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Mit dem Campervan durch Europa
Die beiden Ingolstädterinnen Sandra-Isabel Knobloch und Tina Gronert sind am liebsten in ihrem kleinen fahrbaren Hotel auf vier Rädern unterwegs. Im Interview erzählen sie von ihren zahlreichen Reiseabenteuern, die sie auf ihren Touren quer durch Europa erlebt haben.
Sandra und Tina
Tina und Sandra, ihr habt mit eurem Van schon so einige Länder unsicher gemacht. Wann ist bei euch der Wunsch entstanden, die Welt auf diese Weise zu erkunden?
Wir waren beide sowieso noch nie die typischen All-Inclusive-Urlauber, sondern immer schon Fans von Individualreisen, sei es in Zelt, Hütten oder Ferienhäusern. So stand plötzlich aufgrund verschiedener Lebensumstände 2013 die Anschaffung eines Vans im Raum und wir haben gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit unserem Van sind wir beweglich und sehen unterwegs viel mehr von Land und Leuten – und auch wenn es abgedroschen klingt: der Weg ist das Ziel! So wollen wir auf unseren Roadtrips Europa im doppelten Sinne unmittelbar erfahren.
Worauf habt ihr bei der Ausstattung eures kleinen Campers besonderen Wert gelegt?
Besonderen Wert haben wir auf einen komfortablen Schlafplatz gelegt und dafür lieber auf große Schränke verzichtet. Schließlich verbringen wir im Jahr bis zu 10 Wochen im Camper. Dazu kommt eine kompakte Unterbringung wichtiger Utensilien sowie ein ausbaubares Küchenmodul um den Camper im Alltag auch als Auto nutzen zu können. Für uns war ein leerer Transporter perfekt geeignet zum individuellen Ausbau.
Was gefällt euch am Van-Life am meisten?
Es ist wirklich genial, dass wir unser Zuhause immer dabei haben, egal wo wir sind – wenn es also mal auf einem Camping- oder Stellplatz nicht so schön sein sollte, machen wir einfach die Vorhänge zu und sind da, wo wir uns wohlfühlen. Außerdem sind wir irgendwie immer an der frischen Luft und haben trotzdem ein festes Dach über dem Kopf. Wir können mit dem Camper den jeweiligen Ländern auf Augenhöhe begegnen und rauschen nicht einfach nur irgendwo dran vorbei, sondern sind offen für Abzweigungen und spontane Zwischenstopps.
ISLAND
Gibt es auch negative Aspekte?
Eigentlich kaum, wir stellen lediglich fest, dass der Campervan-Boom auch schon mal zu überfüllten Campingplätzen führt, außerdem stehen viele Neu-Camper gerne mal kostenlos irgendwo „wild“ über Nacht und hinterlassen Müll an Plätzen, die vorher kaum frequentiert waren. Damit ist das Image der großen Reisefreiheit auf vier Rädern ein wenig angekratzt und wir achten darauf, uns davon zu distanzieren.
Welche Länder habt ihr schon bereist und wo hat es euch bisher am besten gefallen?
Wir waren mit dem Campervan seit 2013 in Island, Andalusien, Portugal, Sizilien, Korsika, Österreich, Slowenien, England, Wales, Schottland, Nordirland, Norwegen, Finnland, Schweden, Lappland, Estland, Lettland und Litauen unterwegs. Jedes einzelne der bereisten Länder hat uns bisher sehr gut gefallen, auch wenn es überall neben den wunderschönen Dingen auch weniger attraktive Seiten gibt. Wir setzen uns vorab und während der Roadtrips sehr intensiv mit den Ländern auseinander und lesen viele Reiseführer und Zusatz-Lektüren, um ein fundiertes Hintergrundwissen über Kultur, Kulinarik, Natur und Besonderheiten der Bevölkerung zu erlangen.
Auf euren Reisen habt ihr bestimmt so einiges erlebt, zu viel, um es in ein paar Zeilen aufzuschreiben. Trotzdem: An welche Erlebnisse erinnert ihr euch immer wieder gerne zurück? Unsere erinnerungswürdigsten Momente waren:
– im Nirgendwo hinter Kiruna in schwedisch Lappland bei minus 35 Grad nachts im knirschenden Schnee Nordlichter zu jagen
– von einem schmalen Pfad hinter einem Wasserfall in Island in den Sonnenuntergang zu schauen
– sich als Dorlewohner in Sizilien zu fühlen und am Fischkutter unter Einheimischen frisch gefangene Scampi zu kaufen
– die Braemar Highland Games in Schottland anzuschauen und der Queen und Prinz Charles zu zuwinken
– in Estland in die Welt der Altgläubigen einzutauchen, sich in einem Lokal in die Vergangenheit zurückversetzt zu fühlen und fantastische Fisch- und Zwiebel-Gerichte zu verkosten
– in schwedisch Lappland zufällig in einem Sami-Zentrum zu einem Vortrag über die Ausbeutung der Rohstoffe des Landes eingeladen zu werden und dabei die Sängerin Sofia Jannok hautnah zu erleben.
