbieten oder auch ein Catering liefern könnten, war groß. Das war der ausschlaggebende Grund dafür, dass wir im Frühjahr 2020 angefangen haben, darüber zu sprechen eine Firma zu gründen und wohin die Reise gehen könnte. Die Pläne wurden immer konkreter, durch den Beginn der Covid-19-Pandemie aber leider kurz pausiert. Letzten Endes haben wir uns dann aber doch im Juni letzten Jahres dazu entschlossen zu gründen und bereuen es bis jetzt keine Sekunde!
Wer übernimmt bei euch welche Rolle im Team?
Wir sind beide bei so ziemlich allen Prozessen in unserer Firma aktiv, dennoch gibt es Aufgaben, die die jeweils andere eher übernimmt. Lisa kümmert sich beispielsweise um unsere Buchhaltung und Lilly um die kreativen Prozesse beim Marketing und unseren Socialmedia-Kanälen. Lisa ist vielleicht der strukturierte Part und Lilly eher der kreative Kopf, wobei wir gerade dadurch beide sehr gut als Team funktionieren und arbeiten. Wir sind beide sehr aufgaben- und zielorientiert und haben trotzdem immer wieder neue kreative Ansätze und Ideen. Generell sind wir sehr froh darüber, dass wir uns so gut ergänzen und uns bei grundlegenden Entscheidungen immer einig sind. Wir müssen oft schmunzeln, wenn wir wieder beide gleichzeitig dieselbe Idee haben!
Seit wann könnt ihr euch schon für das Kochen begeistern?
Lilly: Ich habe schon als Kind sehr gerne gekocht und zum Glück auch Eltern gehabt, die mich immer haben machen lassen. Natürlich als Kind noch mit der Betreuung durch einen Elternteil, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich schon als kleines Kind „mitschnibbeln“ oder zum Beispiel mal einen Kuchen backen durfte. Als Teenager habe ich mich dann sehr für Ernährung und Lebensmittel an sich interessiert und immer gerne selber gekocht, vor allem für Freunde und Familie. Die Liebe zum Produkt, zum Kochen und Backen und dem ganzen Prozess an sich war einfach schon immer da. Als ich dann 2015 angefangen habe in der Gastronomie zu arbeiten, hat sich das noch weiter verstärkt und das Kochen ist für mich nicht mehr aus meinem Alltag wegzudenken.
Lisa: Auch ich hab schon von klein auf gerne gekocht und wollte in der Küche immer mithelfen. Bei Oma war es immer ein Paradies, weil da alles erlaubt war, ganz egal wie viel Mehl oder Soße auf dem Boden gelandet ist. Das Ganze hat sich dann immer weiterentwickelt von einfachen, klassischen Gerichten hin zu ausgefalleneren Sachen oder dem ganzen Weihnachtsmenü für die Familie – einen Tag ohne Kochen gibt es bei mir nicht. Mir macht es einfach richtig viel Spaß, für andere zu kochen, ganz egal ob für Freunde, die Familie oder auch für die Gäste im District V oder eben jetzt bei LisaLi. Positives Feedback und glückliche Gesichter sind dann auf jeden Fall auch jede Anstrengung wert!
„Wir sind sehr froh darüber, dass wir uns so gut ergänzen und uns bei grundlegenden Entscheidungen immer einig sind. “
Welche Bedeutung hat Essen und Kulinarik für euch?
Den Satz „Du bist, was du isst“ hat wohl jeder schon einmal gehört. Für uns ist Essen aber nicht nur so wichtig, weil es entscheidend ist, was man seinem Körper zuführt und wie man ihn nährt, sondern auch weil es so spannend ist. Die Möglichkeiten sind quasi grenzenlos und es gibt immer wieder so viel neues zu entdecken. Kulinarik ist für uns ein wichtiger Bestandteil des Alltags, die Liebe zum Rohprodukt, das man verarbeiten darf und einfach Genuss pur.
Wie würdet ihr euren Kochstil beschreiben?
Wir kochen beide gerne ohne Rezept, experimentieren und testen Neues. Wir suchen uns auch gerne Rezepte heraus, um grobe Richtwerte zu haben und passen sie dann so an, dass wir zu 100 Prozent von dem jeweiligen Gericht überzeugt sind. Generell gilt für uns in der Küche „Alles ist möglich“ und „Alles ist erlaubt“. Es gibt nicht nur falsch und richtig. Kochen ist so vielseitig, so spannend und kreativ und es gibt immer etwas Neues zu entdecken!
Worauf legt ihr Wert bei der Auswahl eurer Lebensmittel?
Wir arbeiten beide am liebsten mit dem Rohprodukt. Fertigpackungen, Tütenprodukte und Co. kommen uns gar nicht erst in die Küche. Uns ist wichtig, dass die Lebensmittel, die wir verarbeiten, nach Möglichkeit regional und saisonal sind und achten immer darauf, dass uns nur frische Lebensmittel ohne Zusatzstoffe und andere Additive in den Kochtopf wandern.
