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Martin Wolf im Interview

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Martin Wolf im Interview

Fotos: privat

Knapp 9 Jahre lang leitete Martin Wolf als oberster Beamter den Landkreis Pfaffenhofen. Eigentlich hätte er noch drei Jahre im Amt bleiben können, doch er trat vorzeitig zurück und übergab den Posten an seinen Nachfolger Albert Gürtner. Mit espresso spricht er über die Gründe seines vorzeitigen Rücktritts, seinen neuen Job im Landwirtschaftsministerium und den Unfall, der sein Leben nachhaltig verändert hat.

Herr Wolf, wie geht es Ihnen?

Mir geht es gut. Ich bin zufrieden mit dem Abschluss meiner Landratszeit und ich bin gut in meine neue Tätigkeit im Marketingbereich des Landwirtschaftsministeriums gestartet.

Welche Rolle übernehmen Sie dort jetzt konkret?

Meine Funktion ist RLM, das heißt Referent für “Regionale Lebensmittel“. Schwerpunktmäßig geht es zunächst um Gemeinschaftsverpflegung, also Großküchen. Die sollen überwiegend mit Lebensmittel aus der Heimat versorgt werden.

Wie blicken Sie auf Ihre Zeit als Landrat in Pfaffenhofen zurück? Was waren für Sie die wichtigsten Themen, auf welche Erfolge sind Sie rückblickend besonders stolz?

Die Zeit als Landrat erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit. Wesentlich war sicher das Zusammenschweißen der Region Ingolstadt mit drei Landkreisen und der kreisfreien Stadt. Täglich wird es spürbar für die Menschen in vielen Projekten, z.B. im regionalen Corona-Bewältigungskonzept, im Rettungszweckverband, in der Müllentsorgung oder in den zwei Digialsierungszentren in Ingolstadt und demnächst in Manching. Dagegen sind unsere Baumaßnahmen für Landratsamt oder Schulen vergleichsweise normal und selbstverständlich.
Martin Wolf mit der damaligen bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner

2017 sind Sie mir Ihrem Motorrad auf der Autobahn verunglückt. Wie hat sich Ihr Leben dadurch für Sie verändert?

Ich bin konsequenter geworden. Ich weiß nicht alles besser, aber ich engagiere mich nur noch für Projekte, die aus meiner Sicht Sinn machen. Wenn jemand mich als Unterstützer gewinnen will, muss er mich überzeugen.

Wie hat Ihr Umfeld auf diese neuen Wesenszüge reagiert?

Die schon angesprochene Konsequenz empfinden viele als unbequem. Das erschwert die Akzeptanz der Führungsarbeit.
Seine große Leidenschaft Motorradfahren hat Martin Wolf sicherheitshalber eingestellt

Merken Sie heute im Alltag noch Nachwirkungen des Unfalls?

Ja, ich habe Gleichgewichtsprobleme beim Stehen und Gehen zurückbehalten, gottlob nicht beim Sitzen oder Autofahren. Aber sicherheitshalber habe ich das Motorradfahren eingestellt. Es fehlt mir sehr.

Sie haben nach dem Koma direkt wieder als Landrat kandidiert und die Wahl mit großem Abstand gewonnen. Warum haben Sie sich damals keine Pause gegönnt?

Die Ärzte haben wirkungsvolle Schmerzmittel und ich fühlte mich im Wachzustand voll handlungsfähig. Da betrügt einen der eigene Körper. Ich musste immer wieder zurückgehalten werden, damit ich nicht schon nach drei Monaten in die Arbeit gehe.

Nach Ihrer Rückkehr ins Amt konnte man bei Ihnen ein Umdenken beobachten. Digitalisierung und Klimawandel wurden Ihnen wichtiger, so schien es von außen. Wie kam es dazu?

Diese beiden Themen sind entscheidend für Existenz und Wohlstand einer künftigen Gesellschaft. Bei Digitalisierung ist die Konkurrenz weltweit groß. Wer keine Rohstoffe hat, macht das. Der Klimawandel ist schneller zum Existenzthema geworden, als ich es selbst erwartet hatte.

Warum haben Sie sich schließlich dann doch dazu entschieden, nicht noch einmal als Landratskandidat anzutreten?

Ich bin 64 Jahre alt, eine Wahlperiode dauert sechs Jahre. Ein Rentner kann diese Zukunftsthemen nicht glaubwürdig gestalten.

Werden Sie weiterhin politisch aktiv bleiben?

Nein, ich habe mich mit voller Absicht komplett zurückgezogen. Die Gefahr als ewig gestriger Besserwisser eingeschätzt zu werden, ist zu groß.

Gibt es etwas, das Sie Ihrem Nachfolger Albert Gürtner von den Freien Wählern jetzt gerne mit auf den Weg geben würden?

Ich bin vor 24 Jahren in die Kommunalpolitik gegangen, weil ich gesehen habe, wie sich Kommunalpolitiker in ihrem Amt auf Kosten der Steuerzahler bereichert haben, zum Beispiel bei Dienstfahrzeugen oder Baugrundstücken. Da erwarte ich von meinem Nachfolger eine besondere Vorsicht. Sonst kann nichts passieren. Die Fachleute und die Kommunalpolitiker kommen, mit wenigen Ausnahmen, mehrheitlich immer auf die richtigen Lösungen – wenn sie fleißig sind.

Welche Pläne haben Sie sich für die Zukunft gemacht?

Zunächst habe ich wie jeder andere noch 15 Monate zu arbeiten, damit ich rentenfähig bin. Die Zeit will ich nutzen, um die Aktivitäten für hernach zu planen. Ich bin einfach froh, wieder arbeiten zu können. Privat gehe ich gerne in Rock/Pop -Konzerte. Ich hatte Sommer-Karten für Udo Lindenberg, Kieth Urban und Reinhard Fendrich. Das ist leider alles verschoben.

Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr noch besonders?

Dass die einjährigen Zwillingsbuben von unserem Sohn in unserem Garten robben und im Gartenteich bei zwei cm Wassertiefe plantschen.

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