SCHOTTLAND
Ihr habt unterwegs bestimmt auch interessante Menschen getroffen. Welche Geschichte ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
Wir wollten eigentlich nur durch den Laden der Islay Woollen Mill auf der schottischen Insel Islay bummeln und ein wenig Woll- und Tweed-Mitbringsel shoppen. Da fragte plötzlich ein älterer Herr, ob er uns eine kleine Führung anbieten könne. Dieser Mann, welcher uns begeistert und fast ein wenig im typisch britischen Understatement die Webstühle im Dachgeschoss präsentierte, hieß Gordon Covell und hat unter anderem den Tweed der Kostüme für Braveheart, Rob Roy, Forrest Gump und Big Friendly Giant hergestellt.
Welches Land hat euch total überrascht?
Tatsächlich waren wir ein wenig von Österreich überrascht, was wir, wie viele andere vielleicht auch, immer nur mit den Alpen oder Wien in Verbindung gebracht hatten. Dabei ist Österreich ein Land, das so nah liegt und trotz der geringen Größe abseits der ausgetrampelten touristischen Pfade viel zu bieten hat, beispielsweise das Waldviertel an der tschechischen Grenze oder die Römersiedlung Carnuntum in den Donau-Auen Richtung Slowakei.
Hat das Reisen mit dem Van euren Blick auf die Welt verändert? Wir haben festgestellt, dass von Nord bis Süd, von Ost bis West viele Länder in Europa sich in kulturellen Punkten wie Musik, Sprache oder Traditionen ähneln. Und auch kulinarisch betrachtet haben viele Gerichte einfach nur andere Namen aber ähnliche Zutaten. Diese Gemeinsamkeiten zeigen, dass Europa tatsächlich in vielen Dingen eins ist!
LAPPLAND
Wie hat sich eure Beziehung zueinander verändert?
Wir sind ein super Roadtrip-Team und auf Reisen perfekt aufeinander eingespielt, es verbindet uns zu 100 Prozent und stärkt die Beziehung durch die gemeinsamen Erlebnisse. Wir entwickeln uns sowohl jeder für sich als auch gemeinsam in vielerlei Hinsicht auf den Reisen weiter, da wir unseren Horizont in jedem einzelnen Land erweitern und dabei mit freiem Geist kreative Ideen für unsere gemeinsame Zukunft schmieden können.
Fühlt ihr euch manchmal eingeengt oder vermisst einen gewissen Luxus?
Nein, ganz im Gegenteil – der Minimalismus ist für uns gerade der Luxus schlechthin! Jedes mal, wenn wir nach Hause kommen, haben wir das dringende Bedürfnis, auszumisten. Eingeengt fühlen wir uns überhaupt nicht, weil Alles und Jeder seinen Platz hat und wir uns so auch auf kleinstem Raum Rückzugsorte schaffen können.
Ihr habt auch einen eigenen Reiseblog, the-euroamers.eu, auf dem ihr eure Gedanken und Erlebnisse teilt. Warum war es euch wichtig, auch andere an euren Reisen teilhaben zu lassen?
Den Reiseblog haben wir unter anderem ins Leben gerufen, weil wir im Freundes- und Bekanntenkreis nach jeder Reise immer umfangreich in Wort und Bild „Bericht erstatten“ sollten und Einige zudem noch spezielle Tipps entweder für die Ausstattung des Vans oder für ihre Reiseplanung in ein von uns bereistes Land erhalten wollten. Da haben wir gemerkt, dass unsere Art zu Reisen wohl allgemeines Interesse weckt und dass wir in diesem Sinne die ganzen Hintergrundinformationen dann auch direkt einem breiteren Publikum zugängig machen könnten.
SIZILIEN
Welche Reise plant ihr aktuell?
Wir würden gerne die Republik Irland erkunden – heuer war die Anreise aufgrund von Brexit und Pandemie nur mühsam zu organisieren. Daher haben wir uns umentschieden. In Irland reizt uns neben der Lage im Atlantik mit tollen Küstenabschnitten vor allem die Musik in den Pubs, was ja bisher dort wie hier aufgrund der Pandemie auf Eis gelegt war.
Gibt es für euch ein „zu alt“ für eure Art zu reisen oder würdet ihr das Vanlife grundsätzlich jedem empfehlen? Oder anders gefragt: Könnt ihr euch vorstellen, irgendwann ganz darauf zu verzichten?
Zu alt, mit dem Van zu reisen, ist man eigentlich nie. Natürlich würden wir das Vanlife jedem empfehlen, der bereit ist, sich den speziellen Herausforderungen zu stellen: tatsächlich haben wir wie gesagt schon einige Freunde und Bekannte beraten und missioniert. Wir können uns nicht vorstellen, darauf zu verzichten, weil es für uns die ehrlichste und schönste Art ist, Europa in all seinen Facetten kennenzulernen!
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