Wo sammelt ihr am liebsten Inspirationen für eure Rezepte?
Wir nutzen beide sehr gerne die App Pinterest und sammeln dort in verschiedenen Boards Rezepte bzw. Bilder. Unser Schreibverlauf besteht regelmäßig aus unzähligen Bildern und Rezepten oder Ideen, die uns spontan so kommen. Am liebsten holen wir uns direkt beim Einkauf auf dem Markt Inspiration, wenn man das frische, saisonale Produkt direkt vor der Nase hat oder hoffentlich bald wieder auf Reisen. Auch hier ist uns der gemeinsame Austausch sehr wichtig. Die eine hat zum Beispiel Idee x für ein Gericht und der anderen fällt dann sofort eine weitere Komponente ein, die dazu passt oder ausgetauscht werden könnte. So ein Brainstorming gibt es bei uns regelmäßig und manchmal wird dann auch einfach ohne genaues Rezept drauf los gekocht und getestet.
Worauf kann ich mich freuen, wenn ich euch als Caterer buche oder an einem Eventabend teilnehme?
Definitiv auf ein geschmackliches Erlebnis und einen unkomplizierten, tollen Abend mit Freunden oder der Familie. Uns ist wichtig, dass die Caterings immer auf die jeweiligen Vorlieben angepasst und kulinarisch abgestimmt sind. Wir versuchen stets, jeden individuellen Wunsch bestmöglich umzusetzen und auf jeden Kunden einzeln einzugehen. Deshalb arbeiten wir bei der Erstellung des Caterings auch immer eng mit dem Kunden zusammen und passen unser Angebot so lange an, bis alles zu 100 Prozent zum jeweiligen Anlass passt. Bei den Eventabenden genießen unsere Gäste vor allem die Wohnzimmer-Atmosphäre und die gelassene Stimmung. Wir freuen uns auch schon sehr darauf, wenn unsere Eventreihen wieder fortgeführt werden können.
Man kann bei euch auch ein privates Dinner in den eigenen vier Wänden buchen. Wie läuft so ein Abend ab?
Zu Beginn wird natürlich erstmal besprochen, in welchem Rahmen das ganze stattfinden soll und was für ein Menü gewünscht ist. Bei der Erstellung des Menüs lassen wir dann unserer Kreativität freien Lauf und finden ein Menü, das perfekt zum Abend passt. Vor Ort wird dann nur noch alles zu Ende gekocht und der jeweilige Gang serviert. Auch um die Deko, die passende Weinbegleitung und das Geschirr kümmern wir uns sehr gerne. Uns ist wichtig, dass der Abend genau so wird, wie der Kunde sich das wünscht. Egal ob bei den einzelnen Speisen oder dem Zeitplan.
„Fertigpackungen, Tütenprodukte und Co. kommen uns gar nicht erst in die Küche“
Ihr wart lange auf der Suche nach einer Immobilie für euer Start-up, jetzt seid ihr mit dem co:Lab in der Hindemithstraße fündig geworden. Wie kam es dazu?
Das Konzept hinter dem co:Lab ist uns schon lange vertraut. Die vorherigen Besitzer waren ja Michael und Tobi vom District V und durch unseren Job dort kannten wir das co:Lab bereits sehr gut. Im vergangenen Sommer hatten wir dort auch unsere Brunch-Eventreihe im wunderschönen Garten des co:Labs. Nachdem wir länger auf der Suche nach einer passenden Immobilie waren und auch im vergangenen Herbst schon fast etwas anderes angemietet hätten, sind die Jungs dann Ende letzten Jahres das erste Mal auf uns zugekommen. Durch die aktuelle Pandemie und bis so etwas dann wirklich einmal spruchreif ist dauert es natürlich seine Zeit. Nun sind wir aber seit dem 1. April sehr froh darüber, offiziell die neuen Mieter des co:Labs zu sein.
Aktuell herrscht im co:Lab noch Baustellen-Atmosphäre. Was habt ihr für euren neuen Hauptsitz alles geplant?
Am Konzept an sich, mit dem Café mit Tagesgeschäft, dem Coworking Space und den Seminar- und Workshopräumen wird sich so erstmal nicht viel ändern. Unser persönliches Herzstück des co:Labs wird die neue Küche sein, von der wir dann das co:Lab und alle Events und Caterings bekochen werden. Auch die einzelnen Räume werden aktuell neu hergerichtet und gestaltet und im Café selber möchten wir das Mittagsangebot ein wenig erweitern. Wir werden natürlich weiterhin die Kafferöstungen von District V in unserem Café verwenden und möchten unbedingt das einzigartige Flair, das das co:Lab bereits hat, bewahren.
Lisa, du hast auch schon bei der Fernsehsendung Masterchef teilgenommen und dich dort unter 30 Bewerber*innen bis auf den 4. Platz durchgesetzt. Wie kam es dazu und wie hast du die Zeit dort erlebt?
Lisa: Meine Leidenschaft fürs Kochen war schon immer groß. Früher bin ich immer bei der Oma auf der Küchentheke gesessen und hab ihr fleißig beim Kochen geholfen. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich weiter dran geblieben bin und im Laufe der Zeit viele verschiedene Gerichte ausprobiert habe. Irgendwann habe ich auf Facebook gesehen, dass man sich für Masterchef bewerben kann. Zu der Zeit habe ich gerade meine Bachelorarbeit geschrieben – was liegt da näher als sich zur Prokrastination bei Masterchef zu bewerben? Nie hätte ich damit gerechnet überhaupt zum Casting eingeladen zu werden. Dann ging es auch recht schnell schon mit den Dreharbeiten los und ich war mitten drin. Es hat mir richtig viel Spaß gemacht, von Runde zu Runde weiter kochen zu dürfen, es war aber gleichzeitig auch super anstrengend, weil die Drehtage doch ziemlich lang waren. Kulinarisch konnte ich mich auf jeden Fall weiterentwickeln. Einerseits haben mich meine Mitstreiter inspiriert, wir haben uns ja während der Pausen immer ausgetauscht, andererseits haben uns auch die Juroren und Gastköche immer richtig gute Tipps und Tricks gezeigt, damit wir uns weiter verbessern können.
„LisaLi war von Anfang an ein absolutes Passion Project“
Ihr habt LisaLi während der Pandemie gegründet. Hat das euren Start erschwert?
Natürlich war uns von Anfang an klar, dass wir als Gastronomen durch die Beschränkungen irgendwie Abstriche machen werden müssen. Als wir letztes Jahr im Juni gegründet haben, war die Pandemie ja schon omnipräsent, es war nur noch nicht wirklich abzusehen, wie und in welcher Form sich das Pandemiegeschehen entwickeln wird. Uns ist die Gesundheit unserer Gäste und unsere eigene das Allerheiligste, weshalb wir immer wieder versucht haben, flexibel zu bleiben und uns den aktuellen Regularien anzupassen. Letzten Sommer war das auch sehr gut umsetzbar auf unseren Events. Mit dem Beginn der zweiten Welle in den Herbst hinein haben wir dann schon auf Veranstaltungen verzichtet, obwohl dies noch gar nicht nötig war. Natürlich ist die aktuelle Situation für die Gastronomie- und Eventbranche desaströs, wir sind dennoch sehr dankbar dafür, dass wir durch die To-Go-Brunchboxen und kleinere Caterings oder Menüs trotzdem aktiv bleiben konnten und können. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass die Situation nicht manchmal frustrierend ist und man nicht gerne all seine Ideen sofort umsetzen und mit neuen Konzepten an den Start gehen würde. Auch unseren neuen Laden würden wir natürlich am liebsten sofort ganz normal eröffnen, gerade weil wir uns auf eine große Eröffnungsfeier gefreut hätten. Aber wir stecken nun mal alle gemeinsam in dieser Pandemie und wenn wir alle an einem Strang ziehen, umsichtig sind und an den Schutz der jeweils anderen denken, werden wir es nun hoffentlich bald gemeinsam als Gesellschaft durch diese Pandemie schaffen.
Wo würdet ihr mit LisaLi gerne in fünf Jahren stehen?
Das ist eine schwierige Frage. Vor genau einem Jahr hätten wir niemals gedacht, dass wir mal das co:Lab übernehmen und bald mit eigener Küche, so vielen Räumlichkeiten und eigenen Angestellten an den Start gehen würden. Lisa war bis letzten Herbst noch in einem Vollzeitjob im Audi Sportpark tätig und Lilly hat damals noch Jura in München studiert – das ist beides nun passé. LisaLi war von Anfang an ein absolutes Passion Project, mit dem wir quasi unser Hobby zum Beruf gemacht haben. Die Erfahrungen, die wir aktuell sammeln, die tollen Menschen, die wir kennen lernen und mit denen wir zusammen arbeiten dürfen und die Projekte, die wir realisieren wollen, sind immer wieder Ansporn dafür, LisaLi weiter voran zu treiben. Wir haben auf jeden Fall jede Menge Ideen und Vorstellungen, in welche Richtung LisaLi noch gehen könnte. Das co:Lab by LisaLi ist nun der nächste Schritt in diese Richtung. Viele Sachen sind allerdings erst final realisierbar, sobald die Gastronomie wieder eröffnen darf. Bis dahin planen wir einfach weiter und sammeln Ideen. Uns ist wichtig, dass wir weiterhin tun was wir lieben und Spaß daran haben, diese Ideen umzusetzen. Wir glauben auch, dass man merkt, dass wir mit Freude kochen und den Kontakt mit unseren Gästen sehr schätzen.
Lisa und Lilly, vielen Dank für die Einblicke in euer Start-up und viel Erfolg für euren weiteren Weg.
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